Eine Konzertbesucherin, die zum Auftakt der Europatour der Band Rammstein nach Vilnius angereist war, hat vor wenigen Wochen über soziale Netzwerke schwere Anschuldigungen gegen die Band Rammstein erhoben: Sie behauptet, backstage gegen ihren Willen unter Drogen gesetzt worden zu sein.
Seit der Veröffentlichung ihrer Vorwürfe ist viel passiert: Es meldeten sich weitere Frauen, die über ähnliche Erfahrung bei Rammstein-Konzerten berichteten. Mittlerweile hat auch die Berliner Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann eingeleitet. Die Behörde bestätigte, dass wegen "Tatvorwürfen aus dem Bereich der Sexualdelikte und der Abgabe von Betäubungsmitteln" gegen Lindemann ermittelt werde. Am gestrigen Donnerstag wurde nun bekannt, dass Rammsteins Plattenfirma Universal die Marketing- und Promotion-Aktivitäten aussetzt.
Nun meldet sich das erste Mal seit dem Aufkommen der Vorwürfe ein Bandmitglied zu Wort. Drummer Christoph Schneider veröffentlichte ein langes Statement mit den Worten "Meine persönlichen Gedanken und Emotionen zur derzeitigen Situation". "Die Anschuldigungen der letzten Wochen haben uns als Band und mich als Menschen tief erschüttert", schreibt Schneider. "Ich fühle mich wie im Schock durch die Dinge, die in den sozialen Medien und der Presse über unseren Sänger geteilt und gedruckt wurden."
Schneider: "Wir stehen zusammen"
Er glaube aber nicht, dass etwas strafrechtlich Relevantes passiert sei oder etwas Verbotenes vor sich ging. "Alles, was ich von Tills Partys mitbekommen habe, waren erwachsene Menschen, die miteinander gefeiert haben. Und trotzdem sind anscheinend Dinge passiert, die – wenn auch rechtlich ok – ich persönlich nicht in Ordnung finde." Der Schlagzeuger wolle auch klarstellen, dass Lindemanns Partys nichts mit den offiziellen After-Show-Partys zu tun haben. "Till hat sich in den letzten Jahren von uns entfernt und sich seine eigene Blase geschaffen. Mit eigenen Leuten, eigenen Partys, eigenen Projekten."
Und dann schreibt Schneider von seinen Erfahrungen im Backstage-Bereich: "Jedem Gast [...] steht es frei, wieder zu gehen. [...] Alle Flaschen sind versiegelt und werden vor den Augen der Gäste frisch geöffnet oder sie öffnen sich diese selbst. [...] Wir wollen, dass sich all unsere Gäste bei uns wohl und sicher fühlen. Das ist unser Standard."
Er wünsche sich ein ruhiges, besonnenes Reflektieren und Aufarbeiten, in der Band selbst. "Und zwar alle gemeinsam, zu sechst. Wir stehen zusammen."