Dass Pamela Anderson mit 56 Jahren noch einmal richtig durchstarten und ein Vorbild für Generationen von Frauen werden würde, hätte sie selbst nicht gedacht. Designer und Marken reißen sich derzeit um den ehemaligen "Baywatch"-Star, unter anderem eröffnete sie die "Hugo Boss"-Show und ist das Gesicht des Kleiderlabels "Arizia". Für die Aufnahmen posierte sie an ihrem Lieblingsort – ihrem Garten auf Vancouver Island in Kanada.
Doku zeigte neue Seite
Nach ihrer viel beachteten Netflix-Doku "Love, Pamela" erfand sich die 90er-Ikone kurzerhand neu. Vielleicht war es auch immer ihr wahres Ich – gut versteckt unter einer dicken Schicht Make-up und auffallenden Outfits. Dass Pamela neben den Themen, mit denen sie in die Schlagzeilen geriet – Sex-Videos oder Liebes-Dramen – privat ein häusliches Leben als alleinerziehende Mutter zweier Söhne führte und sich als Aktivistin für Tierwohl und Menschenrechte einsetzte, war weit weniger bekannt. Sie überwand Schicksalsschläge, machte Fehler und stellte sich selbstkritisch und resilient ihren Dämonen.
Seit einigen Jahren lebt die langjährige Veganerin auf ihrem Anwesen auf Vancouver Island, welches sich seit Generationen im Besitz ihrer Familie befindet. Die Schauspielerin renovierte es behutsam und legte einen riesengroßen Garten an. Auf ihrem Instagram-Kanal zeigt sie sich regelmäßig mit ihrer prachtvollen Ernte, in Gummistiefeln inmitten von Rosen oder beim Rasenmähen. Ein zurückgezogenes, naturverbundenes Leben, ohne Männer, nur mit ihren Hunden und in der Gesellschaft ihrer Söhne Brandon und Dylan.
So radikal sie vorher einem überzeichneten, grellen Frauentyp entsprach, so radikal begegnet sie nun dem Älterwerden als Frau in einer auf Jugendwahn geprägten Gesellschaft. Völlig ungeschminkt, mit zerzausten Haaren war sie in ihrer Dokumentation zu sehen und begeisterte mit Authentizität, Verletzlichkeit und Selbstironie ein Millionenpublikum.
Natürlichkeit als "Akt der Rebellion"
"Ich glaube, wir fangen alle an ein wenig komisch auszusehen, wenn wir älter werden. Ich stehe manchmal lachend vor dem Spiegel und denke mir ... was passiert da mit mir. Letztendlich müssen wir das Altern akzeptieren, wir können es nicht aufhalten, also warum sollten wir es nicht zelebrieren", sagt die Kanadierin in einem Interview mit der Zeitschrift "Elle". Ihr Image neu zu erfinden war für sie ein "Akt der Rebellion, eine Reise", aber "wunderbar befreiend". Ich liebe ältere Menschen und fürchte mich nicht selbst einer zu sein. Wenn ich Frauen etwas weitergeben möchte, dann, dass es ok ist, sich glücklich und sexy zu fühlen – egal wie alt man ist.
Dass sie durch ihre seichten Rollen oft unterschätzt wurde, ist ihr bewusst. Einen Satz, den sie nie vergaß, sagte ihr Schauspiel-Kollegin Susanne Sommers einmal: "Man kann keine dumme Blondine sein, wenn man eine dumme Blondine spielt." Anstatt sich beleidigt aus dem Business zurückzuziehen, gefiel ihr dieses Image sogar. "Ich dachte immer, dass es ganz gut ist, dass niemand Großes von mir erwartet, so konnte ich Leute immer wieder überraschen. Es war irgendwie ein Vorteil für mich ... und wenn Leute nicht glauben, dass du intelligent bist, nur weil du anders aussiehst, als sie sich das vorstellen, nun, ich hoffe, dass diese Zeiten mittlerweile vorbei sind."