Die ganzseitige Anzeige in der "Washington Post" war nicht zu übersehen: Fett gedruckt und in Großdruckstaben bot Larry Flynt, Gründer des Erotik-Magazins "Hustler", darin ein Preisgeld von zehn Millionen Dollar für Schmutz über Donald Trump. In der Mitte Oktober geschalteten Anzeige bittet er um kompromittierendes Material, das zur Amtsenthebung des US-Präsidenten führen könnte.
Mehr als 300 Tipps würden täglich bei ihm eingehen, teilte Flynt eine Woche vor seinem Geburtstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Aber es werde mehrere Wochen dauern, die vielen Hinweise auszuwerten, ließ er durch seine Sprecherin ausrichten. Am heutigen 1. November wird Flynt 75 Jahre alt.
"Patriotische Pflicht"
Der Verleger, der sich auf seiner Webseite als Aktivist für Redefreiheit (Free Speech Activist) ausgibt, führt eine ganze Liste von Gründen an, warum er es für wichtig hält, den "gefährlich unfähigen" Trump loszuwerden, "bevor es zu spät ist". Das sei seine "patriotische Pflicht" - und die aller Amerikaner. Klar, er könnte die zehn Millionen Dollar auch für anderes ausgeben, "aber was würde mir das nutzen, in einer Welt, die von dem mächtigsten Schwachkopf aller Zeiten zerstört wird?".
Flynt nimmt kein Blatt vor den Mund und scheut keine Kosten, um Schmutz gegen konservative Politiker auszugraben. 2012 bot der schillernde Verleger eine Million Dollar für Informationen über die Finanzen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney. Zuvor setzte er Belohnungen aus, um außereheliche Affären von Politikern aufzudecken. George W. Bush war für Flynt 2001 "der dümmste Präsident, den wird jemals gehabt haben". Seinen 62. Geburtstag im Wahlkampfjahr 2004 feierte der Verleger in Paris, "um dem ekelerregenden Klima der Wahlkampagne in den USA zu entfliehen".
Ärmliche Kindheit
Widerwärtig und ekelhaft - das sind Vorwürfe, die der Verleger zahlreicher Zeitschriften, von denen das "Hustler Magazine" nur eine ist, selbst oft zu hören bekam. Nach einer ärmlichen Kindheit im ländlichen Kentucky und Indiana, war Flynt noch als Teenager zum Militär gegangen. Mit 22 Jahren gründete er seinen ersten Hustler-Stripclub. Ein kleines Werbeblättchen mit Neuigkeiten über sein wachsendes Geschäft peppte er 1974 zur ersten "Hustler"-Ausgabe auf.
Von Hochglanz-Männermagazinen wie "Playboy" und "Penthouse" setzte sich "Hustler" mit Schmuddel tief unter der Gürtellinie ab. Das Blatt machte dadurch immer wieder Schlagzeilen. Etwa 1975, als Flynt von Paparazzi geschossene Nacktfotos der früheren First Lady Jacqueline Kennedy Onassis veröffentlichte.
Dauergast vor Gericht
Den Kampf gegen die Zensur und für die Meinungsfreiheit hat sich Flynt stets auf seine Fahne geschrieben. Unzählige Male stand er vor Gericht, er landete auch kurz im Gefängnis. Wegen Verbreitung von Pornografie wurde er 1977 zu einem Vierteljahrhundert hinter Gittern verurteilt, ein Berufungsgericht hob das Urteil aber auf.
Nach einem Gerichtstermin im US-Staat Georgia wurde Flynt im März 1978 aus dem Hinterhalt angeschossen. Seit dem Attentat ist er von der Hüfte abwärts gelähmt, zu besonderen Anlässen fährt Flynt in einem vergoldeten Rollstuhl vor. Der Schütze war ein rassistischer Fanatiker, der die Schüsse später zugab, als er bereits wegen anderer Straftaten im Gefängnis saß.
Goldener Bär
Mit dem Film "Larry Flynt - Die nackte Wahrheit" zollte Oscar- Preisträger Milos Forman ("Einer flog über das Kuckucksnest", "Amadeus") Flynts umstrittener Gratwanderung zwischen Pornografie und Meinungsfreiheit Tribut. Bei der Berlinale 1997 gab es dafür den Goldenen Bären.
Dem echten Flynt gefiel die Verfilmung seines Lebens und auch deren Hauptdarsteller Woody Harrelson. Er fühle sich geehrt, sagte Flynt, schließlich werde selten das Leben eines Mannes verfilmt, der noch lebe.