Er galt Anfang der 2000er als einer der bekanntesten Abenteurer auf den Bildschirmen – Brendan Fraser begeisterte mit Filmen wie "George – Der aus dem Dschungel kam", "Die Mumie" oder "Tintenherz" ein Millionenpublikum. Sein schelmisches Grinsen und die frechen Sprüche punkteten vor allem bei seinen weiblichen Fans. Doch nach seinen unzähligen Filmerfolgen zog sich Fraser in den vergangenen zehn Jahren immer weiter aus Hollywood zurück. Die Filmrollen wurden kleiner, die öffentlichen Auftritte weniger.
Die Abgründe seines Erfolges
Die Gründe dafür waren lange unbekannt, erst 2018 spricht der Schauspieler mit kanadischen Wurzeln offen über seine Vergangenheit. Anfang der 2000er war er zunächst am Höhepunkt seiner Karriere, glücklich verheiratet mit seiner Schauspielkollegin Afton Smith, mit der er drei gemeinsame Söhne hat. Im Dezember 2007 gab das Paar jedoch seine Trennung bekannt, Fraser musste mehrmals vor Gericht und hohe Unterhaltssummen an seine Ex-Frau zahlen. Der Schauspieler behauptete in einem Interview auch, dass er 2003 von Philip Berk, dem Präsidenten der Hollywood Foreign Press Association, sexuell genötigt worden sei. Die sexuelle Nötigung, seine Scheidung, der finanzielle Ruin und der Tod seiner Mutter führten Fraser eigenen Angaben zufolge in eine Depression. Der Schauspieler war an dem Tiefpunkt seines Lebens angekommen.
Der ehemalige Actionstar musste zudem auch den Preis für seine halsbrecherischen Stunts zahlen. Fraser war gezwungen, sich über mehrere Jahre verschiedenen Operationen zu unterziehen, darunter Eingriffe an den Knien und der Wirbelsäule. Der starke Abenteuerheld, der auf der Leinwand vor keiner Gefahr zurückschreckte, war gebrochen. Er rang viele Jahre mit seiner Depression, bevor es für ihn wieder langsam bergauf ging.
Überraschendes Comeback
Ende 2022 überraschte der US-Schauspieler alle Fans mit seinem großen Comeback. Der 54-Jährige hat sich verändert, er scheint die Schönheitsideale von Hollywood über Bord geworfen zu haben. Er wirkt zufrieden und strahlt endlich wieder das Selbstbewusstsein aus, das seine Fans in den Anfängen seiner Karriere bewunderten.
Der Schlüssel zum Glück war für Fraser wohl die Rolle in "The Whale", dort spielt er einen übergewichtigen, schwerkranken Englischprofessor. Im Zuge der Dreharbeiten konnte er auch viele Geschehnisse aus seinem eigenen Leben verarbeiten. Für seine beeindruckende Performance bekam der 54-Jährige großes Lob, gewann unter anderem den Critics' Choice Award und wurde für einen Golden Globe nominiert. Mitte März folgte die größte Ehre, die einem Schauspieler zuteilwerden kann, er gewinnt den Oscar als "Bester Hauptdarsteller".
Überglücklich stürmt er auf die Bühne und hält eine sehr emotionale Dankesrede, die viele tief berührte. Er selbst war den Tränen nahe: "Ich hätte nie gedacht, dass mir die Rolle meines Lebens angeboten wird. Mein Charakter Charlie aus 'The Whale' befindet sich auf einem Floß der Reue, aber er ist in einem Meer der Hoffnung. Auch ich war in diesem Meer und bin auf dieser Welle geritten. Es war beeindruckend und gut, aber die Welle hat mich auch auf den Boden des Meeres geschleudert. Ich weiß, wie ihr euch fühlt, und glaubt mir, wenn ihr einfach einen Fuß vor den anderen setzt, kommt ihr endlich da an, wo ihr sein sollt. Habt Mut." Mit diesen Worten sprach Fraser vielen aus der Seele, er wollte anderen Mut machen und zeigen, dass man sich nicht für seine seelischen Leiden schämen muss.
Erkrankung seines Sohnes
Fraser hatte in den vergangenen Jahren aber nicht nur mit seiner psychischen Gesundheit zu kämpfen, einer seiner Söhne hat ebenfalls eine Erkrankung: Griffin (20) ist Autist. Mit dieser Diagnose konnte der Schauspieler vor 20 Jahren nicht viel anfangen, war oft überfordert. Der US-Star erzählt erst kürzlich in der Sirius-XM-Radioshow von Howard Stern: "Als wir nach 22 oder 24 Monaten von der Diagnose erfuhren, war ich, gelinde gesagt, niedergeschlagen. Die erste Reaktion, die ich hatte, war: Ich möchte wissen, wie ich das beheben kann. Welche Heilung gibt es? Was bedeutet das?"
Der Schauspieler hat sich lange Zeit selbst die Schuld an der Erkrankung seines Sohnes gegeben. "Du denkst: 'Es sind meine Gene' oder 'Ich habe im College Gras geraucht'. Du fängst an, dir selbst die Schuld für die Gründe zu geben."
Mittlerweile hat er gelernt, die Krankheit zu akzeptieren und damit umzugehen. Die Beziehung zu seinem Sohn sei dadurch umso stärker geworden: "Ich würde es nicht anders haben wollen. Dieser Junge hat die größte Freude von allen, und er ist zufällig mit mir verwandt. Ich würde gerne wissen, was er den ganzen Tag über so unglaublich lustig findet, dass er sich kaputtlacht."
Brendan Fraser zeigt, dass es, auch wenn es einem das Leben nicht immer einfach macht, möglich ist, Hindernisse zu überwinden und nach vorne zu blicken. Der Schauspieler wird in den kommenden Wochen und Monaten bestimmt wieder mehr von sich hören lassen und sich das ein oder andere Mal auf der Leinwand zeigen.