„Niemals spiel i mehr in Wien, Wien hat mi gor ned verdient. I spiel höchstens no in Graz, Sinabelkirchen und Stinatz.“
Diese berühmte Textzeile aus dem Austropop-Hit „Fürstenfeld“ will Helmut Röhrling alias Schiffkowitz künftig nicht mehr in dieser Form vortragen. „Sollte ich je wieder das Lied ,Fürstenfeld′ singen, wird im Text nur Stinatz und Graz vorkommen“, erklärte der Musiker. Der Grund: Die FPÖ hat bei der steirischen Landtagswahl 2024 in Röhrlings Heimatgemeinde Sinabelkirchen mehr als 50 Prozent der Stimmen erreicht. Er zeigte sich fassungslos, „dass eine Partei, die nur auf Spaltung und Ausgrenzung setzt, so viele Stimmen bekommen hat. Ich verstehe es einfach nicht“.
„Negativ überrascht“ von Schiffkowitz‘ Aktion
Während Schiffkowitz den fulminanten Wahlerfolg von Mario Kunasek und seiner steirischen FPÖ nicht verstehen kann, können viele Userinnen und User im Kleine-Zeitung-Forum seine Konsequenz daraus nicht nachvollziehen.
huetteka1 zieht folgenden Vergleich: „Trotziges Aufstampfen wie von einem Kleinkind, dem das zweite Eis im Supermarkt verwehrt wurde. Er darf natürlich seine Lieder singen wie er mag, aber andere dürfen das auch etwas lächerlich finden.“ Buckelkratz zeigt sich erstaunt: „Lieber Schiffkowitz, es steht Ihnen frei, Ihre Liedtexte so zu singen, wie sie es möchten. Ich bin aber von dieser Aktion negativ überrascht, das ist doch kleingeistig. Gerade Songwriter von Ihrem Kaliber sollten eigentlich die Kapazität haben, solche Umstände tiefgründiger zu behandeln. [...].“
Für wiesengasse10 sorgen unter anderem Aktionen wie diese dafür, dass die FPÖ in Österreich aktuell einen derartigen Aufschwung erlebt: „Schiffis Reaktion ist ein weiterer Beweis, wie leicht sich die FPÖ damit tut, immer weiterzuwachsen. Sie braucht überhaupt nichts dazu beizutragen: Das machen andere! Die Linken mit ihrem Kleinkindertrotz vertreiben so die letzten SPÖ-Wähler. Ich könnte nie die FPÖ wählen, kann aber auch nicht verstehen, wie sehr jetzt über Blauwähler mit Ihren Sorgen und Motiven hergezogen wird. [...].“
Die S.T.S.-Legende hätte „andere Möglichkeiten“ gehabt
Haltung zu zeigen und die Werte und Einstellungen von politischen Parteien zu hinterfragen, halten einige unserer Userinnen und User grundsätzlich für richtig. Ebenso, wenn sich Künstlerinnen und Künstler aktiv dagegen positionieren – allerdings nicht mit der Streichung eines Ortsnamens aus einem Song.
„[...] Was ich gar nicht verstehe, ist Schiffis wehleidiger Zugang zu künstlerischem Protest. In Zeiten von Woodstock wurde das Bekämpfte nicht aus alten Liedern gestrichen, sondern in Neuen thematisiert. Wenn S.T.S. wirklich etwas beitragen will, sollten sie lieber ein Lied über die politischen Zustände in Sinabelkirchen schreiben. [...]“, schlägt etwa ikennminetguataus vor. Hortig78rpm meint: „[...] Man kann der FPÖ verbieten, seine Lieder bei Veranstaltungen zu spielen. Aber weil sich bei einer Wahl die Menschen einmal anders entschieden haben? Schließlich waren es auch diese Menschen, die zum eigenen Erfolg beigetragen haben. Es gibt andere Möglichkeiten, sich als Künstler gegen die FPÖ zu positionieren.“
Das sagen die Sinabelkirchner
Es gibt auch Zustimmung bzw. zumindest Verständnis für Schiffkowitz
Nicht alle Userinnen und User im Kleine-Zeitung-Forum zeigen Unverständnis für die Sinabelkirchen-Streichung von Schiffkowitz. redbull hebt hervor, dass er mit seinem Song machen könne, was er wolle: „Ich würde es nicht machen, aber es gehört zu seiner Freiheit, das Lied so zu verändern, wie er es möchte.“ SagServus sieht das gleich: „Das nennt man Meinungsfreiheit und natürlich darf ein Künstler aufgrund eines Wahlergebnisses sein eigenes Lied ändern. Dadurch wird das Wahlergebnis ja nicht infrage gestellt.“ Und auch Mein Graz betont: „Sein Song, sein Text, sein Recht.“
Molden versteht auch die Intention des Musikers: „Warum nicht? S.T.S. ist eine sehr weltoffene Gruppe. Müssen die einen Ort besingen, der sich der offenen Welt verschließt? [...]“