Sie sind bewaffnet mit langen Tele-Sportobjektiven, verstecken sich hinter Büschen, auf Dächern, in Bäumen. Ausgestattet mit Schlafsäcken und Notproviant warten sie oft wochenlang auf ihre prominenten Zielpersonen. Der eine „Schuss“, das entscheidende Foto, ist Hunderttausende von Euros wert und für den Verlag, der es dann exklusiv kauft, ein Multi-Millionengeschäft. So wie jenes Foto von Prinzessin Kate, die am Montag am Beifahrersitz einer Limousine buchstäblich „abgeschossen“ wurde. Die Auflagen steigen und die weltweiten Rechteverkäufe spielen jedes noch so teure Investment spielend wieder ein.

Das erste Foto nach der Operation

So wie das Foto der britischen Prinzessin Kate, die am Montag nach einer Unterleibsoperation vor einigen Wochen am Beifahrersitz einer Limousine buchstäblich „abgeschossen“ wurde. Die Auflagen steigen und die weltweiten Rechteverkäufe spielen jedes noch so teure Investment spielend wieder ein. Selbst millionenschwere Prozesse leisten sich Großverlage aus der Portokasse. Als Kate 2012 in Frankreich „oben ohne“ abgelichtet wurde, verlangte das britische Königshaus umgerechnet 1,5 Millionen Euro Schadenersatz. Fünf Jahre später wurden die Verlagschefs und die Fotografen zu knapp 100.000 Euro verurteilt, die Hälfte davon überhaupt nur bedingt.

Im Dauerclinch mit Fotografen, die sie belagern: Prinz Harry und Meghan
Im Dauerclinch mit Fotografen, die sie belagern: Prinz Harry und Meghan © AP/Ethan Cairns

Im kalifornischen Santa Barbara kreisten Drohnen über dem Anwesen von Prinz Harry und Meghan, um Fotos ihres Sohnes Archie im Garten zu schießen. Aber nach einer Klage verpflichtete sich die Agentur, die Bilder nicht zu veröffentlichen. Prinz Harry ist mediengeschädigt. Noch heute leidet er darunter, dass seine Mutter Diana 1997 nach einer Paparazzi-Verfolgungsjagd durch Paris tödlich verunfallte. Er und sein älterer Bruder sind mittlerweile entfremdet, sich aber zumindest in einem Punkt einig: Sie ließen nie Zweifel daran, dass sie die Schuld für den Tod ihrer Mutter nicht bei deren betrunkenem Fahrer, sondern bei den Boulevard-Fotografen sehen, die sie hetzten.

Rick Mendoza, dessen Leben sogar verfilmt wurde, gilt als gefürchtetster Paparazzi in Hollywood. Ein Mann ohne Skrupel. „Wenn du dir Sorgen über deine Moral machst, suche dir einen anderen Job“, so seine Devise. Für ein Bild von der Filmdiva Zsa Zsa Gabors auf dem Weg zur Beinamputation bekam er einst Hunderttausende Euro.

3,8 Millionen Euro spielte das erste Babyfoto von Shiloh Jolie Pitt, der Tochter von Angelina Jolie und Brad Pitt ein. Doch das Foto schoss diesmal kein Paparazzo, die Eltern verkauften es selbst, der Erlös ging an afrikanische Hilfsorganisationen. Aber das sind Summen, Unternehmen, die auf der weltweiten Boulevard-Medienorgel spielen, bereit sind auszugeben.

Berufsrisiko nicht unbeträchtlich

Mitunter leben Paparazzi selbst recht gefährlich: Der kalifornische Fotograf Chris Guerra etwa, der Justin Biebers Ferrari gefolgt war, legte die Kamera zum entscheidenden Foto an, lief dabei über einen vielbefahrenen Highway – und wurde von einem Autofahrer überfahren: tot. Ausgeschlagene Zähne, gebrochene, von Autos überfahrene Zehen oder Prellungen gehören in der Paparazzi-Branche zum Berufsrisiko. Popstar Herbert Grönemeyer wurde am Flughafen Köln von zwei Fotografen belästigt, er drückte die Kameras weg, sie beschuldigten ihn, dass er sie mit seinem Reisekoffer attackiert habe. Bei dem von den Fotografen angestrengten Schmerzensgeld-Prozess wurde der Sänger freigesprochen.

Auch in Deutschland sind exklusive Geschichten viel Geld wert, wenn auch keine Millionen: Doch wenn sich führende Medien wie Bild, Stern, Gala oder Bunte zu einer Geschichte vereinen, werden schon mal niedrige sechsstellige Beträge aufgerufen: Etwa, wenn sich ein Schauspielstar erstmals mit Frau und frisch geborenem Baby zeigt.

Paparazzi bei der Arbeit
Paparazzi bei der Arbeit © Imago/Panthermedia

Mittlerweile stecken die Hobby-Paparazzi allerdings mitten unter uns. Denn Handys sind überall einsatzbereit. Wie Showstar Thomas Gottschalk einmal selbst erfahren musste. Bei einer Geburtstagsparty seines Förderers Wolfgang Penk, der ihn einst als ZDF-Unterhaltungschef zu „Wetten, dass“ geholt hatte, hielt er eine launige Laudatio auf das Geburtstagskind und schwärmte über die gute alte Fernsehzeit, in der vieles besser war als heute.

Nur Stunden später ging ein Video über seine Geburtstagslaudatio im Netz viral: „Thomas Gottschalk schimpft über das deutsche Fernsehen.“