Der umstrittene französische Schauspieler Gérard Depardieu ist in Teilen der Schweiz vom Bildschirm verschwunden: Das öffentlich-rechtliche Westschweizer Fernsehen RTS strahlt bis auf Weiteres keine Filme mehr mit dem Mimen in einer Hauptrolle aus, gegen den mehrfach Vorwürfe sexueller Gewalt und Vergewaltigungsvorwürfe erhoben wurden.
Der 75-Jährige, der aus seiner Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin keinen Hehl machte und der inzwischen die russische Staatsbürgerschaft hat, war zuletzt wegen schockierender Äußerungen in einer Dokumentation in die Schlagzeilen geraten. Ein Sprecher für das französischsprachige Schweizer Fernsehen RTS bestätigte der Nachrichtenagentur AFP, dass die Entscheidung gegen die Depardieu-Filme nach den jüngsten Enthüllungen gefallen sei. Es gehe darum, dass sich das Publikum durch den Schauspieler mehrheitlich verletzt fühlen könne. Es gebe keine festen Fristen dazu.
„Schande für Frankreich“
Die französische Kulturministerin Rima Abdul Malak hatte das Verhalten des Schauspielers gegenüber Frauen Mitte Dezember als eine „Schande für Frankreich“ bezeichnet. In einem Dokumentarfilm war Depardieu zu sehen, wie er auf einer Drehreise in Nordkorea zahlreiche vulgäre und sexistische Kommentare gegenüber seiner jungen Übersetzerin macht. „Ich wiege 124 Kilo, mit Erektion 126“, sagte er. Über ein etwa zehn Jahre altes Mädchen auf einem Pferd sagte er: „Wenn es galoppiert, dann bekommt sie einen Orgasmus.“
Zuvor hatte die Schauspielerin Hélène Darras Depardieu wegen sexueller Übergriffe bei Dreharbeiten 2007 angezeigt. Die Schauspielerin Charlotte Arnould hatte ihn bereits 2018 wegen Vergewaltigung angezeigt. Depardieu weist sämtliche Vorwürfe zurück. Arnould habe sich ihm freiwillig hingegeben, erklärte er. Zudem machte die spanische Journalistin Ruth Baza öffentlich, dass sie in ihrer Heimat eine Anzeige gegen den französischen Filmstar wegen Vergewaltigung eingereicht habe. Ein gutes Dutzend weitere Frauen warfen Depardieu sexuelle Übergriffe vor, erstatteten bisher jedoch keine Anzeige.
Öffentliche Unterstützung
Rund 60 französische Kunstschaffenden haben zuletzt öffentlich ihre Unterstützung für den Schauspieler bekundet. In einem im „Figaro“ veröffentlichten Text sprachen sie von einer „Lynchjustiz“ und beklagten den „Hass, der sich über seine Person ergießt“. Es gebe im Fall Depardieu ganz klar eine „Missachtung der Unschuldsvermutung“.
Depardieu arbeitete mit den bekanntesten Regisseuren und Schauspielerinnen Frankreichs zusammen und kommt auf mehr als 200 Filme. Darin verkörperte er den wortstarken Cyrano de Bergerac ebenso wie einen abgehalfterten Schlagersänger, einen Schlachthofarbeiter oder einen Alzheimer-Patienten. Im Gedächtnis bleiben nicht zuletzt seine Auftritte als Obelix, die wegen seiner Körperform perfekt zu ihm passten.