Nach der Wahl der feministischen Sängerin Manizha zur diesjährigen russischen Kandidatin beim Eurovision Song Contest sind wenig überraschend nicht alle im Land begeistert. "Für Russland fährt eine in Tadschikistan geborene Sängerin mit einem feministischen Hit zum Eurovision Song Contest. Fremdenfeindliche und sexistische Russen sind schockiert", schreibt die Moskauer Zeitung "Nowaja Gaseta" am Mittwoch.
"In der heutigen Zeit ist Manizha gleich in doppelter Hinsicht die Feindin eines russischen Traditionalisten: Sie ist Migrantin - und die Hysterie gegenüber Neuankömmlingen ist in der letzten Zeit im Land mit neuer Kraft aufgeflammt. (...) Und dann setzt sich Manizha auch noch für Frauen ein: Vor zwei Jahren veröffentlichte sie in ihrem Clip "Mama" die Statistik häuslicher Gewalt in Russland. (...) Das ist nicht nur eine Herausforderung. Das ist eine Kriegserklärung", heißt es in dem Artikel weiter.
Die 29-jährige Manizha hatte eine Publikumsabstimmung im russischen Fernsehen gewonnen, nachdem die Band Little Big sich aus dem Wettbewerb zurückgezogen hatte. Beim ESC, der im Mai in den Niederlanden ausgerichtet wird, wird Manizha "Russian Woman" (Russische Frau) singen. "In dem Song geht es um den Wandel der Selbstwahrnehmung russischer Frauen über die vergangenen Jahrhunderte", zitieren die ESC-Organisatoren die Sängerin.