Das alte sexistische Klischee von der Frau hinter dem erfolgreichen Mann wollen wir jetzt nicht hervorkramen, aber die Ehefrauen der Göttergatten Donald und Joe sind ein lohnendes Feld für vergleichende Psychologie. Melania Trump steht oft in der Kritik. Vor allem Leute, die mit Donald nur wenig anfangen können, zeichnen die im Ex-Jugoslawien Geborene als kalt, egoman und desinteressiert, als Frau, die vor allem ihr luxuriöses Leben liebe. Dabei ist die versteinerte Miene, die sie bisweilen in Gegenwart von Donald trägt, vielleicht ein Hinweis, dass selbst sie mitunter genug von ihm hat. Schließlich wird spekuliert, dass sie von den politischen Ambitionen Donald Trumps von Anfang an gar nicht begeistert gewesen sei. Mehrere Biografen beschreiben Melania aber als durchsetzungsstark und eigenwillig.

Das automatenhafte Auftreten, das die sphinxhafte Melania oft an den Tag legt, steht im krassen Gegensatz zu der Natürlichkeit von Jill Biden: Jill und Joe gelten ja als Durchschnittsamerikaner und Normalos. Ein wählerfreundliches Image, das der Profipolitiker und die Uniprofessorin wohl gerne pflegen. Tatsächlich sind die beiden seit 43 Jahren verheiratet, die Prüfung vor der „ewigen Bindung“ war intensiv: Fünf Mal musste Joe um Jills Hand anhalten. Dabei hatte Joe Biden einen schweren Schicksalsschlag zu verarbeiten. Er verlor seine erste Ehefrau und seine Tochter bei einem Unfall.

Die zurückhaltende Jill ist in den letzten Monaten in die ungeliebte Rolle der öffentlichen Figur hineingewachsen. Immerhin hat sie Joe auch schon auf der Bühne vor weiblichen Angreiferinnen beschützt und ist im Wahlkampf eifrigst dabei – im Gegensatz zur Schattenfrau Melania, deren wohltätige Aktivitäten als First Lady relativ überschaubar geblieben sind.
Egal, wer der beiden First Lady sein wird: Unbedingt lustig ist der Job im Weißen Haus ja nicht. Oder wie Barbara Bush, Gattin von Bush senior, sagte: „Als First Lady kannst du nur alles falsch machen.“