Dienstagfrüh haben die Aktivistinnen und Aktivisten der „Letzten Generation“ bekannt gegeben, dass sie ihre Proteste in Österreich einstellen wollen. Ihre Aktionen, wie das Kleben in Städten, die Blockaden von Autobahnen, Proteste im Parlament, Klagen gegen die Bundesregierung, Unterbrechungen von Veranstaltungen und Co waren vielseitig und haben polarisiert. Nun zeigen sie sich enttäuscht von der Gesellschaft und der Politik.
Auch im Forum der Kleinen Zeitung haben die Userinnen und User über das Ende der Aktionen in Österreich diskutiert. Die Meinungen gehen dabei stark auseinander.
„Ja, die Gesellschaft und die Politik versagen beim Thema Klimawandel“
RonaldMessics bedauert, dass man die warnenden Aktionen der Gruppierung nicht ernst genug genommen hat: „... Ich gebe dieser Jugend recht, denn sie ahnt, was der Menschheit alles blühen wird. Auch in meiner Jugendzeit wurde die demonstrierende Jugend immer von den Ewiggestrigen fürchterlich kritisiert. In den 60er-Jahren wurde unter anderem für die 40-Stunden-Woche protestiert, aber am heftigsten war der Widerstand der alten Männer als es um die Frauenrechte ging ... Menschen, die sich als Hippies von der konsumorientierten Welt zurückzogen, wurden als ekelhafte Jugend hingestellt ... Was soll‘s, die Menschen vergessen, und viele wollen sich eben nicht im Verhalten ändern, lernten von den Alten wie man was wann sagt.“
Auch ichsags stimmt der „Letzten Generation“ zu: „Ja, die Gesellschaft und die Politik versagen beim Thema Klimawandel … Wir leben in einer Demokratie und müssen uns hier der Mehrheit beugen ... Diese Mehrheit sitzt gemütlich im Wohlstands- und/oder Sozialsessel und ist nicht bereit für die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder auch nur ein wenig auf irgendetwas zu verzichten … und wir alle werden (und tun es bereits) für diese Ignoranz und Selbstgerechtigkeit leiden …“ Erika39 stellt enttäuscht fest: „Traurig, dass die Aktionen der ‚Letzten Generation‘ nicht gefruchtet haben. Unsere Kinder und Enkelkinder werden daran leiden.“
„Spaß ist in unserer egoistischen Gesellschaft wichtiger als die Umwelt“
Die fehlende Bereitschaft, etwas zu verändern, kritisiert chrissichris: „Die Menschen sind anscheinend nicht bereit, sich zu verändern. Wir wissen z. B. wie viel Kerosin pro Flugmeile ausgestoßen wird oder was der Containerschiff-Verkehr ausstößt oder wie niedrig Umweltauflagen in China, Indien, Bangladesch sind. Und trotzdem: es wird so viel geflogen wie nie zuvor, es wird so viel aus Asien bestellt wie nie zuvor, es wird so viel wie nie zuvor in diesen Ländern für Europa/USA produzieren lassen. Wo, bitte, wo ist irgendjemand bereit, sich zu verändern?“
Vergeblich versuchen manche Userinnen und User aufzuzeigen, wie schädlich das Verhalten einiger Menschen für die Umwelt ist, wie etwa wirklichnicht: „Wenn man sich anschaut, dass zu den 10 Adele-Konzerten in München 800.000 (!) Leute als Spaßreise über den halben Globus hauptsächlich per Flugzeug kommen und das danach in den Medien hochgelobt wird, ohne die katastrophale C02-Bilanz überhaupt zu erwähnen, kann man nur sagen, da ist wirklich ‚Hopfen und Malz verloren‘. Spaß und Lust ist in unserer egoistischen Gesellschaft eben für die Mehrheit wichtiger als die Umwelt ...“
cockpit merkt an: „Irgendwann wird auch der letzte Leugner einsehen müssen, was mit der Erde passiert. Aber dann ist es zu spät!“
Aktionen der Klimaaktivisten in Österreich
„Ihr habt alle wütend gemacht“
Auch wenn der Grund der Proteste für manche User nachvollziehbar war, kritisieren sie dennoch die Aktionen und erfreuen sich an der Nachricht, dass die Gruppierung nicht mehr in Österreich demonstrieren will, wiewickedBoi: „Es folgen für diese Personen hoffentlich noch etliche Gerichtstermine, Klage-Schreiben und Prozesskosten, sodass sie die nächsten Jahre noch damit beschäftigt sind. Obwohl die Absicht und der Grund der Proteste nobel ist, kann ich der Form des Protests beim besten Willen nichts abgewinnen.“ johannisbeere kritisiert auch das Wie, der Proteste: „... Ihre Wege und Aktionen ... waren aber leider gegen jene gerichtet, die selbst vom System abhängig sind.“
Zudem kritisiert Gewissenhafte die Form der Proteste: „Nicht die Gesellschaft hat versagt. Ihr habt alle wütend gemacht ....“ Guccighost war sich von Anfang an sicher: „Genauso wie sie gekommen sind, verschwinden sie wieder. Hab ich immer geschrieben.“
„Die Strafen wirken!“
Das angekündigte Aus für die Proteste erfreut Zeitgenosse: „Die Strafen wirken! Jede vernünftige Diskussion auf Augenhöhe kann viel bewegen, aber mit Gewalt geht gar nichts! Die Menschen sind bereit, sich zu verändern, aber nicht unter einer Diktatur. Überlegt Euch in Zukunft keine Mauer mehr aufzubauen, sondern ladet zum Gespräch! Kein Mensch in diesem Land will seine Umwelt zerstören, sondern gemeinsam mit Vernunft erhalten!
Und 8230HB tadelt: „Die Strategie war einfach idiotisch angelegt. Kein einziger Mensch, der wegen dieser Klebeaktionen im Stau gestanden ist, wird deshalb sein Verhalten ändern, im Gegenteil, der Zorn richtet sich auf die Aktivisten. Und auch die Politik stellt sich dann auf die Seite der Wütenden, es stehen ja auch Wahlen vor der Tür. Das Thema Umweltschutz und Klimawandel muss ganz oben stehen, keine Frage. Aber nicht mit solchen Aktionen, die oftmals auch Menschen betrifft, die eh schon viel dafür tun. Klebt euch an die Staatskarossen, an die Zäune der Politiker, ….dort ist die Macht um etwas zu verändern.“
Dass es durch die Aktivisten zu einer Veränderung gekommen wäre, hat pescador nicht geglaubt: „Eine Änderung bringen Forscher, Techniker und Entwickler. Ganz sicher nicht Klimakleber. Neue Antriebssysteme, Heizsysteme usw. werden entwickelt und bringen die Klimawende. Ganz sicher aber nicht auf der Straße klebende Menschen.“