Der 10. November 2009 veränderte alles – im Leben ganz vieler Fußballfans in Deutschland, aber vor allem im Leben von Teresa Enke. Ihr Mann Robert hatte sich an diesem Dienstag unweit seines Wohnortes Empede an einem Bahnübergang das Leben genommen. Der erfolgreiche Fußballtorhüter - unter anderem bei Hannover 96 und in der deutschen Nationalmannschaft - hatte zu diesem Zeitpunkt bereits seit sechs Jahren an zum Teil schweren Depressionen gelitten.

15 Jahre sind seit dem Tod Enkes vergangen. 15 Jahre, in denen seine Witwe Teresa die Kraft finden musste, um weiterzumachen. Für sich und ihre Tochter, die sie nur sechs Monate vor Enkes Tod adoptiert hatten. Jedes Jahr am 10. November wird sie schmerzlich im Gedanken in das Jahr 2009 zurückgeworfen. „Früher dachte ich oft daran, was ich zu dem oder dem Zeitpunkt an dem Tag gemacht habe”, offenbart Teresa Enke zum 15. Todestag in einem Interview mit RTL. Einen viel höheren Stellenwert in ihrem Leben habe jedoch mittlerweile der 24. August „Die Geburtstage sind für mich wichtiger und schöner”, betont sie.

Robert Enkes Highlights auf YouTube

Früher hätte der Todestag Enkes noch eine hohe Relevanz gehabt, „doch inzwischen habe ich das vielleicht auch aus Selbstschutz abgelegt“. Dafür werde sie immer wieder kritisiert. Dem entgegnet sie, dass eben jede und jeder anders trauert. „Das hat aber nichts damit zu tun, dass Robbie mir nicht fehlen würde.“ 

Auch Besuche bei seinem Grab hätten mittlerweile nicht mehr so große Bedeutung. Viel eher denke sie an die schönen Orte, an denen sie gemeinsam gelebt und an die schönen Momente, die sie gemeinsam erlebt haben. „Das gibt mir mehr Kraft als ein Besuch auf dem Friedhof“, sagte sie im Weser Kurier.

Ab und zu schaut sich Teresa Enke sogar noch Spiele ihres verstorbenen Ehemannes auf YouTube an. „Auch wenn die Qualität immer so schlecht ist. Aber ich gucke mir das dann an und überlege, wie das so war, als Robert im Tor stand.“

Der Kampf an der Spitze der Robert-Enke-Stiftung

Enke befand sich 2009 eigentlich auf dem Höhepunkt seiner Fußballkarriere. Beim Bundesligisten Hannover 96 war er unumstrittener Stammtorhüter, außerdem fixer Bestandteil der deutschen Nationalmannschaft. Dennoch kämpfte er über Jahre mit schweren mentalen Problemen.

Probleme, über die man Mitte der 2000er-Jahre noch nicht so offen in der Öffentlichkeit sprechen konnte. Schon gar nicht als Fußballstar. Das zu ändern, hat sich Teresa Enke zur Lebensaufgabe gemacht. Als Vorstandsvorsitzende der Robert-Enke-Stiftung, die nach dessen Tod vom Deutschen Fußball-Bund (DFB), der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und Hannover 96 gegründet wurde, setzt sich die heute 48-Jährige für die Enttabuisierung und Entstigmatisierung der Krankheit ein – mit Erfolg, wie sie selbst im Rahmen der Mental-Health-Days im August erläuterte: „Es hat sich extrem viel geändert, wir sprechen darüber. Es vergeht kaum eine Woche, in der sich nicht eine prominente Person in der Öffentlichkeit dazu bekennt.“

Diesen Eindruck bestätigt auch Marcus Mann, aktueller Sportdirektor von Robert Enkes ehemaligen Verein Hannover 96. Es werde zwar noch nicht wie ein Bänderriss oder Muskelfaserriss behandelt, „aber man merkt klar, dass man mittlerweile viel offener mit der Krankheit umgeht“. Laut Vorgaben des DFB muss es heutzutage in jedem Leistungszentrum eines Vereins psychologische Betreuung geben.