Die Familie des bei einem brutalen Polizeieinsatz getöteten George Floyd will juristisch gegen Kanye West wegen dessen Äußerungen über die Tat vorgehen. Anwälte schickten am Dienstag eine Unterlassungsaufforderung an den auch als Ye bekannten Künstler und kündigten an, Floyds minderjährige Tochter in einer Klage auf 250 Millionen US-Dollar (254 Mio. Euro) Entschädigung zu vertreten.
Die Anwälte forderten den 45-Jährigen auf, ein Interview im Podcast "Drink Champs" sowie sämtliche weitere Veröffentlichungen, in denen er Aussagen zum Tod Floyds gemacht habe, zu entfernen. In dem Interview habe West "bösartigerweise" unzutreffende und unbegründete Aussagen zu den Todesumständen Floyds gemacht und damit dessen Familie Schaden zugefügt, heißt es in dem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vorlag. Das Interview ist auf der offiziellen "Drink Champs"-Webseite nicht mehr abrufbar, aber auf Plattformen wie Youtube weiterhin zu finden.
Polizeigewalt als Todesursache angezweifelt
Der Fall des im Mai 2020 in Minneapolis getöteten Floyd hatte in den USA und weltweit eine Protestwelle gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst. Der weiße Polizist Derek Chauvin hatte dem unbewaffneten Afroamerikaner bei einem Einsatz minutenlang sein Knie auf den Hals gepresst, woraufhin Floyd starb. Chauvin wurde später wegen Mordes zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt.
US-Medien zufolge soll West im Podcast die Polizeigewalt als Todesursache angezweifelt und eine etwaige Drogen-Überdosis oder Vorerkrankungen des Opfers angeführt haben. Der Musiker und Modedesigner erregt häufiger Aufsehen mit seinen Äußerungen und Auftritten. Anfang Oktober hatte er bei der Pariser Fashion-Week mit dem T-Shirt-Aufdruck "White Lives Matter" für Irritationen gesorgt. Antirassismus-Organisationen stufen den Satz als rassistische Reaktion auf die "Black Lives Matter"-Bewegung ein, die sich gegen Gewalt gegen Schwarze einsetzt. Unter dem Motto "Black Lives Matter" demonstrierten viele Menschen monatelang nach Floyds Tod.