Die Erhebungen des heimischen Babyartikelherstellers Mam haben ergeben, dass eine von zehn Frauen in Österreich ihr Kind nicht öffentlich stillt. Europaweit sei es noch dramatischer, „da sind es 25 Prozent“, erläuterte die Marketing-Managerin Sabrina Krejan zu der Online-Umfrage, an der sich 13 europäischen Staaten beteiligt haben.

Die Gründe seien, dass sich stillende Mütter unwohl fühlen und Blicken ausgesetzt sind, berichtete sie anlässlich der derzeitigen Weltstillwoche (1. bis 7. August). „Wir haben auch herausgefunden, dass es nicht nur Blicke sind, sondern auch Anfeindungen und ganz negative Kommentare“, sagte Krejan.

„An der Brust der Mutter genährt und geschützt zu werden sollte überall Platz haben“

Im Forum der Kleinen Zeitung sorgte das Thema für reichlich Diskussionspotenzial. GrannySmith findet: „Eine stillende Mutter ist doch etwas Schönes, Positives und Lebensbejahendes – ein Symbol für alles, was Mensch und Natur in ihrem Einklang ausmacht. Wer im 21. Jahrhundert eine stillende Mutter in der Öffentlichkeit nicht erträgt, sollte zuallererst einmal hinterfragen, ob da nicht bei ihm/ihr selbst etwas ziemlich gründlich schiefgelaufen ist.“ Auch Zeitgenosse steht dem Stillen in der Öffentlichkeit positiv gegenüber: „Das sicherste und glücklichste Momentum, das ein Mensch in seinem Dasein bzw. Leben empfinden darf, an der Brust der Mutter genährt und geschützt zu werden und das sollte überall Platz haben!“

Auf den Vorschlag einiger User, in der Öffentlichkeit auf (abgepumpte) Milch zurückzugreifen, entgegnet brigitte26: „Die Frage, die sich mir jetzt stellt, ist, warum sollte man abgepumpte Milch geben? Warum sollte man mühsam abpumpen, mit welcher Methode? Mit der Hand? Eine Pumpe kaufen, borgen? Geld dafür zahlen? Dann natürlich noch Fläschchen kaufen, die abgepumpte Milch mitnehmen, aber bitte gekühlt, dann nur mehr aufwärmen und füttern. Und das alles nur, weil es ein paar Menschen nicht gefällt, die natürlichste aller Ernährungen eines Babys zu sehen. Kleiner Tipp: Nicht hinschauen ist auch eine Möglichkeit. Und lasst mir doch bitte alle stillenden Mütter endlich in Ruhe stillen, wo es ihnen passt!“ Franziskaz liefert passend einen einfachen Lösungsansatz: „Wen's stört, der muss ja nicht hinschauen.“

„Kein Baby verhungert, wenn es nicht jetzt und sofort die Brust bekommt“

Neben zahlreichen Kommentaren, die sich für das Stillen in der Öffentlichkeit aussprechen, halten auch einige Userinnen und User dagegen. Oderint beispielsweise meint: „Kein Baby verhungert, wenn es nicht jetzt und sofort die Brust bekommt. Man kann ja auch vorsorgen und in ein Fläschchen abpumpen.“

Für manche Userinnen oder User ist wiederum die jeweilige Situation, in der öffentlich gestillt wird, ausschlaggebend, wie SoundofThunder meint: „Ich für mich störe mich nicht daran, wenn eine Frau ihr Kind im Gasthaus stillt. Aber die meisten Frauen können und schaffen es, ihr Kind entweder vor oder nach dem Gasthausbesuch zu stillen. Oder halt die Flasche zu geben. War bei einem sogenannten Leichenschmaus zu Gast und da wäre das doch ein bisschen unangebracht, wenn man mitten unter Trauergästen die Brust gibt.“ Auch Merchi findet: „Es kommt immer auf das ‚Wie‘ an. Wenn's diskret geschieht, wird's kein Thema sein. Wenn allerdings, wie letztlich, eine Mutter ihre (übergroße) Brust im Restaurant komplett entblößt ... brauche ich das auch nicht.“

„Schade, dass es immer wieder Rückschritte gibt“

In der Diskussion um das öffentliche Stillen merkt chrissichris zudem Folgendes an: „Das heißt also dann, dass 90 Prozent ihre Kinder in der Öffentlichkeit stillen. Wo ist dann das Problem? Dass es Kommentare wie ‚darf ich auch mal ran‘ gibt: ja klar. Wie bei allem, was man in der Öffentlichkeit tut, gibt es Menschen, die ihren Senf dazugeben müssen. Und für viele Männer ist die Brust halt rein ein Sexualmerkmal. Mit denen muss man halt leben – was willst du machen? Ich glaube, das sind einige wenige.“

ChriLu14 empfindet die Debatte als rückschrittlich: „In den 80ern und 90ern haben wir uns für ‚oben ohne‘ in Bädern und auch Stillen in der Öffentlichkeit eingesetzt und uns aus der verklemmten kleinkarierten Bigotterie in vielen Details befreit … Schade, dass es immer wieder Rückschritte gibt.“