Wenn wir charmant sind, behaupten wir einfach, dass die Gladiatorenspiele im Kolosseum in Rom nur dazu da waren, um den gelangweilten Tieren in den Katakomben ein bisschen Auslauf zu verschaffen. Das würde auch dem Dschungelcamp gut tun, denn die Trägheit, die sich dort ausbreitet, die ist beinahe greifbar. Aber wir wissen: Die großen Kriege, die werden immer an den Nebenschauplätzen gewonnen. Also Dschungelprüfung.
Die Konstellation am Tag 5 hat es in sich: Gisele Oppermann und Bastian Yotta. Und das ist insofern spannend, weil das ist ein Nebenschauplatz im Nebenschauplatz. Das direkte Duell zwischen Bastian Yotta und Chris Töpperwien alias "Der Currywurstmann". Es geht natürlich um die Ehre. Der Rest ist Wurst. Die Aufgabenstellung für Yotta: Gisele zur Höchstleistung anfeuern oder anders gesagt: Mit der Anzahl der Heulkrämpfe unter zehn zu bleiben und vielleicht, vielleicht den einen oder anderen Stern zu holen. Und es steht viel auf dem Spiel, der Currywurstmann hat am Tag davor mit Gisele zumindest acht Sterne geholt. Das ist eine Vorlage, eine Steilvorlage für Yotta. Vor allem auch, weil Gisele eben nicht die gelehrige Schülerin geben will: „Mir hat die Motivation von Chris besser gefallen“. Und bevor noch ein Fisch gestorben ist, fällt es Yotta wie Schuppen von den Augen: Dieser Weg wird kein leichter sein.
Wir sollten nicht vergessen: Kleine Kinder und Tiere merken immer, wenn Erwachsene nur so tun, als würden sie nicht in die eigene Tasche zahlen. Gisele weiß also genau: für mich macht der Yotta das nicht. Und so ist er besiegelt, der Anfang vom Ende. Die zwei Glassärge, in denen man mit Tierchen überhäuft in luftige Höhe Sterne sammeln soll, die sind ab da nur mehr Deko. Es entspinnt sich ein Drama, wie es nur den ganz großen Erzählungen inne wohnt:
Gisele: "Ich kann es nicht versprechen!"
Yotta: "Nimm es als Chance, deine Grenzen zu überwinden!"
Gisele: "Oh, mein Gott!"
Yotta: "Du bist so stark, du wirst immer stärker. Ich spüre das bis hierher."
Gisele: "Ich weiß nicht, ob ich das schaffe. Oh, Gott!"
Yotta: "Das ist jetzt deine Chance! Schrei alles raus!"
Zwei Versuche die Dschungelprüfung zu absolvieren, schlagen fehl. Und während es in Bastian Yotta ordentlich brodelt, krabbelt eine einsame Made seinen Bauch entlang. Es bleiben die traurigen Worte: „Ich war voll bereit“. Melancholie Deluxe. Doch das währt nicht lange, denn Yotta lässt sich gedanklich zur Ader und das heißt: der Würstelmann, er hat gewonnen. Und als wäre das nicht schon genug, wird auch noch das Opferlamm aufmüpfig. Oder mehr noch, bei Gisele schlägt eine leichte Form von Raubtiergesinnung durch, denn vielleicht liegt es sogar am Coaching? Das kann Yotta nicht auf sich sitzen lassen: „Schieb es nicht auf das Coaching - du hast versagt!“ So etwas nennt man eine lückenlose Aufklärung. Aber natürlich, am Ende des Tages gibt es nichts zu Beschönigen, wie Yotta knallhart vorrechnet: "Keine zwölf Steine, nicht mal einer, das sind null Sterne".
Wobei, es ging nicht nur den ganzen Abend um Yotta, sondern um den Lotter vulgo Mann an sich. Für gewöhnlich attestiert man ja der Frau, sie sei ein unbekanntes Wesen. Doch in der Welt von Evelyn gibt es hinsichtlich der männlichen Anatomie auch die eine oder andere Leerstelle. Man sagt ja gerne: Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten. Manchmal sollte man sich nicht so sicher sein. Die Frage also: Hat ein Mann länger keinen Sex, schwellen dann gar etwa seine Hoden an? Zeitgleich formierte sich über der kleinen Gruppe Chris Töpperwien, Domenico de Cicco und Leila Lowfire eine große Gedankenblase: WTF? Das hätte übrigens der erste ganz große Auftritt von Leila Lowfire sein können. Aber wie es halt so ist: Da wird einem eine Bühne gebaut, aber man findet die Treppe nicht. Aber schlag nach bei Rilke: Irgendwann wird das Raubtier im Käfig lethargisch.
Wobei man eigentlich sagen müsste: Wenn es um medizinisches Wissen geht, sind Evelyn und Domenico wie füreinander geschaffen. Eine Expertenrunde aus Tommi Piper, Felix von Deventer und Domenico de Cicco: Tommi philosophiert über das Ejakulat. Dass er das Wort bedächtig als "Eiakulat" ausspricht, wird wohl der Anatomie geschuldet sein. Einer steigt jedoch schon vor Beginn der Erkenntnis aus. Domenico: "Ejakulat, das ist Urin, oder?" Und irgendwo ganz hinten im Dschungel hört man den alten Johann Joachim Winckelmann ganz laut rufen: Edle Einfalt, stille Größe! Ach, um im Duktus des Erotischen zu bleiben: Mühsam ernährt sich das Einhorn.
Und überhaupt: Evelyn und Domenico. Sie können nicht mit und auch nicht ohne einander. Also schickt man die beiden gemeinsam auf Schatzsuche. Und da entspinnt sich mitten im Wald eine Grundsatzdebatte: Was war zuerst - das Huhn oder das Ei? Umgelegt auf die Welt von Evelyn und Domenico heißt das: War jetzt die Freundin von Domenico schon vorher schwanger und überhaupt? Es entspinnt sich eine Art Kammerspiel (und nein, das mit der Kammer ist schon vorbei, die näheren Umstände bleiben unklar. Fix ist, so Evelyn: ES IST ERST DREI MONATE HER. Und plötzlich bricht auch bei ihr der Scharfsinn durch das Dschungeldickicht: DAS SIND ZWÖLF WOCHEN! Helle Momente, aber leider keine erhellenden Momente. Wobei, ganz so stimmt es nicht, denn Domenico kennt offenbar die Zauberformel der Erkenntnis und teil sie bereitwillig mit Evelyn: "Bring die Beweise den Leuten und mach dir eine Suppe daraus!" Am Ende: Lagerbildung. Team Domenico gegen Team Evelyn. Und wie immer gilt: Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht.
Die nächsten Kandidaten für die Dschungelprüfung: Gisele im Doppelpack mit Yotta. Das Lied des Tages wird wohl von Samy Deluxe sein, in dem es heißt: "Weck mich bitte auf aus diesem Albtraum, Menschen sehen vor lauter Bäumen den Wald kaum".