Der Geist von Diana ist wieder da“ titelte die britische „Sunday Times“ vergangene Woche. Der Netflix-Klassiker „The Crown“ habe die tote Prinzessin und alle Mythen um sie wieder heraufbeschworen. In der aktuellen Staffel geht es – wie berichtet – um die scheiternde Ehe zwischen Diana und Charles. In der aktuellen Staffel kommt vor allem Prinz Charles nicht gut weg, Diana gegenüber ist er kaltherzig und gemein und einzig daran interessiert, endlich mit seiner geliebten Camilla glücklich werden zu dürfen. Wie zu erwarten war, fährt der britischen Monarchie der raue Wind der 90er-Jahre erneut ins Gesicht: „Das Königshaus hat kein Herz! Prinz Charles sollte niemals König werden dürfen. Camilla, wir wissen, was du getan hast“, so die aktuelle Reaktion vieler Briten. In der Tat scheinen die Windsors – zumindest die ältere Generation – in ihren familiären Emotionen immer noch sehr kühl eingestellt zu sein.
Am Dienstag schrieb Herzogin Meghan in der „New York Times“ erstmals öffentlich über ihre erlittene Fehlgeburt im vergangenen Sommer. „Tiefe Trauer und unerträgliches Leid“ seien ihr und Prinz Harry widerfahren. Bis dato keine öffentliche Reaktion durch Königin Elizabeth, Prinz Charles oder gar Prinz William. Blickt man in die Augen der nunmehr in Kalifornien lebenden Herzogin, so erinnert einen das an das wohl traurigste Gesicht der Neunziger: Diana hatte vor allem in ihren letzten Lebensjahren mit einer enormen Welle an Ignoranz und Kaltblütigkeit der Königsfamilie zu kämpfen. „Königshäuser sind ein System. Wer sich nicht fügt oder gar dagegen ankämpft, wird oft fallen gelassen“, erzählte einst der deutsche Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert.
Wird Meghan nun also wie einst Diana in die Knie gezwungen? Wie hätte Königin Elizabeth auf eine Fehlgeburt von Herzogin Catherine reagiert? Einzig Harrys Onkel mütterlicherseits, Charles Spencer, hat sein Bedauern in einem Interview kundgetan: „Es muss schrecklich für zwei junge Menschen sein, ein Kind auf diese Weise zu verlieren“, so Spencer. Was viele nicht wissen, es war auch Prinzessin Diana, die 1994 ihre engste Freundin Rosa Monckton nach einer plötzlichen Totgeburt im Kensington-Palast wohlwollend aufgenommen hatte. Das verstorbene Mädchen ließ die Prinzessin würdevoll – aber vorerst vor der königlichen Familie geheim gehalten – im Garten des Palastes beisetzen. Bis heute hat Monckton den Schlüssel für den Garten und besucht regelmäßig das Grab.
Wie die Herzogin haben in jüngster Zeit auch andere Prominente ihr persönliches Leid öffentlich mitgeteilt und damit versucht, „eine Isolierung“ zu überwinden, die viele Betroffene spüren. Vor zwei Jahren berichtete etwa Zara Tindall, Enkelin von Königin Elizabeth II. und Tochter von Prinzessin Anne, sie habe zwischen der Geburt ihrer beiden Töchter zwei Fehlgeburten durchgemacht. Tindall sei, so heißt es in vielen Adelskreisen, die Lieblingsenkelin der Queen. Was aber bedeutet die öffentliche Emotionsbekundung einer Königshaus-Abtrünnigen nun für die Windsors? Kehren die Dämonen rund um Diana ins Königshaus zurück? Oder wird Meghan als „eine von ihnen“ wahr- und auch weiterhin ernst genommen?
Ewald Wurzinger