Lollobrigida, Loren, Cardinale: Diese Diven sind nach dem Weltkrieg zum Exportschlager Nummer Eins des italienischen Kinos geworden. Schönheiten, auf die Leinwand gebracht, um Männerfantasien anzuregen und die Kassen klingeln zu lassen. Fleisch gewordene Sehnsüchte, in die man nicht nur Erotisches, sondern auch den Traum von einem besseren Leben projizieren konnte. Hollywoods Gier nach solchen mit allen Klischees von Dolce Vita und Glamour vollgepackte Erscheinungen war gewaltig.
Die 1927 in der Nähe von Rom geborene Gina Lollobrigida kam über das Modeln und über Schönheitswettbewerbe zum Film. Mit 20 war sie Drittplatzierte bei der Wahl zur „Miss Italien“ zum Film. Erfolge in Italien und Frankreich („Brot, Liebe und Fantasie“, „Fanfan, der Husar“) brachten sie doch noch über den Großen Teich, nachdem einige Jahre davor ein Deal mit Howard Hughes noch geplatzt war. John Hustons „Schach dem Teufel“, Carol Reeds „Trapez“ und schließlich die Neuverfilmung des „Glöckners von Notre-Dame“ machten „die Lollo“ zum Top-Star, später folgen noch US-Filme wie „Salomon und die Königin von Saba“, dem italienischen und französischen Kino blieb sie weiter treu. Sie wurde in Deutschland und in den USA mit Bambi und Golden Globe ausgezeichnet, aber nicht für konkrete künstlerische Leistungen, sondern für ihre Beliebtheit. Und obwohl die Liste ihrer männlichen Filmpartner ein Who is Who? des klassischen Hollywoods war, Lollobrigida selbst blieb eher das Sexsymbol aus Italien.
Dabei zeigen auch noch spätere Filme wie „Die Strohpuppe“ oder „Buona Sera, Mrs. Campell“ feine schauspielerische und auch komödiantische Leistungen. Für ihre Rolle in letzterem Film wurde Lollobrigida 1968 wenigstens für den Golden Globe nominiert. Die Karriere verlor ab den 1970er-Jahren deutlich an Schwung, ihr Auftritt in der US-Seifenoper „Falcon Crest“ war eine typische Aktion eines Altstars, der seinen Namen noch einmal zu Geld machen will.
"Lollos“ Leben abseits der Leinwand war nicht gerade langweilig. Sie wurde Bildhauerin und Fotoreporterin, die nicht nur die deutsche Fußballnationalmannschaft, sondern auch Fidel Castro, Salvador Dalí und Henry Kissinger ablichtete. Privat blieb es kompliziert: Mit ihrem Sohn Andrea Milko Jr. zerstritt sie sich. Der behauptete, dass ihr Assistent Andrea Piazzola sie manipuliert und finanziell geschädigt habe. Der Prozess ist noch im Laufen. Es gab ein Entmündigungsverfahren und einen Rosenkrieg mit ihrem Ex-Verlobten. Dazu kamen immer wieder kurzzeitige politische Aktivitäten, noch vergangenen September hatte Lollobrigida erfolglos für den Senat kandidiert.
Die Nachwehen einer Weltkarriere beschädigen diese Ikone des italienischen Kinos nicht. Man sollte ihrer gedenken als Frau, die in einer Zeit arbeiten musste, als man(n) Frauen häufig auf ihr Aussehen reduziert hat.