Mit der APA sprach Opernball-Organisatorin Maria Großbauer über ihr neues Konzept, Promis, die Opernball-Demonstration, das Rauchverbot - und weshalb der Ball der DNA der Österreicher entspricht.
APA: Sie sind gerade in der Zielgeraden bei der Organisation ihres ersten Balles. Haben Sie sich Ihr Leben als Opernball-Lady so vorgestellt?
Großbauer: Es ist viel mehr Arbeit als ich erwartet habe, mehr als ein Vollzeitjob. Wir sind ja nur ein sehr kleines Team. Aber es ist auch schöner als ich geglaubt habe. Und außerdem hat mich niemand dazu gezwungen.
APA: Ihre Vorgängerin, Desiree Treichl-Stürgkh, hatte sich bei ihrem Dienstantritt vorgenommen, den etwas verstaubten Opernball behutsam im 21. Jahrhundert ankommen zu lassen. Haben Sie auch Vorstellungen über mehrere Jahre hinweg?
Großbauer: Ich bin nicht der Typ, der auf allzu langsame Veränderungen setzt. Ich habe ein Gesamtkonzept, von dem ich möglichst viel im ersten Jahr umsetze. Ein Gesamtkonzept muss man in vielen Details spüren, sonst funktioniert es nicht.
APA: Grob heruntergebrochen ist das Herz ihres Konzeptes, die Oper selbst, Musik und eine sehr feine Kulinarik. Eigentlich sehr naheliegend.
Großbauer: Trotzdem hat es noch niemand gemacht! Die verschiedenen Bälle wie etwa der Kaffeesieder- oder Zuckerbäckerball sind eigentlich Feste der jeweiligen Stände - heute würde man sagen Branchen -, das wollte ich auch betonen. Der Blumenschmuck steht im Zeichen der "Zauberflöte", aus dem Heurigen wurde eine "Wolfsschlucht" aus dem "Freischütz" und der Opernball-Drink "Der Liebestrank" stammt aus der gleichnamigen Oper von Gaetano Donizetti. Bei der Kulinarik ist mir eine sehr hohe Qualität extrem wichtig. Wir haben unter anderen Slow Food, Wiener Schnecken, Bio-Würstel und Fair Trade-Kaffee. Auch die musikalische Untermalung ändert sich: Zum ersten Mal wird in der ganzen Oper live gespielt. Sehr viel davon unplugged - eine Oper ist ja schließlich auch unplugged.
APA: Neu ist auch ein vollständiges Rauchverbot. Warum?
Großbauer: Das völlige Rauchverbot - das 2018 übrigens sowieso in der gesamten Gastronomie eingeführt wird - jetzt schon umzusetzen, ist eine Entscheidung der Direktion. Mich hat gewundert, dass das heute überhaupt noch ein Thema ist. Es stehen jedenfalls außerhalb der Oper beheizte Bereiche zur Verfügung, in denen auch Getränke serviert werden.
APA: Der Opernball wird wahrscheinlich auch heuer von mehr als einer Million Menschen im ORF verfolgt werden. Wieso denken Sie, ist der Ball so beliebt?
Großbauer: Zuerst einmal, weil es einfach wirklich schöne Bilder sind! Aber beim Opernball schwingt auch viel Tradition, "gute alte Zeit" und ein Hauch von Monarchie mit, die in der DNA der Österreicher verankert sind. In der sehr unsicheren Welt, wo oft große Angst herrscht, sehnen sich viele Menschen nach solch einem schönen und positiven Abend.
APA: Ein großer Teil der Veranstaltung widmet sich auch dem Boulevard-Aspekt. Stört Sie das oder gehört das dazu?
Großbauer: Ich glaube, es gibt den Ball, wie er von den Gästen vor Ort wahrgenommen wird, und jenen, wie er zum Teil medial dargestellt wird. Prominente gehören natürlich dazu und auch wir freuen uns, dass bekannte Persönlichkeiten den Ball besuchen. Die Selbstdarstellung hat sich freilich im Zeitalter von Facebook und Youtube sehr intensiviert, aber ich konzentriere mich darauf, dass es ein schöner Abend für alle wird.
APA: Heuer wurde eine Demonstration gegen den Ball angemeldet. Können Sie die Motive dafür nachvollziehen?
Großbauer: Das Demonstrationsrecht ist ein sehr hohes Gut. Ich würde mit den Veranstaltern auch gerne in den Dialog kommen. Zwei Aspekte möchte ich aber an dieser Stelle betonen: Abgesehen davon, dass die Einnahmen des Balls für die Wiener Staatsoper sehr wichtig sind, hat er eine sehr hohe Wertschöpfung. Es sind beispielsweise rund 50 Firmen aus ganz Österreich bei Umbau und Vorbereitungen eingebunden – mit einem Auftragsvolumen von ca. 1,4 Millionen Euro. Und man könnte einmal die Taxifahrer, Friseure, Kellner etc. fragen, wie sie das sehen, würde man den Opernball absagen. Und: Wir nutzen die Kontakte und die – auch mediale – Aufmerksamkeit rund um den Ball für verschiedene Charity-Aktionen, heuer etwa eine eigene Benefizveranstaltung im Vorfeld für die "Gruft" der Caritas Wien und für Superar.
APA: Lotte Tobisch hat den Ball 1991 angesichts des ersten Golfkrieges kurzerhand abgesagt. Die Welt ist seitdem nicht unbedingt besser geworden. Könnten Sie sich vorstellen, auf den Ball zu verzichten?
Großbauer: Nein, derzeit kann ich mir das nicht vorstellen.
APA: Nicht nur der Opernball, sondern auch die Organisatorinnen werden oft angegriffen. Wie sind ihre bisherigen Erfahrungen?
Großbauer: Eigentlich sehr positiv. Ich habe mich bisher aber bewusst in der Öffentlichkeit zurückgehalten.
APA: Haben Sie eigentlich einen Plan, wie lange Sie den Ball organisieren wollen?
Großbauer: Nein, jetzt freue ich mich einmal auf meinen ersten Ball. Es ist aber generell nicht mehr die Zeit, wo man so eine Aufgabe 20 Jahre lang macht.