Acht Euro für einen leeren Teller. Die Preisgestaltung des Restaurants „Miralago“ in Pörtschach am Wörthersee sorgte in den vergangenen Tagen für Aufsehen. An die Öffentlichkeit brachte den „Räuberteller“, wie der zusätzliche Teller in der Karte ausgewiesen ist, Meinungsforscher und Ex-Neos-Politiker Christoph Haselmayer. „Mir geht es um ein Sittenbild am Wörthersee und in Kärnten. Viele Menschen wollen Touristen nicht und andere wollen sich unverschämt bereichern“, strich Haselmayer hervor.
Das besagte Restaurant, ein Sommer-Ableger des Okto Dining in der Klagenfurter Innenstadt, bezog ebenfalls Stellung nach der Kritik auf Social Media. Zum einen würden die zusätzlichen Kosten transparent auf der ersten Seite der Speisekarte angeführt sein, zum anderen würde eine Tellergebühr dazu beitragen, „dass unsere Gäste die angebotenen Speisen und die damit verbundene Arbeit mehr wertschätzen“. Das teilte Lisa Decleva im Namen des Gastro-Betriebs mit. Es gehe auch um eine Signalwirkung, dass von den Gästen ein Mindestumsatz pro Person erwartet werden würde.
Leitartikel zum „Räuberteller“
Erwähnung in der Karte sei unerheblich
Auch im Forum der Kleinen Zeitung wurde intensiv über den „Räuberteller“ diskutiert, im Minutentakt erschienen Kommentare. Viele Userinnen und User konnten den Preis nicht nachvollziehen. „Freie Preisgestaltung ja, aber doch nicht ohne ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis zu beachten. Ob ausgewiesen oder nicht: Für einen leeren Teller acht Euro zu verlangen, ist reine Abzocke; ob dieser Betrag auch im Oktober verlangt wird? […]“, betont schifferl. Auch rauschwo pflichtet ihm bei: „[…] Ob auf der Karte ausgewiesen oder nicht: Acht Euro für einen Zusatzteller sind Nepp und durch nichts zu rechtfertigen. […]“
Im Zuge der Diskussion wurde auch das Argument hervorgebracht, dass man beispielsweise in Italien bereits lange eine Gedeckgebühr zu bezahlen habe. Für fritzthecat333 könnte sich daraus ein anderes Problem ergeben: [...] Was werden jetzt manche Wirte hier machen? Überall auf der Welt forschen, wo etwas extra erhoben wird, das hier auch verlangen und hoffen, dass es manche mit dem Verweis, dass es woanders auch gemacht wird, als ‚normal‘ abtun?“
Der Kunde ist König, aber nicht von jeder Verantwortung befreit
Nicht alle sehen in diesem Fall den (alleinigen) Fehler beim Restaurant. „Wer des Lesens mächtig ist, sollte die Speisekarte auch aufmerksam lesen, um eben vor diesen Machenschaften gefeit zu sein und daraus seine Konsequenzen ziehen, die in Aufstehen und Gehen resultieren!“, nimmt CWM61 die Kundschaft in die Pflicht. Auch Christoph Haselmayer räumte im Nachhinein übrigens ein: „Mein Fehler, das kann man dem Restaurant also nicht vorwerfen, sie haben das auch wirklich groß angeschrieben.“
Andere Userinnen und User gehen sogar noch einen Schritt weiter und meinen, dass man an einem beliebten Touristenort im Sommer mit solchen Preisen rechnen müsse. „Der Wörthersee zählt in Österreich zu den Top-Destinationen im Sommer. Klar, dass man in einem Lokal am See viel zahlt und manches als unverschämt erscheint. Das ist aber in allen Touri-Hotspots so“, schildert horstm04091966. Ch.Gschiel zieht einen interessanten Vergleich: „Ich kann in den Wald gehen und mich beschweren, dass da Bäume sind. Ich kann ins Bad gehen und mich beschweren, dass es nass ist. Ich kann ins Luxusrestaurant gehen und mich beschweren, dass es teuer ist – aber ich muss nicht.“
Umfrage: Abzocke für zwei Drittel
Bis Montag (19.8.) 11.30 Uhr wurde in unserer Umfrage rund 2850-mal abgestimmt. Zwei Drittel aller Userinnen und User finden, dass acht Euro für einen Teller Abzocke sind. 18 Prozent meinen, dass acht Euro zwar zu viel wären, es allerdings gerechtfertigt sei, für Extrawünsche etwas zu verlangen. 13 Prozent sehen die Verantwortung bei den Gästen, die selber Schuld seien, wenn sie in solch ein Restaurant gehen bzw. dort bleiben. Lediglich vier Prozent halten die acht Euro für einen leeren Teller für in Ordnung.