Der wegen Vergewaltigung und erzwungenem Oralsex angeklagte Filmproduzent Harvey Weinstein hat vor Gericht auf nicht schuldig plädiert. Der 66-Jährige erschien am Dienstag im Supreme Court in New York im dunkelblauen Anzug und wirkte abwesend, auf die Fragen von Richter James Burke antwortete er leise und einsilbig. Begleitet wurde er von einem Leibwächter und seinem Anwalt Benjamin Brafman.

Weinstein muss erneut am 20. September erscheinen. Einen Termin für einen möglichen Prozessbeginn gibt es noch nicht. Brafman ließ während der gut halbstündigen Anhörung erahnen, dass er im anlaufenden, monatelangen Verfahren mit allen Mitteln für seinen Mandanten kämpfen wird. "Dieser Fall hat einen Feuersturm von Nachfragen erzeugt", sagte Brafman. Viele stellten dabei infrage, "ob es mein Job ist, Hollywood, die Filmbranche oder das Verhalten, das der Filmbranche seit 100 Jahren vorgeworfen wird, zu verteidigen". Dieses Verhalten würden einige möglicherweise als "anstößig" empfinden, kriminell sei es aber nicht zwingend.

Bereits mehr als hundert Frauen, darunter zahlreiche Stars wie Angelina Jolie und Gwyneth Paltrow, werfen Weinstein vor, sie sexuell belästigt oder gar vergewaltigt zu haben. Der Ex-Produzent versichert dagegen, der Sex sei immer einvernehmlich gewesen.

Staatsanwältin Joan Illuzzi stimmte der Millionen-Kaution zu, nach dessen Zahlung Weinstein auf freien Fuß gekommen war, nachdem er sich am 25. Mai den Behörden gestellt hatte. Er muss aber ein Überwachungsgerät tragen, hat seinen Pass abgeben müssen und benötigt eine Erlaubnis, um den Bundesstaat New York und das benachbarte Connecticut zu verlassen. Im voll besetzten Saal saßen am Dienstag rund 100 Beobachter. Dutzende Reporter drängelten sich vor dem Gebäude im südlichen Manhattan und im Gericht.

Vergangenen Mittwoch war der Produzent von einer Grand Jury angeklagt worden. Grand Jurys werden im US-Recht eingeschaltet, um Beweise in möglichen Verbrechensfällen zu prüfen und zu entscheiden, ob Anklage erhoben werden soll. Meist werden sie bei größeren und kontroversen Fällen eingeschaltet. So gab es diese Jurys auch bei Verfahren gegen Popsänger Michael Jackson und Football-Star O.J. Simpson.

Unterdessen haben drei Frauen eine neue Sammelklage gegen Weinstein wegen sexueller Übergriffe eingereicht. Wie aus der am Freitag in New York eingereichten Klage hervorgeht, wirft eine der Frauen dem einstigen Hollywood-Mogul vor, sie 2011 bei einem geschäftlichen Treffen vergewaltigt zu haben.

Melissa Thompson verfügte demnach sogar über eine Videoaufnahme des Übergriffs, gab diese aber unwissentlich an Weinsteins Anwalt Ben Brafman weiter. Nach Angaben der Kanzlei Hagens Berman hatte Thompson sich in dem Glauben an Brafman gewandt, dass er Opfer Weinsteins vertrete. Mit einem Täuschungsmanöver sei sie dann dazu gebracht worden, den Weinstein-Anwälten die Beweise zu übergeben. "Melissa hat erst davon erfahren, dass Brafman Weinsteins Hauptstrafverteidiger war oder werden sollte, als sie das Beweisvideo schon übergeben hatte", klagen ihre Anwälte.

Neben Thompson haben sich noch die Schauspielerinnen Caitlin Dulany und Larissa Gomes der Klage angeschlossen. Dulany wirft Weinstein vor, sie 1996 in ihrer Wohnung und beim Filmfestival in Cannes attackiert und bedroht zu haben. Gomes schildert einen Übergriff in einem Hotelzimmer.