Deutsche Politiker, Gerichte, Behörden und Institutionen sind offensichtlich seit Monaten Ziel von Gewaltdrohungen aus mutmaßlich rechtsextremen Kreisen. Es gehe um mehr als 100 verschickte E-Mails, die mit "Nationalsozialistische Offensive", "NSU 2.0" oder "Wehrmacht" unterzeichnet worden seien, berichteten die "Süddeutsche Zeitung" und der NDR.
Demnach erhielten neben Politikern auch Anwälte oder Journalisten Drohmails, zudem die Sängerin Helene Fischer, die sich nach den Ausschreitungen in Chemnitz kritisch geäußert hatte. Fischers Management sagte dazu nichts.
Sind es vielleicht Trittbrettfrahrer?
Darunter waren nach Angaben von Ermittlern auch Bombendrohungen. Bei Durchsuchungen wurden keine Bomben gefunden. Die Serie soll nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur bereits im vergangenen Sommer begonnen haben. Dass die Absender bisher nicht ermittelt wurden, hängt dem Vernehmen nach auch damit zusammen, dass sie beim Versenden ihrer Botschaften darauf achten, dass diese E-Mails nicht zurückverfolgt werden können. Ob es sich wirklich um Rechtsextremisten handelt und ob möglicherweise auch Trittbrettfahrer unterwegs sind, ist unklar.
Wegen entsprechender Drohungen seien am Montag der Hauptbahnhof Lübeck sowie am Dienstag das Finanzamt Gelsenkirchen vorsorglich geräumt worden, hieß es in den Berichten. Laut Polizei Koblenz gab es am Dienstag auch eine Bombendrohung gegen das dortige Finanzamt. Die Hamburger Polizei sperrte aus dem Grund am Mittwoch kurzzeitig mehrere Straßen, bevor sie Entwarnung gab. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft bestätigte, dass es im Jänner Bombendrohungen gegen das dortige Oberlandesgericht und die Staatsanwaltschaft gab.
Wo es noch Bombendrohungen gab
Seinerzeit gingen auch an Landgerichten mehrerer Landeshauptstädte Bombendrohungen ein. Betroffen waren unter anderem Wiesbaden, Saarbrücken, Hamburg, Potsdam, Magdeburg, Erfurt und Kiel. In Kiel war die Bombendrohung laut Polizei mit "Nationalsozialistische Offensive" unterschrieben. Ein Gerichtssprecher in Hamburg erklärte seinerzeit, dass die E-Mail rechtsextreme Bezüge enthalten habe. Laut Polizei Magdeburg drohte ein anonymer Absender mit einem Anschlag auf bundesweiter Ebene. Laut "SZ" und NDR ging eine Drohung auch beim Flughafen Hamburg ein.