"Gestern war ein sehr trauriger Tag für mich": Mit diesen Worten rührte Elton John am Dienstagabend sein Hamburger Publikum. In der nahezu ausverkauften Barclaycard Arena stimmte er vor knapp 10.000 Fans ein Lied für seine Mutter an, die am Montag im Alter von 92 Jahren gestorben ist. Er widmete ihr seinen ersten Hit "Your Song", mit dem er 1970 zum Star wurde.

Unzählige Fans tauchten die riesige Konzerthalle mit ihren Smartphones in ein Lichtermeer. Zu einem schwarzen Blazer, verziert mit einer aufwendigen Glitzerstickerei mit Flamingo-Motiv auf dem Rücken, trug der exzentrische Musiker ein pinkes Hemd und pinke Schuhe. Auf seiner Nase thronte eine gelbe, eckige Sonnenbrille, deren Rand aus Strasssteinen bestand. Der Künstler blieb seinem auffälligen Kleidungsstil treu, auch wenn seine Outfits längst nicht mehr so schrill und aufwendig sind wie einst.

Mit dem Lied "The Bitch is Back" eröffnete Elton John seine zweistündige Show. Der Brite, der mittlerweile seit fast einem halben Jahrhundert auf der Bühne steht, rockte mit vollem Elan und ohne eine einzige Pause. Unterstützt wurde er dabei von einer fünfköpfigen Band, bestehend aus zwei Gitarristen, zwei Schlagzeugern sowie einem Keyboarder. Elton John saß wie gewohnt an seinem Flügel und beeindruckte das Publikum immer wieder mit Soloeinlagen auf seinem Lieblingsinstrument.

Hinter der Band thronte eine riesige Videoleinwand, auf der etwa bei dem Lied "I guess that's why I call it the blues" riesige, animierte Regentropfen von oben hinunterfielen. Bei gefühlvollen Liedern wie "Tiny Dancer" kam die facettenreiche Stimme des Ausnahme-Künstlers besonders zur Geltung.

Kritik an politischer Lage

Von seinem neuen Album "Wonderful Crazy Night" präsentierte er dem Publikum etwa den rockigen Song "Looking up", ansonsten wechselte er zwischen bekannten gefühlvollen Balladen und schnelleren Nummern. Doch der mehrfache Grammy-Gewinner schlug zwischendurch auch nachdenkliche Töne an. So kritisierte er die derzeitige politische Lage mit den Worten, es gebe momentan "in keinem Land der Welt einen anständigen Regierungschef" und bezeichnete die Welt als "sehr gemein und ekelhaft".

Zum Ende des Konzertes saß bei seinem Hit "I'm still standing" kaum mehr einer der Besucher auf seinem Stuhl. Die größtenteils älteren Fans gerieten ins Schwärmen. "Zu seinen Hits haben wir, als ich jung war, noch getanzt", sagte Ilka (61). Auch ihre Tochter Silke war begeistert. Mit dem Lied "Candle in the Wind", welches er damals für Prinzessin Dianas Beerdigung umtextete, entließ Elton John sein Publikum in die Nacht.