Geboren 1925 im kalifornischen Sacramento, gab sie bereits mit vier Jahren ihr Debüt, hatte mit fünf ihren ersten Fernsehauftritt und absolvierte mit sechs ihre erste Europa-Tournee. Ihre Konzerte seien „eine elektrisierende Erfahrung“, schrieb die „New York Times“ über die kleine Pianistin Ruth Slenczynska.
Das einstige Wunderkind, das später auch bei der Angelobungsfeier von Präsident John F. Kennedy oder für Michelle Obama auftrat, ist bis heute ein Wunder geblieben. Denn für die Plattenfirma Decca nahm sie im Vorjahr ein Album auf, das am 18. März unter dem Titel „My Life in Music“ erscheinen wird. Slenczynska spielt darauf Werke von Chopin und Sergej Rachmaninoff, als dessen letzte lebende Schülerin sie gilt. Noch heute soll sie gelegentlich ein Fabergé-Halsband tragen, das sie vom großen Komponisten erhalten habe.
Ihr neues Album sei „ein unglaubliches“ Projekt, sagte Slenczynska kürzlich zur BBC: „Denn wer hat jemals gehört, dass eine Pianistin in meinem Alter ein weiteres Album aufnimmt?“
Dabei hatte es die Tochter polnischer Einwanderer nicht immer leicht. Ihr Vater, einst Chef des Warschauer Konservatoriums, zwang sie, bis zu neun Stunden am Tag zu üben, weshalb sie mit 15 beschloss, keine Konzerte mehr zu geben. Später studierte sie Psychologie. Erst 1951 trat sie wieder auf und beglückte ihre Fans, zuletzt mit Beethoven-Sonaten, die sie nach dem ersten Lockdown auf Youtube stellte.