Dem früheren Oasis-Sänger Liam Gallagher (49) fehlt es im aktuellen Musik-Business an Authentizität. "Heutzutage gibt es viel zu viel hohle Angeberei im Musikgeschäft. Das ist alles nicht echt", sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur. "Nur weil Du mit verbundenen Augen und Deinen Füßen Gitarre spielen kannst, bist Du noch lange kein Gott." Musik müsse die Leute dazu bringen, "zu saufen und zu springen. Einfache Lyrics, in die Fresse."
Mit Oasis sei das früher gelungen, sagte der 49-Jährige, der inzwischen solo unterwegs ist und am Freitag gleich zwei neue Platten auf den Markt bringt: das Studioalbum "C'Mon You Know" und das Livealbum "Down By The River Thames", aufgenommen auf einem Frachtkahn auf der Themse im Lockdown-Winter 2020. Außerdem tritt er am ersten Juni-Wochenende wieder im Knebworth Park nördlich von London auf - dort, wo er mit seinem Bruder Noel und der gemeinsamen Band Oasis vor mehr als 25 Jahren mit zwei Mega-Konzerten Musikgeschichte geschrieben hatte.
"Wir waren ja als Oasis nichts Besonderes. Wir waren so alt wie unser Publikum, wir haben gesoffen, was die gesoffen haben, und wir sahen aus wie die. Aber die Musik war verdammt großartig", sagte Gallagher. "Ich sag' immer: normal bleiben, einfach bleiben."
Gallagher hat Probleme mit der Hüfte. Eigentlich müsste er sich operieren lassen. "Sie tut schon weh, aber ich kann da jetzt nichts machen, weil ich Knebworth abwarten muss. Nach der Operation kann ich mich ja wochenlang gar nicht bewegen, und ich kann ja in Knebworth nicht einfach auf meinem wunden Hintern sitzen oder über die Bühne krabbeln", erzählte der Musiker, der nicht glaubt, dass das Leben als Rockstar seinen Tribut fordert: "Das scheint eher ein genetisches Problem zu sein. Meine Mama hat nie gesoffen, nie geraucht und, soweit ich weiß, war sie auch nie ein Rockstar. Aber sie hatte es auch mit der Hüfte."
Aber seinem neuen Album seien auch ein paar bedeutungsvollere Lieder dabei, die seinem Bruder gefallen werden, meinte Gallagher, schränkte aber auf die Frage, ob ihm das wichtig sein, ein: "Das ist mir scheißegal. Ich weiß von anderen Leuten, dass es Musik von mir gibt, die ihm gefällt. Aber er wünschte, er wäre ich. Ich kann Leute bezahlen, die das, was er kann, viel besser können. Die schreiben mir Lieder, die tausendmal besser sind als die von Noel. Aber er kann keine Leute wie mich engagieren. Er steht da auf der Bühne mit seinen kleinen verdammten Kaninchen."