Als zehnjähriges Mädchen wurde die Wienerin Natascha Kampusch auf dem Schulweg entführt, 2006 gelang ihr nach über acht Jahren in Gefangenschaft die Flucht. In Ö3-"Frühstück bei mir" berichtete sie am Sonntag über ihr aktuelles Leben: "Ich fahre fast täglich in den Stall und dann reite ich. Das ist sehr zeitintensiv. Meine Bücher sind meine Haupteinnahmequelle."

Mit Co-Autorin Judith Schneiberg hat sie zuletzt den Ratgeber "Stärke zeigen. Bewältigungsstrategien für ein kraftvolles Leben" geschrieben. Das Buch wird Montagabend in Wien offiziell präsentiert. Darin beschreibt Kampusch Methoden, die ihr in den Jahren im Verlies und danach eine Hilfe waren, eine Trauma-Therapie zum Beispiel: "Auch heute bin ich noch in Therapie." In der Zeit der Gefangenschaft habe ihr besonders geholfen, sich in Fantasiewelten zu denken.

"Das Wort 'Keller' triggert mich besonders"

Kampusch erzählte auf Ö3, dass sie an die Tür des Verlieses eine Klinke gezeichnet hatte: "Ich habe mir vorgestellt, dass ich die Klinke bewegen kann, aus der Tür herauskommen kann, dass sie nicht einfach verschlossen ist. Und ich habe mir vorgestellt, dass irgendwelche Leute mich retten kommen." Die Erinnerungen hat sie für das Buch bewusst hervorgeholt: "Das machte mir nichts, weil da ging es ja um die Erfahrungen, die mir weitergeholfen haben. Aber manchmal überfällt mich die Erinnerung an das Verlies ganz plötzlich. Ich erlebe dann eine Art Hölle, aber komme gestärkt daraus hervor, weil ich die Sicherheit habe, dass es jetzt nicht mehr der Fall ist." Auch Worte lassen die Zeit in Gefangenschaft aufleben: "Das Wort 'Keller' triggert mich besonders", sagte sie im Radiointerview.

Wer "noch eine andere Einnahmequelle" abseits ihrer Buchprojekte weiß, "soll sich melden. Seminare, etwas moderieren, als Speakerin arbeiten - das würde mich interessieren", sagte sie laut Ö3 weiter. "Ich habe mir eine größere journalistische Karriere vorgestellt, aber nicht jeder ist bereit, ein Entführungsopfer zu supporten."

Für den Umgang mit Krisen empfiehlt sie: "Alle Menschen sollen in die Dankbarkeit gehen, dass es nicht noch schlimmer gekommen ist. Das tue ich auch."