Mit einem Staatsbankett im prunkvollen Spiegelsaal von Schloss Versailles haben der britische König Charles III. und seine Frau Camilla am Mittwoch den ersten Tag ihres dreitägigen Staatsbesuchs in Frankreich beendet. Begonnen hatte er mit einer Gedenkfeier für die Weltkriegstoten und einem Empfang im Élysée-Palast. Der Besuch des Königspaares war ursprünglich für März geplant gewesen, aber wegen der damaligen heftigen Proteste gegen die Pensionsreform verschoben worden.
Ziel des Staatsbesuchs sei es, die guten Beziehungen der beiden Länder zu bekräftigten, hatte der Élysée vor Beginn der Visite betont. Der Brexit und der Dauerstreit um die Flüchtlinge, die den Ärmelkanal in Richtung Großbritannien überqueren, hatten das Verhältnis in den vergangenen Jahren belastet. Seit dem Amtsantritt des Premierministers Rishi Sunak im vergangenen Jahr hat sich das Verhältnis aber verbessert.
"Hommage an die Vergangenheit"
Auf die manchmal schwierigen Beziehungen ging Macron am Abend auch bei seiner kurzen Rede zum Staatsbankett ein. Er zeigte sich zuversichtlich, dass Frankreich und Großbritannien trotz der durch den Brexit verursachten Spannungen die Herausforderungen der modernen Welt meistern werden. Den Besuch des britischen Monarchen nannte er eine "Hommage an unsere Vergangenheit" und "Garantie für die Zukunft". Charles III. erwiderte in seinem Toast, es sei die Aufgabe aller, "unsere Freundschaft neu zu beleben, um sicherzustellen, dass sie für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gewappnet ist".
Das Königspaar hatte noch vor ihrer Ankunft in Paris auf Twitter (X) geschrieben, dass sie sich auf ihren Aufenthalt in Paris und Bordeaux freuten. Als König sei es der erste Staatsbesuch in Frankreich – "ein Land, für das wir beide größte Liebe und Bewunderung haben".
Empfang in Paris
Zu Beginn des Besuchs wurde das Königspaar am frühen Nachmittag von Premierministerin Élisabeth Borne am Flughafen Orly empfangen. Später empfing Macron das Königspaar am Pariser Triumphbogen. Die beiden Staatsoberhäupter fachten gemeinsam die Gedenkflamme für die Toten der beiden Weltkriege an.
Gemeinsam fuhren Monarch und Präsident die mit den Flaggen beider Länder geschmückte Pariser Prachtstraße Champs-Élysées hinunter. Sie überquerten auch den Place de la Concorde, wo während der Französischen Revolution Ludwig XVI., der letzte König des Ancien Régime, enthauptet wurde.
Im Élysée zogen sich der König und der Präsident zu einem bilateralen Treffen zurück. Am Abend dann wurden Charles und Camilla von Macron und seiner Frau Brigitte vor dem früheren Königsschloss in Versailles empfangen und in den Saal geleitet. Königin und Première Dame trugen dabei dunkelblaue lange Roben, als hätten sie sich abgesprochen.
Auf dem Menü standen Hummer, Blesshuhn und ein Macaron mit Himbeerkompott, zubereitet von französischen Spitzenköchen. Auf der Gästeliste standen unter anderem der Rocksänger Mick Jagger, der Schauspieler Hugh Grant sowie der reichste Mann der Welt, der französische Luxusmagnat Bernard Arnault.
Neues Protokoll
Dass das Staatsbankett im prunkvollen Spiegelsaal von Schloss Versailles stattfinden sollte, hatte bei der Opposition Kritik ausgelöst. Der Élysée-Palast betonte, dass es eine Hommage an die vor einem Jahr gestorbene Königin Elizabeth II. sei, die 1957 ebenfalls in Versailles zum Staatsbankett geladen war.
Am Donnerstag und Freitag wollen Charles III. und Camilla unter anderem die Pariser Kathedrale Notre-Dame und ein Bio-Weingut bei Bordeaux besuchen. Der König will zudem eine Rede im französischen Senat halten und an einer Podiumsdiskussion zum Klimawandel im Pariser Naturkunde-Museum teilnehmen.
Bei allem Beharren auf ihrer republikanischen Tradition haben viele Franzosen dennoch ein Herz für Monarchen anderer Länder und verfolgen deren Schicksale in Klatschzeitschriften. Begeistert wiesen Kommentatoren in Frankreich am Mittwoch darauf hin, dass Macron wiederholt die Schulter von Charles berührte und Brigitte Macron Camilla küsste – ein neues Protokoll, das unter der eher zurückhaltenden Queen undenkbar gewesen wäre.