"Viele in unserem Alter schwelgen gerade in Erinnerungen und denken an die 90er und Anfang 2000er. Das hat bestimmt auch mit der Pandemie zu tun, die für alle nicht einfach ist und in der viele lange isoliert waren", erklärt Sandy Mölling. Die blonde Sängerin ist kürzlich 40 geworden, hat zwei Kinder und lebt mit ihrer Familie seit Jahren in Los Angeles. Ein Blick zurück: Zur Jahrtausendwende startet der Privatsender RTL II eine deutsche Version der Castingshow "Popstars", noch vor dem Dauerbrenner "Deutschland sucht den Superstar". Nach dem großen Erfolg der Spice Girls suchen die Macher ein deutsches Pendant.

Von mehr als 4500 jungen Frauen bleiben am Ende Nadja Benaissa, Lucy Diakovska, Sandy Mölling, Vanessa Petruo und Jessica Wahls übrig. Alle um die 20, optisch divers, selbstbewusst. Mit "Daylight In Your Eyes" landen sie 2001 ihren ersten großen Hit und werden zur wohl erfolgreichsten Frauenband Deutschlands. Nach dem recht frühen Ausstieg Petruos, einer enttäuschenden ESC-Teilnahme, fünf Alben und einigen Trennungen verkünden die No Angels 2014 das Aus - bis jetzt. "Wir vier haben eigentlich erst im letzten Jahr angefangen, darüber zu sprechen. Als unsere Musik bei den Streamingdiensten erhältlich wurde und eine Fan-Euphorie ausbrach, haben wir uns dieser Idee so richtig geöffnet", erklärt Mölling das Comeback der No Angels.

In der Tat bricht im November 2020 eine neue Begeisterungswelle unter den Fans aus, als die großen Hits der damaligen "Popstars"-Bands bei Spotify und Co. verfügbar gemacht werden. Die Vier beschließen, wieder zusammen zu arbeiten. Nach mehreren Jahren Funkstille treffen sie sich per Video-Chat, gründen eine WhatsApp-Gruppe und entwickeln die Idee, zum 20-jährigen Jubiläum ihren Debüthit neu aufzunehmen.

"Wir haben eine ganz besondere Verbundenheit, tiefen Respekt und tiefe Liebe zueinander", erklärt Mölling. "Ich kann mich nicht daran erinnern, dass bei uns mal so richtig die Fetzen geflogen sind", ergänzt Wahls, die mittlerweile beim Radio arbeitet. Auf "20"haben die Musikerinnen alte Hits wie "When The Angles Sing", "There Must Be An Angel" oder "Rivers Of Joy" in ein moderneres Gewand gepackt, ohne dabei allzu viel am Sound zu verändern. "Wir waren schon vorsichtig, um die Nostalgie und Besonderheit der alten Zeit nicht zu verlieren", sagt Mölling.

Die 2000er-Chartstürmerinnen steuern auch vier neue Songs bei. "Mad Wild" oder "We Keep The Spirit Alive" sind frische Popnummern, die perfekt in die heutige Radiolandschaft passen. Mal funky, mal im 80er-Sound. Es scheint fast so, als seien die No Angels nie weggewesen.