Der italienische Starsänger Andrea Bocelli hat am Montag Verstoße gegen die strenge Ausgangssperre gestanden, die die Italiener fast zwei Monate lang ins Haus gezwungen hatte. "Ich habe mich gedemütigt und beleidigt gefühlt, weil ich nicht außer Haus gehen konnte. Ich habe gegen die Ausgangssperre verstoßen, weil ich ein gewisses Alter habe und Sonne brauche", gestand Bocelli.

Bei einem Symposium zum Thema "Covid-19 in Italien zwischen Medien, Wissenschaft und Recht" im Senat in Rom berichtete der 61-jährige Startenor, dass er sich mit namhaften Politikern wie den Expremiers Silvio Berlusconi und Matteo Renzi sowie mit Lega-Chef Matteo Salvini in Verbindung gesetzt habe, um sich für eine Lockerung der Ausgangssperre einzusetzen. Sein Ziel sei es gewesen, eine "heterogene Front aus vernünftigen Personen" aufzubauen, um gemeinsam etwas gegen den Lockdown zu unternehmen.

Bocelli, der sich selber mit Covid-19 infiziert hat und inzwischen genesen ist, kritisierte vor allem die Schließung der Schulen, die seit 5. März nicht mehr geöffnet haben. "Während Schulen weiterhin geschlossen sind, sind Diskotheken wieder voll", kritisierte der gebürtige Toskaner, Vater von zwei erwachsenen Söhnen und eines achtjährigen Mädchens.

Der Sänger appellierte, nicht wieder zu drastischen Anti-Covid-Maßnahmen zu greifen. Es sei wichtig, Menschen zu treffen und mit ihnen zu sprechen. Der Sänger äußerte die Hoffnung, dass die Pandemie bald zu Ende gehen wird. "Ich hoffe, dass wir gemeinsam einen Ausweg aus dieser schrecklichen Lage finden", sagte der Tenor, der sein Blut für Forschungszwecke gespendet hat, nachdem er vom Covid-19 genesen ist. Bocelli hatte nur leichte Symptome gehabt. Angesteckt hatten sich auch seine Frau und seine Söhne, alle mit einem leichten Krankheitsverlauf.

Bocelli hatte ein für den 12. September geplantes Konzert im Klagenfurter Wörtherseestadion wegen der Coronavirus-Epidemie abgesagt. Ersatztermin ist der 11. September 2021.