Dem berühmten und beliebten deutschen Schauspieler und Regisseur Til Schweiger werden Schikanen, starker Alkoholkonsum und Gewaltausbrüche am Filmset von "Manta, Manta – Zwoter Teil" vorgeworfen. Das berichtet das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am Freitag, das mit über 50 Personen aus dem Filmbereich und dem Umfeld Schweigers gesprochen hat. Laut dem Magazin reichen manche Vorwürfe, die mehrere Mitarbeiter erheben, mehr als zehn Jahre zurück.
Mitarbeiter, die 2022 beim Dreh von "Manta, Manta – Zwoter Teil" dabei waren, berichten, dass Schweiger oft schon in der Früh Alkohol getrunken habe und manchmal aggressiv gewesen sei. Schweiger soll einem Mitarbeiter ins Gesicht geschlagen haben, manche Crewmitarbeiter sprechen von einem "Schock-Erlebnis". Der "Fehler" des Angestellten: Er habe dem betrunkenen Regisseur, so die Aussagen, aufgrund dessen Zustands den Zutritt zu einem Drehort verwehrt.
Schon als Schweiger an jenem Tag im Juli 2022 auf dem Weg zum Drehort von „Manta Manta – Zwoter Teil“ war, sollen die Mitarbeiter über Funk gewarnt worden sein: Schweiger sei so betrunken, dass man ihm aus dem Weg gehen, ihm nicht mal in die Augen schauen solle, heißt es im „Spiegel“.
Es soll laut mehreren Mitarbeitern normal gewesen sein, dass Schweiger betrunken herumgeschrien und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschimpft und schikaniert habe.
"Klima der Angst" und Ausraster
Den Recherchen des "Spiegels" zufolge hätten sich zudem an den Sets von Schweiger-Filmen überlange Arbeitszeiten, Unfälle sowie psychisch und körperlich an ihre Grenzen gebrachte Mitarbeiter zuletzt gehäuft. Es wird von einem "Klima der Angst" und "Wutausbrüchen" berichtet. Wenn dem Regisseur etwas nicht gefallen habe, sei er "ständig ausgerastet" und habe Mitarbeiter angeschrien und niedergemacht, so die Aussagen vieler Crewmitglieder. Beschimpfungen wie "Wichser", "Fotze" oder "Verpiss dich" seien am Set normal gewesen.
Eine Betroffene erzählt von verbalen Drangsalierungen seitens des Regisseurs, die zu Angstzuständen und sogar zu einem Krankenhausaufenthalt geführt hätten. Eine junge Komparsin sei bei "Manta, Manta 2" zu einer Szene mit nacktem Oberkörper gedrängt worden – gegen ihren Willen, heißt es weiter. Für viele Mitarbeiter sei das der Auslöser gewesen, mit dem "Spiegel" zu sprechen.
Der "Imperator" und seine "Untertanen"
Der 59-jährige Regisseur wird von Mitarbeitern als "Imperator" bezeichnet, der Menschen am Set wie "Untertanen" behandle, wie ein ehemaliger Vertrauter berichtet. Eine Schauspielerin, die nach eigenen Angaben bereits öfter mit Schweiger gedreht hat, wird so zitiert: "Im Grundgesetz heißt es, die Würde des Menschen ist unantastbar. Nicht an den Sets von Til Schweiger."
Da der Schauspieler, der bei vielen seiner Filme auch Regie führt, große Macht hat, möchten viele der mutmaßlich Betroffenen nicht öffentlich über die Vorwürfe sprechen oder Anzeige erstatten. Mitarbeiter, die bereit waren, mit dem "Spiegel" über Schweigers Verhalten zu sprechen, wollten anonym bleiben.
Auch Unfälle und überlange Dreharbeiten soll es beim Dreh von "Manta, Manta 2" gegeben haben, berichtet der "Spiegel". Constantin Film weist viele der Vorwürfe zurück. Der beschuldigte Til Schweiger lässt alle Vorwürfe dementieren. Es gilt die Unschuldsvermutung.