Mit dem Einbruch der Bürgerlichen Dämmerung sind Samstagabend die Hollywood Vampires auf Burg Clam eingeflogen - die dort heimischen putzigen Fledermäuse nahmen vor dem Fast-Vollmond filmreif Reißaus, dafür waren rund 12.000 Fans gekommen und kreischten sich durch den Abend - vor allem, wenn Hollywood-Star Johnny Depp groß auf den Videowalls oder an der Bühnenkante gar leibhaftig erschien. Insgesamt ein Ereignis, wenn auch nicht schwerpunktmäßig auf der musikalischen Seite.
Konzert mit Spaßfaktor
Die Hollywood Vampires sind eine Spaßband auf hohem Niveau: Die alten Haudegen Alice Cooper - das Mastermind hinter der Partie - und Aerosmith-Gitarrist Joe Perry (72) sowie Tommy Henriksen (59, Gitarre bei Alice Cooper) bilden sozusagen die Core Group. Seit längerem ist auch Hollywood-Star Johnny Depp ("Fluch der Karibik") an Bord, der während der Konzerte diverse Gitarren schultert und manchmal singt, vor allem aber: tatsächlich leibhaftig da ist. Jede Bewegung in Richtung Publikum wurde auf Clam heftig akklamiert. Und das war für den Star sogar etwas mühsam, trug er doch am linken Fuß eine Orthese wegen seiner akuten Knöchelverletzung.
Größere Performance-Vergleiche mit einem Gitarrenhero wie Joe Perry hat Depp live tunlichst vermieden - Depp ist ja nicht blöd. Seine Gesangsparts hat der Schauspieler recht souverän gemeistert, allen voran den David Bowie-Cover "Heroes". Und ganz generell gab der mittlerweile auch schon 60-Jährige an dem Abend einen coolen, aber auch erstaunlich publikumsverbundenen und sympathischen Star. Fazit: Es gebührt ihm sicher der Preis für die beste Nebenrolle.
Kult-Rocker Alice Cooper zeigt, was er kann
Denn der Hauptdarsteller im bunten Vampir-Zirkus ist sicher Shock-Rocker Alice Cooper, dem man seine mittlerweile 75 Jahre zwar bereits seit mehreren Jahrzehnten ansieht, der aber auf der Bühne agil wie eh und je sein Programm abspult. Natürlich spielen auch die Hollywood Vampires Alice-Cooper-Songs, zudem mittlerweile - vor allem seit dem aktuellen Album "Rise" - auch neue Hollywood-Vampire-Songs, die im Großen und Ganzen wie neue Alice-Cooper-Songs klingen, die wiederum wie die alten Alice-Cooper-Hits klingen; also meist recht passable Rock-Hadern abgeben.
Am besten haben aber erwartungsgemäß die Hit-Covers funktioniert, nicht nur Bowies' "Heroes", sondern auch "The Jack" (AC/DC) und erstaunlicherweise der Who-Klassiker "Baba O'Reily" sowie "Break On Through (To The Other Side)" von den Doors. Beim Aerosmith-Song "Walk This Way" wurde der Mangel an Steven Tyler's schneidender Stimme leider trotz der scharfen Riffe von Joe Perry deutlich.
Aber alles in allem machte die Show der Vampires in 100 Minuten-Hollywood-Länge großen Spaß. Im Endeffekt konnte nicht einmal die phasenweise fragwürdige Tonqualität dem Erfolg etwas anhaben - denn der Livesound war einer Vampir-Show leider bestens abgepasst: gruselig.
Werner Müllner/APA