Karl Lagerfeld, Chefdesigner von Chanel, ist tot. Er starb im Alter von 85 Jahren, wie französische Medien, aber auch die Businessplattform BOF, berichten. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge habe eine dem Modekonzern Chanel nahestehende Quelle das Ableben des "Modezars" mittlerweile bestätigt.

Eine Person im Umfeld des Modehauses Chanel bestätigte am Dienstag einen entsprechenden Bericht des französischen Magazins "Paris Match", so Reuters. Der 85-Jährige war bereits auf der Chanel-Modenschau in Paris im Jänner nicht aufgetreten, was Spekulationen über seinen Gesundheitszustand ausgelöst hatte. Bei Chanel, wo Lagerfeld über viele Jahre als Kreativdirektor fungierte, war zunächst aber niemand für eine offizielle Stellungnahme zu erreichen. Am frühen Nachmittag gab Chanel jedoch bekannt, dass Vize-Kreativdirektorin Virginie Viard auf Lagerfeld als Chefin folgt.

"Paris Match" zufolge sei der Designer am Montagabend wegen eines medizinischen Notfalls in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Dienstagfrüh sei er verstorben.

Schon Ende Jänner verpasste Designer-Legende Karl Lagerfeld zwei Fashion Shows mit seinen Kreationen. Die Modewelt machte sich Sorgen um seinen Gesundheitszustand, denn der Modezar ließ sich von Kreationsleiterin Virginie Viard vertreten. Der Grund: Er sei "erschöpft", so das offizielle Statement von Chanel. Schon letzten Oktober hatte es Spekulationen gegeben, dass Lagerfeld aufhören würde.

Virginie Viard wird die Nachfolgerin von Karl Lagerfeld
Virginie Viard wird die Nachfolgerin von Karl Lagerfeld © (c) APA/AFP/ANNE-CHRISTINE POUJOULAT (ANNE-CHRISTINE POUJOULAT)

Er habe sich schon immer für Kleider interessiert, ohne zu wissen, dass man das Mode nenne, sagte Lagerfeld einmal in einem seiner zahlreichen Interviews. Als er in der französischen Hauptstadt Mitte der 50er-Jahre seine Mode-Karriere begann, arbeitete er zunächst für Namen wie Balmain, Patou und Chloe.

Sein Wechsel im Jahr 1983 zu Chanel war wegweisend. Er rüttelte die traditionsreiche Luxusmarke aus ihrem Dornröschenschlaf. Die typischen Tweedstoff-Jacken poppte er mit Bändern und Fransen neu auf, Haute Couture-Kleider kombinierte er mit Sportschuhen. Treu blieb er dem klassischen Cocktailkleid und dem rosa Kostüm.

Karl Lagerfeld
Karl Lagerfeld © APA/AFP/PIERRE GUILLAUD (PIERRE GUILLAUD)

Lagerfeld durfte und konnte alles. Ausgerechnet der High-Society-Vertreter verkaufte kurzzeitig bei H&M. Seine Kreativität kannte keine Grenzen. Als Fotograf, Designer, Filmemacher und Verleger schlug er immer wieder neue Wege ein. "Man muss sich für alles interessieren - aber man darf nie nur in eine Richtung gehen, man muss sich alle Türen offen halten. Man darf seine Neugierde nicht verlieren, sonst geht die Energie weg", sagte er der Wochenzeitung "Die Zeit".

Karl Lagerfeld im Jahr 1973
Karl Lagerfeld im Jahr 1973 © APA/dpa/Bertram (Bertram)

Im Jahr 2008 entwarf er für den Spielzeughersteller Steiff einen Lagerfeld-Teddybär. Das Schmusetier mit Sonnenbrille, schwarzer Seidenkrawatte und weißem Hemd mit Stehkragen war auf 2.500 Stück limitiert - der Preis für das Alpaca-Plüschtier: 1.000 Euro. Ein Lagerfeld zum Kuscheln? "Ich interessiere mich nur für mich selbst und mein Spiegelbild", lautete seine Begründung.

Karl Lagerfeld mit einem Bild von Choupette
Karl Lagerfeld mit einem Bild von Choupette © APA/dpa-Zentralbild/Jens Kalaene (Jens Kalaene)

Berühmt-berüchtigt waren seine Ironie und seine Lästerattacken. Die britische Sängerin Adele fand er zu rundlich, das Model Heidi Klum sei nicht top wie Claudia Schiffer oder Nadja Auermann, wie ihn die Zeitschriften die "Bunte" und "Glamour" zitierten. Er schimpfte über dicke Muttis mit Chipssackerl vorm Fernseher und mochte das Gesicht von Pippa Middleton nicht. Sie solle sich nur von hinten zeigen, sagte er der Boulevardzeitung "The Sun".

"Karl der Große" konnte sich so etwas herausnehmen. Auch eine Luxus-Katze halten. Lagerfeld ließ sie für Opel und japanische Schönheitsprodukte werben. Millionen von Euro soll seine Choupette damit verdient haben.

Schwarze Sonnenbrille, weißer Mozartzopf, steifer Vatermörderkragen und Ringe an jedem Finger: So kannte ihn fast jeder. Doch was für ein Mensch versteckte sich hinter dieser Montur? In seiner Folge der TV-Doku-Serie "Deutschland deine Künstler" gestand er: "Zwischen mir und dem Rest der Welt steht eine Glaswand."