Es war zuletzt etwas stiller geworden um Seal. Die großen Hits des populären britischen Sängers, darunter "Crazy" oder "Kiss From A Rose", sind zwar bis heute regelmäßig im Radio zu hören. Aber sein letztes Studioalbum mit neuen Songs von ihm liegt mehr als sieben Jahre zurück. Auch Konzerte gab Seal in Europa schon länger nicht mehr.
Tennis als große Leidenschaft
"Ich war nie einer, der Musik rausgebracht hat, nur um irgendwas zu veröffentlichen", stellte Seal gerade im Interview des Magazins "Classic Pop" klar. "Ich muss nicht aktuell bleiben oder in der Öffentlichkeit stehen. Ich mache nur Musik, wenn ich etwas zu sagen habe. Wenn das nicht der Fall ist, gehe ich einer anderen Leidenschaft nach. Ich spiele Tennis."
Welttournee angekündigt
Immerhin wird der Musiker, der mit bürgerlichem Namen Seal Henry Olusegun Olumide Adeola Samuel heißt, bald wieder auf der Bühne stehen. Vor seinem 60. Geburtstag am Sonntag (19.2.) kündigte er eine große Welttournee an (bisher sind nur Termine in Nordamerika bekannt). Bei den bevorstehenden Konzerten will er das 30. Jubiläum seiner ersten beiden Alben feiern und seine größten Hits singen.
Ganz genau darf man das mit dem Datum des Jubiläums nicht nehmen. Sein Solodebüt "Seal" erschien nämlich schon 1991, der gleichnamige, aber meist "Seal II" genannte Nachfolger kam wiederum erst 1994 auf den Markt. Die beiden Alben etablierten den gebürtigen Londoner als Topstar. Bekannt geworden war er durch die Acid-House-Hymne "Killer", eine Kollaboration mit dem britischen DJ und Produzenten Adamski.
"Es hat mein Leben verändert", erinnerte sich Seal im britischen "Guardian". "Innerhalb von einer Woche bin ich von einem ziemlichen Niemand - dem seltsamen Typen auf Raveparties mit Silberteilchen im Haar - zu einem bekannten Namen geworden." Den ikonischen Look mit den auffällig geschmückten Dreadlocks behielt er nicht lange bei, die Haare kamen kurz darauf ab. Mit jetzt 60 sieht Seal kaum anders aus als damals mit 30.
Sein Privatleben ist heute allerdings nicht mehr so sehr ein Thema in den Boulevard-Schlagzeilen wie früher, als er mit dem deutschen Supermodel Heidi Klum verheiratet war und überall von Paparazzi verfolgt wurde. Die Ehe hielt von 2004 bis 2014. Die Trennung erfolgte schon 2012. Mittlerweile ist Seal wieder verheiratet. Im "Classic Pop"-Interview sagte er unlängst: "Zuhause ist da, wo das Herz ist, bei meiner Familie: Meiner wunderschönen Ehefrau, meinen Hunden."
Aus der Ehe mit Klum stammen drei Kinder, außerdem adoptierte er ihre Tochter Leni, die aus der Beziehung mit dem italienischen Formel-Eins-Manager Flavio Briatore hervorgegangen war und geboren wurde, als Seal und Klum bereits ein Paar waren. Entsprechend zog Seal Leni als seine eigene Tochter auf. Auch nach dem Trennungsstreit mit Heidi Klum, der teilweise über die Medien ausgetragen wurde, zeigen sich Seal und Leni gemeinsam in der Öffentlichkeit. Gerade wurden die beiden bei der Premiere des Films "Shotgun Wedding" in Los Angeles zusammen auf dem Roten Teppich gesichtet.
Assistentin ist neue Ehefrau
Seals neue Ehefrau ist Berichten zufolge Laura Strayer, die frühere Assistentin von ihm und Klum. Auf Klum scheint der Sänger mit der sanften Stimme immer noch nicht gut zu sprechen zu sein. 2020 stritt das Ex-Paar sogar vor Gericht, als Klum die Kinder zu Dreharbeiten für "Germany's Next Top Model" mit nach Deutschland nehmen wollte. Ein Jahr später kritisierte Seal seine Ex-Frau in der Zeitung "US Weekly" für mangelndes Teamwork bei der Kindererziehung.
Schwiergie Familienverhältnisse
Seal selbst wuchs in schwierigen Familienverhältnissen auf. 1963 wurde er im Londoner Stadtteil Paddington als Kind eines Brasilianers und einer Nigerianerin geboren. Die ersten Jahre lebte er bei einer Pflegefamilie, bevor seine biologische Mutter ihn zurückholte. Sie überließ ihn allerdings bald ihrem geschiedenen Ehemann - und einem Leben, das von häuslicher Gewalt geprägt war. Während dieser Zeit entwickelte Seal die Autoimmunerkrankung Lupus Erythematodes, die auch die Ursache seiner tiefen Narben im Gesicht ist.
"Ich bereue nichts, was in meiner Kindheit passiert ist", sagte Seal dem Magazin "Hello!". "Es war alles entscheidend dafür mich zu dem zu machen, der ich heute bin." Mit 15 zog er aus und schlug sich fortan als Kurierfahrer oder Mitarbeiter in Fast-Food-Restaurants durch. Er studierte Architektur, widmete sich aber zunehmend der Musik. "Mit 23 habe ich eine bewusste Entscheidung getroffen", erzählte er "Classic Pop", "ich wusste, wie es sich anfühlt auf der Bühne zu sein und habe zu mir selbst gesagt: "Jetzt ziehe ich es durch.""
Mit der Funkband Push ging er sogar in Japan auf Tournee, danach war er Mitglied in einer Bluesband in Thailand. Doch erst die Rückkehr nach Großbritannien, wo die aufkommende Acid-House-Szene für Furore sorgte, brachte schließlich den Durchbruch, als er Bekanntschaft mit Adamski machte und "Killer" zum genreübergreifenden Hit wurde. Vier Grammys hat Seal gewonnen, drei davon 1996 für die Single "Kiss From A Rose".
Großen Anteil an Seals erfolgreicher Karriere hat auch Starproduzent Trevor Horn (Frankie Goes To Hollywood, Yes, Grace Jones), der die ersten drei Studioalben von Seal produzierte und auch danach immer wieder mit ihm zusammenarbeitete. "Ich sehe ihn immer noch als den älteren Bruder, den ich nie hatte", sagte Seal gegenüber "Classic Pop", "jemand, dem ich mich anvertrauen kann."
Der Gründer der Band The Buggles ("Video Killed The Radiostar") ist auf der kommenden Seal-Jubiläumstour als musikalischer Direktor dabei. Horn wird in Seals Band spielen und als Teil der Buggles auch im Vorprogramm auftreten. Die Tournee führt Seal zwar zunächst nur durch Nordamerika. Aber im "Classic Pop"-Interview machte er seinen Fans Hoffnung. Termine in Europa sollen "in naher Zukunft" folgen.