Reduziert und doch üppig: Steht Rainhard Fendrich mit seiner Band auf der Bühne, gilt beides. Der Musiker braucht keine großen Effekte, kein ablenkendes Brimborium, sondern nur seine Songs. Und davon gab es am gestrigen Freitagabend in der Wiener Stadthalle reichlich.
Das stellte Fendrich bereits ganz zu Beginn fest, als er von seinen Anhängern mit Standing Ovations empfangen wurde. Pünktlich um 20 Uhr ging das Licht aus, flimmerten Fotos aus unterschiedlichsten Phasen seiner Karriere über eine Leinwand und trat der Meister, eigentlich recht unscheinbar, selbst ins Rampenlicht. Mit "Es lebe der Sport" und "Haben Sie Wien schon bei Nacht geseh'n" gab es zum Aufwärmen zwei Klassiker, bevor eine Rundreise durch altes und neues Material geboten wurde.
Die Krux mit der Mischung
"Mit dem 17. Studioalbum wird es nicht leichter, ein Programm zusammenzustellen", meinte Fendrich auf das im Vorjahr erschienene "Schwarzoderweiss" bezogen. Beschweren konnte man sich aber nicht über die ausgewogene Mischung, die geboten wurde. Immerhin habe er auch "in den ältesten Schubladen" gekramt. Lieder also aus einer Zeit, "als Musik noch groß, rund und schwarz war und sich appetitlich auf einem Teller drehte". Nostalgie? Auch. Dass Vinyl aktuell wieder boomt, stört dabei ja nicht.
Entsprechend wurden Stücke wie das humorvolle "Oben ohne" oder der Auto-Liebessong "Zweierbeziehung" (jeweils Anfang der 80er entstanden) gebührend gefeiert, aber auch das aktuelle Schaffen im Stile von "Du bist schön", das Fendrich zur Breitseite auf Schönheitswahn und Botox nutzte, wurde keineswegs verschmäht. Die Performance passte ohnedies, wenn sich der Sänger auch mehrmals für eine Erkältung entschuldigte. Mit einer solide im Hintergrund agierenden Mannschaft ausgestattet, war am Klang aber nichts auszusetzen, sondern wurde eingängiger Pop höchst druckvoll umgesetzt.
Da eine solche Zusammenkunft auch ernstere Töne verträgt, äußerte sich der 61-Jährige mehrfach politisch. "Ob ein Mensch gut oder schlecht ist, erkennt man nicht an der Hautfarbe", unterstrich er nach dem Titelsong der aktuellen Platte. "Man kann nicht alle Hilfesuchenden unter Generalverdacht stellen." Eine Abkehr von solchen Werten gefährde die Demokratie, unabhängig von Meinungsfreiheit, denn: "Rassismus ist keine Meinung, Rassismus ist ein Verbrechen." Worauf er, zum wiederholten Mal, lautstarken Applaus erntete.
Ein Tango für die Eurofighter
Da sich Themen scheinbar wiederholen, konnte sich Fendrich einen Seitenhieb auf die aktuelle Eurofighter-Diskussion nicht verkneifen: "Ich sag's euch: Es wird nix herauskommen." Und stimmte seinen "Tango Korrupti" an. Die Verbindung von durchaus gesellschaftspolitischen Anliegen mit Wortwitz und eingängigen Melodien, das war schon immer seine Stärke. Und ob das nun mit ordentlicher Soundwand oder alleine auf der Gitarre angestimmt, wie im zweiten Teil des Abends bei "Macho Macho" oder "Strada del sole", daherkommt, ist wirklich einerlei.
Schon früh setzte Fendrich seine gar nicht mehr so heimliche Hymne, jenen Song, "der mir wir kein anderes Lied entrissen wurde". Die Handys und Feuerzeuge leuchteten bei "I Am From Austria", die Textsicherheit der Menge kam nicht wirklich überraschend. Aber auch "Blond" oder "Weu'sd a Herz hast wie a Bergwerk" standen dem in nichts nach. Die minimalistische Lichtshow, die ganz selten eingestreuten Visuals? Wird man wohl schon nach Verlassen der Halle wieder vergessen haben. Aber die Songs von Rainhard Fendrich bleiben - da kann man machen, was man will.