Obwohl Dagmar Koller körperlich noch fit ist, hadert sie ein bisschen mit dem bevorstehenden Geburtstag. "Der 80er ist schon schlimm - vor allem, weil ich überhaupt nicht so fühle. Aber mit 80 gehörst du zum alten Eisen", sagte die Entertainerin. Daher gibt es auch keine große Party, vielmehr geht der Musicalstar im sehr kleinen Kreis in ein Restaurant in Wien zum Essen.
Mit 80 Jahren kann Koller auf eine entsprechend lange Karriere zurückblicken: Die 1939 geborene Absolventin der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien begann ihre Laufbahn 1956 als Tänzerin an der Volksoper. In ihren Lehr- und Wanderjahren tourte sie als Soubrette und Operettensängerin durch Deutschland und die Schweiz und als Schauspielerin mit Hans-Joachim Kulenkampff quer durch Europa und Israel. Ehe sie 1966 an das Berliner Theater des Westens engagiert wurde, gelang ihr 1964 in Hamburg der Durchbruch als chinesische Prinzessin Mi in Franz Lehars "Land des Lächelns". "Ich war ja nie an einer Staatsbühne angestellt. Wir mussten immer schauen, dass wir das Theater voll bekommen", erinnerte sie sich.
In der USA lernte sie das Musical lieben
Auf Tourneen und bei einem längeren Aufenthalt in den USA lernte sie die Bühnengattung Musical lieben. Ihren ersten großen Erfolg in diesem neuen Genre verbuchte sie 1968 als Dulcinea in der deutschsprachigen Erstaufführung von "Der Mann von La Mancha". Es folgten "Sweet Charity", "Sorbas" und ihre Paraderolle der Eliza in "My Fair Lady", die sie 1971 erstmals in Köln verkörperte. 1973 holte sie ihr Mentor Marcel Prawy für "Carousel" wieder nach Wien an die Volksoper zurück. Von dieser verabschiedete sie sich 1999 mit ihrem ersten Soloprogramm "Lieder meines Lebens", stand allerdings nach einem Jahr Pause in der Wiederaufnahme von "Der Mann von La Mancha" erneut auf der Bühne.
In die A-Liga der heimischen Promis stieg Koller dann im Sommer 1978 mit der Hochzeit mit dem damaligen ORF-Programmdirektor Helmut Zilk auf, der sechs Jahre später das Amt des Wiener Bürgermeisters antrat. "Anfangs war es sehr schwer für mich, dass ich meine Bühnenkarriere aufgeben musste, doch dann wurde ich schnell darauf hingewiesen, dass ich auf sehr hohem Niveau jammere", erinnerte sie sich. Doch bald verfolgte sie wieder nicht nur ihre Bühnenlaufbahn weiter, sondern nahm auch zahlreiche Schallplatten auf. Außerdem drehte die Allrounderin zahlreiche Spiel- und Operettenfilme und wirkte in vielen Fernsehshows mit - darunter "Musik mein Leben" und die Interviewserie "Hallo, wie geht's ?".
Zilks Tod im Jahr 2008 versetzte Koller einen schweren Schlag. Sie zog sich großteils aus der Öffentlichkeit zurück. Erst vier Jahre später trat sie mit ihrer Comeback-Show "Leben für die Bühne", einem Potpourri aus musikalischen Karrierehighlights und Anekdoten, wieder ins Rampenlicht. In den vergangenen Jahren nahm sich Koller - "dem Alter entsprechend" - ein wenig zurück. "Es kommen zwar laufend Rollenangebote, aber ich bin eine große Ablehnerin geworden", meinte sie. Anstatt auf der Bühne verbringt sie ihre Zeit jetzt lieber in ihrem Haus in Portugal. "Das muss ja auch bewohnt werden."
Wenige Tage nach dem 80. Geburtstag lässt das Wiener Volkstheater am 1. September sein Ehrenmitglied mit einer Soiree hochleben. Mit dabei sind - neben Koller selbst - Lisa Habermann, Juliette Khalil, Axel Herrig, Josef Luftensteiner, Robert Meyer und Jeffrey Treganza. Sie singen Ausschnitte aus "Carousel", "My Fair Lady" und "Der Mann von La Mancha".