Wer die norwegische Königsfamilie kennengelernt hat, zweifelt nicht daran, dass sich Kronprinz Haakon (48) und seine Mette-Marit (48) noch immer tief und innig lieben. Die für gewöhnlich der Jugend vorbehaltene, große Leidenschaft glüht noch in ihren Blicken, ihren Gesten, ihrem Miteinander. Dabei feiern sie am 25. August schon ihren 20. Hochzeitstag.  Die Feierlichkeiten mussten sie wegen einer Coronaerkrankung von Tochter Ingrid jetzt absagen.

Im Juli 1999 lernten sie sich kennen. Nicht auf einem Bankett. Sondern auf dem feucht fröhlichen Sommerfestival Quart. Auf dem Line up standen die Alternativrockbands Garbage Placebo, und sogar Marilyn Manson. Mette-Marit war da ein linkes Emo-Party-Girl mit Fischgräten T-Shirt über einem langarmigen Sweatshirt. So wie es Nirvana-Sänger Kurt Cobain gern trug. Die hellblonden Haare im nachlässig gebundenen Zopf. Einmal das war aber Jahre zuvor, hatte sie sich einfach alle Haare vom Kopf rasiert, erzählt sie später. Sie fand das cool.

Der künftige König von Norwegen auf dem Festival 1999 wie Mette-Marit 26, sah bei weitem nicht so alternativ aus. Auch wenn er versuchte hineinzupassen, wusste ja sowieso jeder, wer er war. Was wie eine von unzähligen Festivalaffären in Zelten mit viel Alkohol und angeblich auch Partydrogen begann, sollte dann in Oslo in ein ganzes Leben münden. „Er sah mich, er verstand mich, er hörte zu, er hielt mich“, erinnert sich Mette-Marit kürzlich im Sender NRK. Auch ihr Prinz erzählt etwas hölzerner, wie es seine Art ist, vom ersten Eindruck vor 22 Jahren: „Dieses blonde Mädchen aus Sörland machte Eindruck auf mich. Man merkt, wenn sie einen Raum betritt. Es gibt da eine Kraft, die man nicht so leicht übersieht“, so der zukünftige König. Und im NRK-Gespräch wird es dann dank der warmen und offenen Mette-Marit noch so persönlich, wie in keiner anderen europäischen Königsfamilie denkbar:

„Haakon und ich sind ja äußerst unterschiedliche Menschen“, enthüllt die zukünftige Königin von Norwegen offen. Für das NRK-Radioprogramm musste sie eine Liste ihrer Lieblingssongs zusammenstellen (auf Platz eins der Kronprinzessin: «Playing Your Game Baby» – Barry White). „Die Songs waren ihm peinlich“, sagt sie und lacht. „Er meinte auch, er werde nicht mitkommen, wenn ich Gedichte vorlese“, sagt sie weiter. Dann wird sie ernst: „Aber ich glaube, es ist gut. Gut unterschiedlich zu sein. Haakon ist viel weicher geworden dadurch, dass er mit mir zusammen ist, und ich hab viel gelernt, darüber, was es bedeutet, ein anständiger, geordneter, verantwortungsvoller Mensch zu sein“, sagt sie.

Aschenputtel-Geschichte

Das flatterhafte Partygirl war damals nicht gerade das perfekte Match für den, wegen seiner Position, in der Frauenwelt populären Junggesellen Haakon. Wer möchte nicht Königin von Norwegen werden und in einem Schloss wohnen? Doch Affären mit Models, prominenten Radiomoderatorinnen und anderen Schönheiten, vergaß der Prinz schnell. Das waren spaßige aber äußerliche Dinge, von denen er so viel bekommen konnte, wie er wollte mit Anfang bis Mitte 20. Die normal aussehende sozialschwache Mette-Marit war ihm dahingegen echt. Eine 26-jährige alleinerziehende Mutter, die sich als Tischbedienung durchschlug, um sich und ihren damals erst zweieinhalb Jahre alten Marius zu versorgen. Ein richtiger Underdog.

Sie habe noch heute etwas vom Revoluzzer-Emo-Girl in sich bewahrt, sagte sie einmal. „Ich habe noch immer massenhaft Auflehnung, Protest in mir. Ich führe meine Rolle nicht so aus, wie es Viele erwarten. Eher im Gegenteil. Die ersten 10 Jahre unserer Ehe versuchte ich so zu sein, wie eine Kronprinzessin laut meiner Vorstellung sein müsste“, sagt sie. Das habe sie dann einfach abgelegt. „Es ist wichtig ein Leben zu führen, für das man stehen kann. Und dabei hat mir die Literatur sehr geholfen“, erinnert sie sich. Es waren wieder die Bücher, die sie neben ihrem liebdvollen Ehemann und künftigen König aus der Verirrung zurückholten.   

Mette-Marit ging in den wilden 90ern viel in Bars und Clubs, nahm anscheinend auch viele Drogen und fühlte sich lange im Leben verloren. Später gab sie das auch unter kullernden Tränen (die ihr bei Taufen und Beerdigungen gleichermaßen reichlich über die Wangen rollen und zum Markenzeichen geworden sind) Im TV zu: "Es war für mich damals wichtig, die Grenzen des Akzeptierten zu überschreiten“, sagte sie da zu den vielen wilden Drogenpartys. Und: „Ich habe sehr ausschweifend gelebt und dafür teuer bezahlt". Ihr Alkoholsuchtkranker und vielleicht deshalb oft boshafter Vater machte ihre Kindheit zur Hölle. Er war oft gemein und gab Mette-Marit schlechtes Selbstbewusstsein mit auf den Lebensweg.

Ihr als Jugendliche und auch noch als junge Frau an der Seite des Kronprinzen unterwürfig gebeugter Rücken und die nach vorne hängenden Schultern waren vielleicht ein äußerlich sichtbarer Abdruck jener psychischen Misshandlungen.  Doch ihre Haltung hat sich in den glücklichen 20 Ehejahren geändert. Nicht nur äußerlich. Als Mette-Marit 2001 Kronprinzessin wurde, verkaufte ihr Vater auch noch intime Geschichten und Fotos von ihr. Trotz dieser Gemeinheiten schloss sie ihn nie aus, sondern versöhnte sich mit dem suchtkranken Mann. Er starb 2007 mit 70. Die Mutter war Bankkauffrau.

Nur eineinhalb Jahre nach Mette-Marits erster Festivalbegegnung mit dem blaublütigen, etwas stoischen Haakon, verlobte sich der Kronprinz mit ihr. Schon acht Monate später wurde geheiratet. Das ging nur so rekordschnell, weil der gesundheitlich angeschlagene König Harald (84) ein lockerer Vater ist. Ein Jahrzehnt leistete dessen Vater König Olav einst Widerstand, bevor Harald endlich seine nur bürgerliche Sonja heiraten durfte. Der derzeitige König soll dem Vater einst gedroht haben, nie zu heiraten, wenn er nicht Sonja bekäme. Den eigenen Kindern wollte er solche Schikanen ersparen und ließ ihnen freie Hand. Weder an Mette-Marits Vergangenheit, noch an Tochter Märtha Louises esoterischem Leben mit einer zeitweise in Oslo existierenden Engelsbeschwörungsschule und ihrem Schamanen Durek Verrett,  mit dem sie auf die Tournee mit dem Titel „Die Prinzessin und der Schamane“ ging und sie auch finanzierte, übte der König Kritik aus.

Das Kronprinzenpaar Haakon und Mette-Marit engagiert sich heute sehr für sozial schwache und psychisch kranke Menschen. Das komme sicher von Mette-Marits Einflussnahme auf den Kronprinzen,  glauben die Untertanen. Das Kronprinzenpaar hat zwei gemeinsame Kinder: Prinzessin Ingrid (17), die dank Gesetzesänderung von 1991 zur Frauengleichstellung in der Thronfolge  einmal Königin wird. Das zweite Kind ist Prinz Sverre Magnus (15). Hinzu kommt Mette-Marits Sohn Marius (24) aus einer losen ersten Beziehung.

Schwere Erkrankung

Prinzessin Ingrid wird schon auf ihre große Rolle als Königin vorbereitet Aber bis es soweit ist,  dauert es hoffentlich noch. Doch die Zeit der Mutter Mette-Marit ist begrenzt. Der Wermutstropfen zum 20. Hochzeitstag: Mette-Marit hat Lungenfibrose. So nennt sich die bisher unheilbare Erkrankung. Ihre Lunge vernarbt zunehmend. Der von Kurzatmigkeit, Husten und Atemnot geplagte Patientin erstickt dann im Endstadium. Häufig sterben Patienten wenige Jahre nach der Diagnose. Bei Mette-Marit kam die Schockbotschaft 2018. Doch die Krankheit kann durch neuere Medikamente deutlich verlangsamt werden und letztlich könnte Mette-Marit durch eine Lungentransplantation Lebenszeit hinzugewinnen. Ein Team aus internationalen Spezialisten soll sich nun um sie kümmern. Mette-Marit selbst sagte ein Jahr nach der Diagnose  mutig, dass sich nun ihr Leben wohltuend entschleunigt habe und sie mehr Zeit für sich selbst habe. Ihren Verlust dürfte Kronprinz Haakon nur schwer verkraften. Auch sein Vater ist sehr krank. Bald muss Haakon wohl oder übel auf den Thron. Mit Mette-Marit oder ohne seine große Liebe.