"Ich bin froh, 50 zu werden und habe mich nie zuvor in meinem Leben zufriedener und glücklicher gefühlt", sagte Schiffer jetzt dem britischen "Telegraph". Trotz aller Konkurrenz habe zwischen den Topmodels damals eine Kameradschaft bestanden, erzählt sie. Wenn es bei der Arbeit zu Missständen gekommen sei, habe man sich darüber ausgetauscht und die anderen gewarnt.
Eigentlich wollte die Schülerin Claudia ihrem Vater folgen, Jus studieren und Anwältin werden. Doch dann wurde sie an der Düsseldorfer Königsallee im Nachtclub "Checkers" auf der Tanzfläche vom Chef einer Pariser Modelagentur entdeckt. In dem Club arbeitete zeitweise auch eine gewisse Heidi Klum.
Voller Selbstzweifel sei sie von Rheinberg am linken Niederrhein nach Paris gegangen, berichtete Schiffer später. Erst als ihr Gesicht überall an den Plakatwänden der Metropole prangte, habe ihr gedämmert, dass aus ihr wohl doch ein brauchbares Fotomodell werden könnte. Schüchtern sei sie aber nach wie vor.
Heute wird ihr Vermögen auf rund 200 Millionen Euro geschätzt. Sie besitzt ein denkmalgeschütztes Anwesen aus dem 16. Jahrhundert bei London und ein Stadthaus im vornehmen Londoner Stadtteil Notting Hill. Mit ihrem Mann, dem Filmproduzenten Matthew Vaughn, hat sie drei Kinder: Caspar, Clementine und Cosima.
Rückblickend habe sie realisiert, was für eine besondere Zeit die 90er-Jahre gewesen seien, erinnert sie sich. Fotomodelle waren von herumgeschubsten Zeitarbeiterinnen zu begehrten Ikonen der Luxusindustrie geworden, die mit Werbeverträgen immense Summen einstrichen. Für Claudia Schiffer begann der kometenhafte Aufstieg 1987. Die deutsche Blondine erinnerte viele Franzosen an Brigitte Bardot. Als Muse von Karl Lagerfeld avancierte sie zum bestbezahlten Model der Welt.
"Ich werde ihm für immer dankbar sein", schrieb "la Schiffer" im vergangenen Jahr zum Tod Lagerfelds. Er hatte sie 1988 bei Chanel unter Vertrag genommen. Dass Lagerfeld sie 1996 öffentlich unschön als "gestrige Erscheinung" abgefertigt hatte, war da verziehen. Lagerfeld habe ihr alles über Mode, Stil und wie man in der Modebranche überlebt, beigebracht, schrieb Schiffer.
Schiffer wurde selbst zur Marke. Das Covergirl der Hochglanz-Illustrierten war bei den besten Fotografen der Welt für ihre Wandelbarkeit und ihre preußische Disziplin beliebt: Sie konnte die Unschuld vom Lande genauso gut inszenieren wie den männermordenden Vamp und die Luxus-Diva. Während ihre Kolleginnen nach den Modenschauen in Paris feuchtfröhliche Partys feierten, habe die Schiffer längst im Flieger zum nächsten Shooting gesessen.
Sie sei die "Vorstandsvorsitzende ihres eigenen Körpers", schrieb der "Stern" einst. Ein Privatleben habe sie jahrelang nur vom Hörensagen gekannt und deswegen auch nie Kochen gelernt, sagte sie rückblickend. Doch dafür konnte sich die wandelbare Schöne 1998 im Alter von 28 Jahren vom Laufsteg zurückziehen. Inzwischen ist Claudia Schiffer regelmäßig an Museumswänden zu sehen: auf Bildern in Ausstellungen der berühmten Fotografen, denen sie Modell stand - Peter Lindbergh, Mario Testino, Gunter Sachs, Ellen von Unwerth, Helmut Newton.
Nur im Fernsehen hatte die kühle Schöne aus Rheinberg immer das Nachsehen gegen die andere weltberühmte Schönheit: die schlagfertige Heidi Klum. 2013 unternahm Schiffer den bisher letzten TV-Versuch, doch ProSieben setzte ihre Show "Fashion Hero" nach nur einer Staffel mit enttäuschenden Quoten ab.
Die Öffentlichkeit muss dennoch nicht auf Schiffer verzichten: Seit einiger Zeit lässt sie als Influencerin ihre 1,3 Millionen Follower auf Instagram an ihrem scheinbar makellosen Leben teilhaben. Meist trägt sie dabei Jeans.
Im kommenden Jahr wird man Claudia Schiffer in einer neuen Rolle kennenlernen: als Kuratorin einer Fotografie-Schau. Im Düsseldorfer Kunstpalast will sie eine Zeitreise in die Ära präsentieren, die sie selbst prägte wie kaum jemand: die Modewelt der 1990er-Jahre.