Extrem dünnes Deckhaar, kahle Stellen oder Geheimratsecken – Haarausfall bringt viele Männer, aber auch viele Frauen an ihre Grenzen. Der permanente Verlust der Haare, bekannt unter dem Fachausdruck Alopezie, ist weitverbreitet. Alopezie kann unterschiedlichste Ursachen haben, darunter Hormonschwankungen, Autoimmunerkrankungen oder Stress. So vielseitig wie die Krankheit ist auch die Form der Ausprägung – von kleinem kreisrundem Haarausfall, dem Ausdünnen des Deckhaares bis hin zum kompletten Verlust der Kopfbehaarung ist alles dabei. Laut einer Studie von "Harvard Health" ist ein Drittel der Frauen im Laufe ihres Lebens davon betroffen, aber nur ein Bruchteil geht offen damit um.

Unsicherheiten und Scham

Besonders für Frauen sind lange, gesunde Haare ein Schönheitsideal oder Markenzeichen. Aufgrund dessen wird der partielle oder ganzflächige Haarverlust für viele zur psychischen Belastung. Unzählige Betroffene verschweigen ihre Unsicherheiten oder Erkrankung aus Scham oder Angst vor Verurteilung. Die unrealistischen Schönheitsideale, die in Werbungen, Filmen oder auf Social Media zelebriert werden, scheinen für einen Großteil unerreichbar.

Auch viele Promi-Damen leiden aus unterschiedlichen Gründen an Alopezie. Einige von ihnen gehen seit Jahren offen damit um, andere verschwiegen ihre Krankheit anfangs vor der Öffentlichkeit.

Offener Umgang mit der Krankheit

Eine davon ist Disney-Star und Sängerin Ashley Tisdale, sie leidet seit ihren Zwanzigern unter Haarausfall. Die heute 37-Jährige, die in Filmen wie "High School Musical" mit ihrer langen, blonde Mähne für Aufsehen sorgte, verschwieg ihre Krankheit viele Jahre. Auf Instagram erzählte Tisdale ihren Fans im Rahmen eines emotionalen Videos Anfang des Jahres von ihren Problemen. "In meinen frühen Zwanzigern bemerkte ich zuerst eine kleine kahle Stelle an meinem Haaransatz. Ich fragte meine Frisörin, was das sei. Sie sagte: Das ist Alopezie. Ich wusste damals nicht einmal, um was es sich handelt".

Die Schauspielerin möchte mit ihrem Geständnis anderen Menschen Mut machen, ihnen zeigen, dass es nichts ist, für das man sich schämen müsste. Für die Schauspielerin sei die Krankheit vor allem mit Stress verbunden: "Die Haare sind immer wieder nachgewachsen. Aber ich habe bemerkt, dass ich wieder kahle Stellen bekomme, wenn ich viele stressige Termine habe."

Tisdale hätte in den vergangenen Jahren gelernt, damit umzugehen. Geholfen haben der 37-Jährigen Meditation und Stressmanagement. Sie hält sich auch an eine spezielle Paleo-Diät, wenn sie neue kahle Stellen findet. "Das fördert den Heilungsprozess".

"Ihr seid nicht alleine"

Eine der ersten Promi-Damen, die öffentlich zu ihrer Alopezie stand, war Jada Pinkett Smith. Die Ehefrau von Will Smith trägt mittlerweile eine Glatze und das mit viel Selbstbewusstsein und Stolz. Eine Anspielung auf ihre Krankheit führte bei den Oscars 2022 zu dem Ohrfeigen-Gate. Ihr Ehemann ohrfeigte Moderator Chris Rock, nachdem er einen unangemessenen Witz über ihre Glatze gemacht hatte.

Die Schauspielerin geht in den sozialen Medien offen und ehrlich mit ihrem kreisrunden Haarausfall um. Sie möchte anderen mit viel Humor zeigen: "Ihr seid nicht alleine".

Haarausfall nach einer Schwangerschaft

Eine weitere Ursache für Alopezie kann eine Schwangerschaft sein. Das ist nichts Ungewöhnliches: Viele Frauen leiden aufgrund der Hormonumstellung an postpartalem Haarausfall. Dazu gehören Stars wie Selma Blair oder "Glee"-Schauspielerin Lea Michele. Die Amerikanerin ist im August 2020 zum ersten Mal Mutter geworden. Neben der großen Freude kam auch der Frust, denn die 36-jährige Michele verlor büschelweise Haare. "Es macht keinen Spaß, vor allem nicht nach dem, was unsere Körper in den neun Monaten durchgemacht haben. Es ist eine harte Erfahrung", erzählt sie damals in ihrer Instagram-Story.

Verstecken unter Perücken

Hollywood-Star Viola Davis war erst 28, als bei ihr kreisrunder Haarausfall diagnostiziert wurde. Die Schauspielerin geht nun offen mit ihrer Erkrankung um, das sei aber nicht immer so gewesen. Davis hat jahrelang Perücken getragen, um es zu verstecken. In einem Interview erzählte die heute 57-Jährige, dass sie so unsicher gewesen sei, dass sie sogar im Haus oder beim Sport eine Perücke getragen hätte. Die Schauspielerin, die in dieser Woche den "EGOT"-Status erreicht hat, sei jahrelang sehr kritisch mit sich selbst umgegangen und hätte sich unter Druck gesetzt. Mittlerweile sei Davis aber im Einklang mit ihren Naturhaaren.

Für viele andere Betroffene sind Personen wie Ashley Tisdale, Viola Davis und Co Mutmacher. Weil sie ihre Krankheit offen thematisieren, setzen sie einen großen Schritt in die richtige Richtung. Jede Einzelne trägt dazu bei, Alopezie zu enttabuisieren und zu zeigen, dass man trotz aller Unsicherheiten immer noch mit einem Lächeln durchs Leben gehen kann.