In der italienischen Öffentlichkeit ist in den letzten Wochen eine lebhafte Diskussion über die Einflussnahme der Influencerin Maria Rosaria Boccia auf den italienischen Kulturminister Gennaro Sangiuliani entbrannt. Boccia, die durch ihre große Social-Media-Präsenz bekannt geworden ist, behauptet öffentlich, als Beraterin für den Kulturminister tätig zu sein. In ihren zahlreichen Posts auf Plattformen wie Instagram und TikTok posieren die beiden oft gemeinsam. Besonders pikant: Nun behauptete Boccia, nicht nur engen Zugang zu Sangiuliani zu haben, sondern auch zu sensiblen Regierungsdaten.

Boccia versus Sangiuliani

Boccia, die vor allem durch ihre glamourösen Auftritte in den sozialen Medien von sich reden macht und weniger durch politische Standpunkte, hat wiederholt betont, dass sie hinter den Kulissen des italienischen Kulturministeriums aktiv ist und in strategische Entscheidungen involviert sei. Ihrer Aussage zufolge nehme sie an Beratungen teil und verfüge über exklusive Informationen, die über den normalen Zugang hinausgingen.

Kulturminister Sangiuliani musste nun reagieren. Er hat in einem offenen Brief, der in der Zeitung „La Stampa“ veröffentlicht wurde, jegliche Form der Zusammenarbeit mit Boccia vehement bestritten. In dem Schreiben stellte er klar, dass sie weder eine offizielle noch inoffizielle Beraterrolle innehabe und dass es keinen Zugriff auf vertrauliche Daten durch sie gegeben habe. Er bezeichnete ihre Aussagen als „unwahr und irreführend“ und stellte klar, dass ihre häufigen Auftritte an seiner Seite rein privater Natur seien und keine beruflichen Hintergründe hätten.

Sangiuliani schreibt weiter: „Es ist absurd, dass jemand behauptet, in meiner offiziellen Kapazität als Beraterin tätig zu sein, während die Realität eine völlig andere ist. Frau Boccia hat keine Rolle innerhalb des Ministeriums und keinen Zugang zu sensiblen Informationen.“

„Bedauerliche Aussage Sangiulianis“

Maria Rosaria Boccia reagierte prompt auf Sangiulianis offenen Brief. In einem Instagram-Posting, das erneut für viel Aufsehen sorgte, bezeichnete sie die Aussagen des Ministers als „bedauerlich“ und hielt daran fest, dass sie in der Vergangenheit an verschiedenen Projekten des Kulturministeriums mitgewirkt habe. Boccia deutete an, dass ihre Rolle größer sei, als Sangiuliani zugebe, und beschuldigte ihn, sich „aus politischen Gründen“ von ihr distanzieren zu wollen.

„Ich habe Gennaro immer unterstützt und werde dies auch weiterhin tun. Es ist enttäuschend, dass er nun so tut, als würde er mich nicht kennen“, schrieb sie. Ihre Kommentare ließen bei vielen Beobachtern Zweifel an der Transparenz der Beziehungen innerhalb der Regierung aufkommen.

Meloni bezog Stellung

Auch Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sah sich angesichts der zunehmenden öffentlichen Aufmerksamkeit gezwungen, Stellung zu beziehen. In einer Pressekonferenz äußerte sie sich distanziert von der gesamten Angelegenheit und betonte, dass es in ihrer Regierung keinen Raum für „Intransparenz und Vetternwirtschaft“ gebe. Sie stellte klar, dass jede Behauptung über unrechtmäßigen Zugang zu Regierungsdokumenten streng geprüft werde. Allerdings vermied sie es, direkte Vorwürfe gegen Boccia zu erheben oder öffentlich auf die persönlichen Verbindungen zwischen Boccia und Sangiuliani einzugehen.

Meloni betonte: „Ich vertraue darauf, dass Minister Sangiuliani seine Aufgaben mit der nötigen Professionalität und Integrität ausführt. Sollte es Unregelmäßigkeiten geben, werden wir diese intern klären.“ Diese Stellungnahme deutet auf eine Zurückhaltung hin, die Situation zu eskalieren, doch die Ministerpräsidentin machte auch deutlich, dass sie klare Trennlinien zwischen privaten und beruflichen Beziehungen zieht.