Die Queen kichert in der ersten Reihe wie ein kleines Schulmädchen, neben ihr die strahlende "Modekönigin" Anna Wintourvom "Vogue"-Magazin mit riesiger Sonnenbrille auf der Nase. Selten hat man Königin Elizabeth II. so gelöst gesehen wie bei der Londoner Fashion Week vor wenigen Wochen. Die Modenschau schien die Monarchin im hellblauen Kostüm zu amüsieren. Erstaunlich jung wirkte sie auf dem Event: Dabei wird sie am 21. April 92 Jahre alt.
Dass sie so gut beieinander ist, liegt sicherlich auch in den Genen. Ihre Mutter, meist nur Queen Mum genannt, wurde 101 Jahre. Trotz aller Rüstigkeit: So einfach wie auf der Modenschau fällt Elizabeth II. längst nicht mehr jeder offizielle Termin: Klein und gebeugt sieht sie aus der Nähe aus. Beim langsamen Gehen suchen ihre Augen den Boden nach Unebenheiten und Treppen nach sicheren Handläufen ab.
Enorm pflichtbewusst
Aber sie ist enorm pflichtbewusst und kämpft: Einen Tag nach ihrem Geburtstag wird sie sogar den Startschuss für den London-Marathon in Windsor Castle geben, an dem 40.000 Läufer teilnehmen. Allerdings reduziert die Queen zunehmend ihre Verpflichtungen - die jüngeren Royals übernehmen für sie mehr und mehr Termine. Demnächst bekommt sie weitere Unterstützung: US-Schauspielerin Meghan Markle, die sich seit Jahren für Frauenrechte einsetzt, wird Prinz Harry am 19. Mai heiraten. Schon jetzt ist klar: Das Paar kommt beim Volk gut an.
Zum Geburtstag der Königin wird es am 21. April ein Konzert mit vielen Stars in der Londoner Royal Albert Hall geben. Auftreten werden etwa Tom Jones, Kylie Minogue, Craig David und Sting. "Nicht viele 92-Jährige bekommen so ein heißes Ticket zum Geburtstag", schrieb das US-Magazin "Time". Die BBC wird das Konzert live übertragen. Es werden dem Sender zufolge mehrere Royals dabei sein.
Das große Geburtstagsfest der Queen - die Parade "Trooping The Colour" - ist erst im Juni. Denn dann ist das Wetter besser. Die Parade vermittelt stets einen Hauch von Empire.
Ob auch der 96-jährige Prinz Philipan der Seite seiner Frau bei den Feierlichkeiten dabei sein wird? 70 Jahre sind sie schon verheiratet - länger als jedes andere Monarchenpaar in Großbritannien.
Philip ist im vergangenen Jahr in Pension gegangen und begleitet die Königin bei offiziellen Anlässen nur noch, wenn er Spaß daran hat und sich fit fühlt. Man sieht den 96-Jährigen nur noch selten. Kürzlich bekam er ein neues Hüftgelenk. Er musste in den vergangenen Jahren hin und wieder ins Krankenhaus, aber meist nur für kurze Zeit.
Im Falle des Falles
Elizabeth II. erfreut sich glücklicherweise recht guter Gesundheit. Dabei wird schon seit mehr als 50 Jahren geplant, was wer wann im Todesfall der Queen zu tun hat, wie die Zeitung "The Guardian" berichtete. Seit etwa 20 Jahren werde daran bis ins letzte Detail gefeilt. Inzwischen treffen sich die Beteiligten, darunter Regierungsvertreter, schon zwei- bis dreimal im Jahr, heißt es.
Wie rüstig die Königin noch ist, zeigte sie vor drei Monaten im Fernsehen. Die BBC sendete eine Dokumentation zu ihrem 65. Krönungsjubiläum samt einem Gespräch mit ihr. Ihre Stimme war zwar etwas brüchig, aber: Sie war klar bei Verstand, manchmal etwas energisch und auch humorvoll: So sei die Fahrt in der goldverzierten Kutsche aus dem 18. Jahrhundert zur Westminster Abbey "schrecklich" gewesen, weil sie praktisch nur auf mit Leder überzogenen Sprungfedern gesessen habe. Und eine schwere Krone zu tragen sei ebenfalls ziemlich unbequem. Man müsse den Kopf ganz still halten. "Sonst kann man sich den Hals brechen und die Krone fällt herunter."
Erst ihr Besuch kürzlich bei der Modenschau des britischen Designers Richard Quinn, bei der die Models ziemlich schrille Kreationen und kunterbunte Motorradhelme trugen. Jetzt ein Mega-Konzert zum Geburtstag mit Popstars und Rappern: "Es ist offiziell", schrieb das Magazin "Time" bewundernd. "Die Queen wird jedes Jahr cooler."