Richard Lugner ist tot. Diesbezügliche Berichte von „heute.at“ und „krone.at“ wurden der APA aus gut informierter Quelle bestätigt. Der 91-jährige Baumeister starb demnach in seiner Villa in Döbling. Richard Lugner war vom Parkett der Wiener Society nicht wegzudenken. Vor allem mit den Stargästen, die er jedes Jahr um viel Geld zum Opernball brachte, blieb er immer im Gespräch. Christina Lugner, die Ex-Frau des Baumeisters, erreichte die Todesnachricht heute am Wörthersee. Die Unternehmerin wird nach Informationen von „heute.at“ nun von Kärnten nach Wien gebracht, um sich um die gemeinsame Tochter Jacqueline zu kümmern.

Richard Lugner bei Feierlichkeiten zu seinem 87. Geburtstag mit Ex-Frau Christina
Richard Lugner bei Feierlichkeiten zu seinem 87. Geburtstag mit Ex-Frau Christina © (c) Leopold Nekula/VIENNAERPORT via www.imago-images.de

Lugner führte in Rudolfsheim-Fünfhaus das nach ihm benannte Einkaufs- und Kinozentrum „Lugner City“ und kandidierte sogar als Bundespräsident. In den vergangenen Monaten hatte der Baumeister verstärkt mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.

Richard Lugner: Seine Gäste, seine Feste

„Lugner City“ ist eines der erfolgreichsten Einkaufszentren

Geboren wurde Richard Lugner am 11. Oktober 1932 in Wien. Nach der Matura 1953 stieg Lugner schon bald in die Baubranche ein – und bewies schnell seine große Schlauheit. Denn während sich im Bauboom der 1960er-Jahre die großen Firmen im Kampf um die Großaufträge gegenseitig aufrieben, spezialisierte sich der junge Lugner auf kleine Baustellen. „Wir haben etwa bestehende Villen renoviert“, hatte sich der Baumeister in einem APA-Interview erinnert. Das Geschäft ging bald so gut, dass die Angestelltenzahl von zwei Personen auf 700 in die Höhe schoss.

Seinen ersten großen Coup landete der Baumeister 1975, als ihm vom damaligen saudi-arabischen König Faisal ibn al-Aziz der Auftrag zum Bau der Wiener Moschee in Floridsdorf, es war das erste derartige Gebäude in ganz Österreich, erteilt wurde. Die Konkurrenz um den Auftrag war hart: Ein Mitbewerber ging den Erinnerungen des Baumeisters zufolge sogar so weit, zum Islam zu konvertieren. Der König ließ sich von dem Argument, dass kein Falschgläubiger das Gebetshaus errichten dürfe, aber nicht beeindrucken.

Durch den Bau der Moschee kam Lugner das erste Mal mit einem Berufsstand in Kontakt, der sein Leben nachhaltig prägen sollte: dem Journalismus. „Es gefiel mir, in der Zeitung zu stehen“, so der Baumeister im Interview. Große Teile seines Lebens verbrachte er auch vor der Kamera eines Privatsenders. Ob Alltag, Urlaube oder die Suche nach einer neuen Lebensgefährtin: Lugner ließ bereitwillig alles filmen. Und dabei scheute er auch nicht davor zurück, Botox-Behandlungen beim befreundeten Schönheitschirurgen, Wutausbrüche oder das Verzehren einer seiner absoluten Lieblingsspeisen – Austern mit Ketchup – dokumentieren zu lassen.

Fritz Dittlbacher (ORF) über den Tod von Richard Lugner

Im Jahr 1988 kaufte Richard Lugner um damals 14 Millionen Schilling einen Grund direkt am Wiener Gürtel unweit der Stadthalle in Rudolfsheim-Fünfhaus. Sein Plan: Die Errichtung seines eigenen Einkaufszentrums, der „Lugner City“. Bei der Auswahl der Geschäfte hatte Lugner ein ebenso einfaches wie effizientes System: „Ich fuhr in andere Einkaufszentren und sah mir an, welche Geschäfte voll waren. Die holte ich in die ‚Lugner City‘, egal, was sie verkauften.“ Das Konzept ging auf: Heute ist die „Lugner City“ eines der erfolgreichsten Einkaufszentren des Landes.

Richard Lugner heiratete erst im Juni 2024

Zur Berühmtheit wurde Richard Lugner aber weniger durch sein Schaffen als Baumeister als durch seine alljährlichen Auftritte am Wiener Opernball. Mit seinen Stargästen sorgte der Baumeister für Blitzlichtgewitter, Keilereien am Roten Teppich, entnervte Organisatoren und natürlich jede Menge Aufmerksamkeit für sich und seine City.

„Ich kam durch Zufall dazu“, hatte sich Lugner erinnert. 1990 wurde er von einem Agenten kontaktiert, ob er nicht mit der Schauspielerin Gina Lollobrigida zum Opernball gehen wolle. Lugner sagte zu, doch dann brach 1991 der Golfkrieg aus, der Opernball wurde abgesagt und der Vertrag blieb ununterschrieben.

Der gewitzte Baumeister hatte aber verstanden, dass fremder Ruhm zur eigenen Vermarktung bestens eingesetzt werden kann. Es folgten Gäste wie Harry Belafonte, Joan Collins, Sophia Loren, Sarah „Förtschi“ Ferguson und Jacqueline Bisset. Die größten Coups des Baumeisters waren aber zweifellos Pamela Anderson (2003) und Paris Hilton (2007).

Seine große Bekanntheit wollte Lugner auch politisch nutzen, doch hier blieb der große Erfolg aus: Bei der Wahl zum Bundespräsidenten 1998 erhielt er 9,91 Prozent der Wählerstimmen und wurde vierter von fünf Kandidaten. Bei der Nationalratswahl 1999 erhielt seine Liste „Die Unabhängigen“ nur 1,02 Prozent. 2016 bewarb sich Lugner noch einmal um das Amt des Bundespräsidenten und erhielt im ersten Wahlgang 2,26 Prozent.

Privat war Lugner insgesamt sechsmal verheiratet und oft von jungen und öffentlichkeitsliebenden Damen umringt, denen er tierische Spitznamen gab. Die wohl bekannteste seiner Frauen war Christina „Mausi“ Lugner, die er am 13. Juli 1991 heiratete. Am 2. August 2007 ließ sich das Paar nach vielen gemeinsamen Auftritten scheiden. Erst im Juni 2024 heiratete Lugner zum sechsten Mal, Braut war Simone Reiländer alias „Bienchen“. Lugner hatte insgesamt vier Kinder, die sich aber alle aus der Öffentlichkeit weitestgehend fernhalten.

Christina „Mausi“ Lugner: „Er war mein Lebensmensch“

Tief geschockt hat Christina Lugner am Montag auf den Tod ihres Ex-Mannes und nach wie vor sehr engen Freundes Richard Lugner reagiert. „Er war mein Lebensmensch“, sagte Lugner, die von 1991 bis 2007 mit dem Bau- und Society-Löwen verheiratet war, im Gespräch mit der APA. „Ich habe ihm so viel zu verdanken. Das größte Geschenk, das er mir gemacht hat, ist unsere Tochter (Jacqueline, Anm.).“

„Gestern haben wir noch telefoniert. Da hat er mich zurechtgewiesen, weil ich zu seinem Geburtstag (der 92. im Oktober, Anm.) die Laudatio halten sollte“, erzählte Christina Lugner. Sie solle die Fotografen bei der Rede vom Podium wegscheuchen, weil sonst die Gäste nichts sehen würden. „Und dann hat er mir gesagt, was er gerne in der Rede hätte.“

„Ich habe so viel von ihm gelernt, er hat so auf mich gebaut und Vertrauen in mich gesetzt“, sagte „Mausi“. Als Beispiel führte sie den Teilkauf des aus Bratislava einstrahlenden Radiosenders „Radio CD“ an, den er wegen ihrer Moderationsaffinität erworben habe. „,Du lernst das schon‘, hat er mir gesagt. Er hat immer an mich geglaubt“, erinnerte sich Christina Lugner.

Opernball: Das Leben von Richard Lugner

Im Zuge der Berichterstattung rund um den Wiener Opernball warfen wir in diesem Videoportrait einen Blick auf das bewegte Leben von Richard Lugner