Sie hat ihre Wurzeln im Musical und wurde zum Kino- und TV-Star: Nina Proll schaffte zur Jahrtausendwende als umjubelter Shootingstar in „Nordrand“ ihren Durchbruch und sorgte von 2015 bis 2021 als eines der „Vorstadtweiber“ für einen der größten ORF-Serienhits der jüngeren Vergangenheit. Trotzdem hat die Schauspielerin und Sängerin, die am 12. Jänner 50 Jahr alt wird, nicht nur Freunde: Ihre Äußerungen zu MeToo und den Coronamaßnahmen sorgten für harsche Kritik.
Weg vom Waldviertel führte früh nach Wien
Ein gewisser Drang, ihren eigenen Weg zu gehen, machte sich bei Proll schon früh bemerkbar. Geboren am 12. Jänner 1974, wuchs sie zunächst im Waldviertel nahe der tschechischen Grenze – vor allem bei ihrer Großmutter – auf, übersiedelte aber schon im Teenageralter nach Wien, um dort erste Schauspiel-, Tanz- und Gesangsstunden zu nehmen. Nach der Matura am katholischen Mädchengymnasium Sacré Cœur besuchte sie ein Jahr lang die „Theater an der Wien Studios“ der Vereinigten Bühnen Wien. 1996 schloss sie an den „Performing Arts Studios Vienna“ ab, wobei sie noch während ihrer Ausbildung an Musicalproduktionen etwa in Kärnten oder Niederösterreich mitwirkte. 2004 spielte sie außerdem die Hauptrolle in der VBW-Produktion „Barbarella“ am Raimund Theater. Die Musicaladaption des Kultcomics fiel in der Kritik allerdings recht einhellig durch.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Fokus Prolls aber ohnehin schon in Richtung Film- und Fernsehfach verschoben. Einem breiten Kinopublikum stellte sich die Schauspielerin erstmals 1998 vor, als sie an der Seite von Roland Düringer dessen Frau und somit eine Hauptrolle im Superhit „Hinterholz 8“ spielte. Der endgültige Durchbruch gelang Proll ein Jahr später in Barbara Alberts „Nordrand“. Für ihre Rolle der jungen, ungewollt schwangeren Jasmin wurde sie nicht nur als „Shooting-Star“ bei der Berlinale gefeiert, sondern auch mit dem Marcello-Mastroianni-Preis als beste Nachwuchsdarstellerin bei den Filmfestspielen von Venedig ausgezeichnet. Es folgten Auftritte in Filmen wie „Ternitz, Tennessee“, „Komm, süßer Tod“ (beide 2000), „Zwölfeläuten“, „Spiel im Morgengrauen“ (beide 2001), „Keinohrhasen“ (2007) oder „Buddenbrooks“ (2008). 2017 legte Proll mit der Romantikkomödie „Anna Fucking Molnar“ ihr Drehbuchdebüt vor. Unter der Regie von Sabine Derflinger spielte sie auch die Titelfigur, wofür sie mit einer Romy in der Kategorie „Beliebteste Schauspielerin Kino-/TV-Film“ bedacht wurde.
Von der Vorstadt auf die Bühne
Im Fernsehen ist die Künstlerin ebenfalls eine alte Bekannte. Neben Auftritten in „Kaisermühlen Blues“, „Braunschlag“ oder diversen „Tatort“-Episoden erreichte sie vor allem mit der Serie „Die Vorstadtweiber“ ab 2015 jahrelang an der Seite von Maria Köstlinger, Gerti Drassl, Juergen Maurer oder Bernhard Schir ein Riesenpublikum. Das Format, bei dem u. a. Harald Sicheritz und Mirjam Unger Regie führten, brachte es bis zum Finale 2021 auf sechs Staffeln mit gut 60 Episoden und zählt zu den erfolgreichsten ORF-Serien der jüngeren Vergangenheit. Autor Uli Brée zeichnete auch für Buch und Regie der Serie „Aus die Maus“ verantwortlich, deren acht Folgen mit Proll in der Rolle einer Schauspielerin, die nach ihrem Rausschmiss aus einer Vorabendserie in einer Tierbestattungsfirma anfängt, ab Ende 2021 auf ServusTV ausgestrahlt wurde.
Darüber hinaus stellte die Wahltirolerin, die mit dem Schauspieler Gregor Bloéb verheiratet ist und zwei Söhne hat, immer wieder ihr Gesangstalent unter Beweis – sei es durch Albumveröffentlichungen wie „12 Songs, nicht die schlechtesten“ (2004), mit Coverversionen von Falco über Ton Steine Scherben bis Wir sind Helden oder „Lieder eines armen Mädchens“ (2006) nach einem Liederzyklus von Friedrich Hollaender aus den 1920er-Jahren, durch Musikprogramme, zuletzt „Kann denn Liebe Sünde sein“ oder durch ihre Mitwirkung bei der Promimusikshow „The Masked Singer Austria“ auf Puls 4 im Jahr 2020. Auf dem Tanzbankett konnte man Proll 2007 in der 3. Staffel der ORF-„Dancing Stars“ erleben.
Ein Leben voller Glanz und Kontroversen
Abgesehen von ihrem künstlerischen Schaffen machte die Jubilarin in den vergangenen Jahren mindestens in gleichem Maße durch ihre Haltung zu gesellschaftspolitischen Themen von sich reden. So sorgte sie 2018 mit Äußerungen zur MeToo-Bewegung für Empörung, nachdem sie im Zuge der Debatte um sexuelle Belästigung ein „kollektives Jammern“ moniert und gemeint hatte, dass das Bild „Frauen sind Opfer, Männer Täter“ differenziert betrachtet gehöre und sie selbst „sexuelle Annäherungsversuche eines Mannes als grundsätzlich erfreulich“ empfinde.
Als lautstarke Kritikerin der Coronamaßnahmen und Gegnerin der Impfpflicht machte Proll ebenfalls Schlagzeilen. Aussagen, wonach sie die damals geltenden Regeln „schlichtweg für unmoralisch und menschlich verwerflich“ halte und infrage stellte, ob diese noch mit der Demokratie in Einklang zu bringen seien, polarisierten ebenso wie ihre Unterstützung umstrittener Aktionen wie #allesdichtmachen oder #allesaufdentisch. Über Social Media veröffentlichte die Schauspielerin mit „I zag di au“ und „Willkommen in der Demokratie“ zudem zwei Songs, in denen sie ihrem Unmut über die Pandemiepolitik Luft machte.
Zum anstehenden 50er gratuliert der ORF jedenfalls mit einem kleinen Programmschwerpunkt. Am 11. Jänner steht in ORF III um 23.50 Uhr eine „Soundcheck Österreich“-Ausgabe mit Proll als Interpretin bekannter Vorstadtlieder am Programm, wobei das „Vorstadtweib“ Proll u. a. Cissy Kraners „Der Novak lässt mich nicht verkommen“, Gerhard Bronners „Der g’schupfte Ferdl“ oder “Ham kummst„ von Seiler & Speer zum Besten gibt. Am 12. Jänner, also am Geburtstag selbst, zeigt ORF III um 21.05 Uhr die Krimikomödie „Böses Erwachen„ (2009), wo Proll u. a. an der Seite von Uwe Ochsenknecht und Lisa Martinek spielt. Tags darauf gibt es in ORF 1 um 21.50 Uhr dann in Michael Glawoggers „Die Frau mit einem Schuh„ ein „Landkrimi„-Wiedersehen mit Proll, die mit Karl Fischer als Co-Ermittler einem mysteriösen Mordfall nachgeht.