Kurzärmlig in edler Bluse und mit filigraner Frisur wartet Kate Winslet in London auf ihre Interviewpartner. Nichts erinnert an die draufgängerische Fotojournalistin Alex Martin, die Winslet an der Seite von Idris Elba in "Zwischen zwei Leben" spielt. Im Gespräch mit der dpa erinnert sich die 42-Jährige an die schönen und anstrengenden Momente beim Dreh in den eisigen kanadischen Bergen.
Frage: Ist ein Dreh wie dieser wirklich noch eine Herausforderung für Sie?
Winslet: Ich liebe es zu schauspielern und finde es immer noch schwierig. Aber wirklich großartig daran ist, dass man Erfahrungen wie diese macht, wo man in einem Hubschrauber täglich in diese verschneite wunderschöne Gegend geflogen wird. Manchmal passieren völlig unerwartete Dinge, wenn man dorthin kommt: Es gibt einen Blizzard, und plötzlich drängen sich alle zu einer Kugel auf dem Boden zusammen und warten darauf, dass er vorbeigeht. Und der Schnee ist viel tiefer als selbst die Sicherheitsleute annehmen. Aber ich habe es geliebt, diesen Film zu machen, es war ein wundervolles Team, und dann Idris und ich. Ja, es war eine Herausforderung, aber wir haben wirklich gut zusammengearbeitet. Weil wir mussten, wir mussten zusammenarbeiten und kommunizieren und sehr ehrlich miteinander umgehen. Ich liebte diese Umgebung so sehr und wollte nicht, dass der Dreh zu Ende ging.
Frage: Der Regisseur Hany Abu-Assad hat nur wenige Filme gemacht und kommt vom Dokumentarfilm. Sie dagegen stehen seit vielen Jahren vor der Kamera. Konnten Sie ihm manchmal etwas beibringen?
Winslet: Ich habe nie daran gedacht, einem Regisseur etwas beizubringen. Die Zusammenarbeit ist wichtig, mit den anderen Schauspielern und dem Regisseur. Wir hatten Glück mit Hany, weil er so ein sanftes Gemüt hat und wirklich unsere Ideen und Vorschläge wollte. Er wollte unsere Geschichte so schonungslos wie möglich erzählen. Wenn man nur zwei Schauspielern zuschaut, muss man wahrhaftig sein - Sie können Ihr Publikum nicht betrügen, wenn Sie 100 Minuten lang seine Aufmerksamkeit verlangen. Aber Hany hat noch nicht so viele Filme gedreht; ich bin dagegen schon seit meinem 17. Lebensjahr dabei, und Idris schauspielert seit mehr als einem Jahrzehnt. Hany konnte sich auf unsere Erfahrung verlassen. Manchmal haben wir etwas vorgeschlagen, an das er nicht gedacht hätte, und es funktionierte in einer Szene, obwohl er das bezweifelt hatte. Es gab viel Teilen und Geben und Nehmen, aber so ist es immer beim Film.
Frage: Sie lieben die Kälte. Was sind Ihre Überlebenstipps für einen Dreh in der Wildnis?
Winslet: Praktisch gesprochen, um so einen Dreh zu überstehen, muss man sehr gut vorbereitet sein. Ich brauchte jeden Tag 45 Minuten, um mich anzukleiden, weil man die Lagen richtig hinkriegen muss - nicht zu warm, denn dann schwitzt man und dann gefriert der Schweiß. Es dauerte einige Zeit, bis das klappte. Und ganz ehrlich: Man muss auf sich aufpassen. Immer sicherstellen, dass man genug trinkt und genügend und kalorienreich isst, weil man viel mehr Energie verbrennt, wenn man in diesen Höhen arbeitet. Einfach die Umgebung respektieren. Es ist nicht nur ein Winterwunderland, es gibt viele Dinge, die unter der Oberfläche des Schnees lauern können, also habe Achtung vor der Umwelt.
(Das Gespräch führte Uli Hesse/dpa)