Lange sah es so aus, als würde Hayden Panettiere (33) das klassische Kinderstar-Schicksal erspart bleiben. Freundlich lächelnd, keine Drogen, keine Exzesse, ein kommerzieller Erfolg nach dem anderen. Die Hauptrolle in der Erfolgsserie "Nashville" galt als Garant für eine glorreiche Zukunft in Hollywood. Zum beruflichen gesellte sich auch das private Glück, mit Boxer Wladimir Klitschko war sie Teil eines Traumpaares, das Hollywood und die Sportwelt vereinte. Doch als die gemeinsame Tochter des Paares Kaya Evdokia (6) geboren wurde, bekam die Fassade plötzlich Risse.

Schwere postpartale Depression

Panettiere litt an einer – lange unentdeckten – schweren postpartalen Depression, die sie zunächst selbst mit Alkohol und Opioiden therapierte. "Ich tat, was ich in meiner eigenen Familie gesehen hatte. Wenn jemand gestresst oder traurig war, griff er zur Flasche."

In "Joe Somebody" trat sie als Kind gemeinsam mit Jim Belushi auf
In "Joe Somebody" trat sie als Kind gemeinsam mit Jim Belushi auf © (c) imago images/Everett Collection (20thCentFox/Courtesy Everett Collection via www.imago-images.de)

Im "Red Table Talk" mit Jada Pinkett-Smith sagte Panettiere, dass sie aus ihrem Umfeld, vor allem von ihrem damaligen Lebenspartner Wladimir Klitschko wenig Unterstützung oder Verständnis bekam. "Ich respektiere ihn sehr, er ist sehr positiv, sehr auf Erfolg ausgerichtet – er hat eine Gewinner-Mentalität. Er konnte nicht verstehen, dass die Depression eine Krankheit ist, er dachte, wenn ich mich genug anstrenge, dann komme ich da wieder raus. Ich war alleine, ich war gefangen in einem Albtraum."

Nach dem Ende der Dreharbeiten für die Serie "Nashville" ging es dann endgültig bergab. "Ich hatte nichts zu tun, das Trinken wurde schlimmer", so die heute 33-Jährige. Schließlich erfolgte die Trennung von Klitschko, Panettiere blieb in Los Angeles, die gemeinsame Tochter zog mit Klitschko in die Ukraine – das gemeinsame Sorgerecht wurde ihm zugesprochen.

Diskrepanzen um das Sorgerecht

"Viele Leute glauben, ich habe mein Kind einfach weggegeben, aber so war es nicht", erzählt Panettiere. "Die Papiere für das Sorgerecht zu unterschreiben, war das Härteste, was ich in meinem Leben je gemacht habe. Ich fühlte mich so schuldig, aber ich wusste, dass ich in meinem Zustand keine gute Mutter für mein Kind sein konnte. Also unterschrieb ich." Trotzdem fühlte sie sich von Klitschko getäuscht. "Ich dachte, wenn es mir besser geht und ich mein Leben wieder in der Hand habe, wird sie zu mir nach Los Angeles kommen, aber so war es nicht", sagte sie in einem Interview im vergangenen Jahr.

Nach der Trennung von dem Boxer folgte der komplette Absturz, sie begann eine Affäre mit einem Mann, der sie verprügelte, ein gefundenes Fressen für die Presse. Öffentliche Schlägereien und Alkoholexzesse wurden stets von den Linsen der Paparazzi festgehalten.

Schwerer Leberschaden

"Als ich 30 wurde, hatte ich einen schweren Leberschaden, meine Augen wurden gelb, meine Haare fielen aus, ich konnte nicht mehr schlafen. Ich wusste, wenn ich so weitermache, werde ich sterben", erinnert sie die Schauspielerin.

Letztendlich trennte sie sich von dem prügelnden Freund und verbrachte acht Monate in einer Entzugsklinik, ein Ort, an dem sie nicht nur vergangene Traumata aus ihrer Kindheit und Jugend in Hollywood aufarbeiten konnte, sondern auch ihr kranker Körper geheilt wurde. "Es ist noch jeden Tag ein Kampf – aber heute kann ich sagen, dass ich ihn gewinne", zeigt sich die Schauspielerin zuversichtlich.

Auch das Verhältnis zu ihrem ehemaligen Lebensgefährten Klitschko hat sich deutlich gebessert. Panettiere zeigt in sozialen Medien regelmäßig, wie stolz sie auf den Vater ihrer Tochter ist und unterstützt ihn im Kampf gegen die russische Invasion in der Ukraine. Auch die Beziehung zu Kaya hat sich gebessert, Mutter und Tochter verbringen regelmäßig Zeit miteinander.

Mit der Karriere geht es ebenfalls aufwärts. In wenigen Tagen wird Panettiere nach vier Jahren Filmpause erstmals wieder auf der Leinwand zu sehen sein. In "Scream 6", Kinostart ist der 9. März, wird sie in ihrer alten Rolle als Kirby Reed auftreten.

Getrübt wird die neue glücklichere Lebensphase jedoch durch einen schweren Schicksalsschlag. Vergangenen Monat verstarb ihr Bruder Jansen Panettiere (28) an einem Herzfehler. Ihr jüngerer Bruder war ebenfalls als Schauspieler und Synchronsprecher tätig. "Jansens Charisma, seine Wärme, sein Mitgefühl für andere und sein kreativer Geist werden für immer in unseren Herzen und in den Herzen aller, denen er begegnet ist, weiterleben", schreiben seine Mutter Lesley, sein Vater Skip und seine Schwester Hayden in dem Statement. Doch auch dieses Trauma möchte die Schauspielerin verarbeiten, diesmal ganz ohne Alkohol und Drogen.