Die Corona-Pandemie hat sich in das kollektive Gedächtnis mit all ihren Folgen eingebrannt. Obwohl der weltweite Pandemie-Status bereits seit Mai 2023 von der WHO offiziell aufgehoben ist, erhitzt das Thema noch immer die Gemüter. Die Rufe nach einer Aufarbeitung der Politik während der Pandemie-Jahre werden lauter. Die nun veröffentlichten „RKI-Files“ befeuern die Diskussion nochmals. Nun stand Ex-Gesundheitsminister Rudi Anschober bei Armin Wolf in der ZiB2 Rede und Antwort zur Corona-Politik in Österreich. Wie, auf welcher Basis und von wem wurden Entscheidungen getroffen und waren diese wissenschaftlich fundiert oder politisch gewollt? Wie weit die Meinungen zu Corona und den Folgen noch immer auseinandergehen, zeigt auch ein Blick auf die Kleine Zeitung Community.
Miteinander diskutieren, statt sich gegenseitig mundtot zu machen, das ist eine Lehre, die man laut User Nikolas Krisitz ziehen sollte: „Was wir daraus lernen sollen? Dass Diskurs die Grundlage jedes gesellschaftlichen Zusammenlebens ist und auch die Wissenschaft nur durch unterschiedlichste Ansätze erfolgreich sein konnte/kann. Hören wir doch auf, einander mundtot zu machen und lernen wir wieder zu diskutieren, die Argumente des anderen zu hören und Consens zu finden. Dieser Appell geht besonders auch an die Medien. Unabhängiger, kritischer Journalismus war das Geschreibsel der letzten Jahre (bis auf wenige Ausnahmen) nicht wirklich.“
Für User Hanst99 ist wichtig, die richtigen Vergleiche zu ziehen, auch mit Blick auf andere Länder: „Es gibt ja genug Möglichkeiten, Strategien anderer Länder rückwirkend zu vergleichen. Das Vorzeigeland Schweden hatte am Anfang der Pandemie eine höhere Sterblichkeit. Das hat die Krankenhäuser auf Kosten der alten Menschen entlastet. Portugal hat dank einer hohen Impfquote ab der Verfügbarkeit der Impfung keine Lockdowns mehr benötigt und viel Geld gespart. Jetzt fühlen sich halt alle Ungeimpften, die nicht schwer krank geworden sind, bestätigt. Rückwirkend hätte ich auch die letzten 40 Jahre keinen Sturzhelm und Gurt gebraucht.“
Versöhnliche Töne in der Aufarbeitungsdebatte schlägt User SamInvictus an: „Ich finde, dass Österreich im Vergleich zu anderen Ländern recht gut durch diese Situation gekommen ist, auch wirtschaftlich betrachtet. Im Nachhinein kann man natürlich immer alles besser wissen. Doch leider ist ein in die Zukunft blicken niemanden möglich und so musste sich unsere Regierung situationsbezogen reagieren. Wie groß wäre doch der Aufschrei gewesen, wenn die Sterblichkeit doch plötzlich auf 5 Prozent oder höher gegangen wäre? Mir persönlich ist in so einem Fall ein vorsichtiges agieren auch lieber.“
Fehlen einer guten Kommunikation
Eine bessere Kommunikation seitens der Politik hätte sich User Lodengrün gewünscht: „(...)Was ich aber rückblickend sehe. Ich war in der Zeit beruflich in der Schweiz, Deutschland und Frankreich unterwegs. In diesen Ländern wurde das mit der Bevölkerung kommuniziert. Bei uns wurde von der ersten Minute die Angstkeule geschwungen, die mit Drohungen weitergeführt und letztlich bei der Impfpflicht landete. Das war unredlich. Anschober war da der gute Geist, der auch in dieser Maschinerie zerrieben wurde.“
Aus Sicht von User Wahlnuss ist eine Aufarbeitung seitens der Politik dringend erforderlich:„(...) Ja, es ist dringlist zu hinterfragen, wie Politiker:innen darauf reagiert haben und warum und was diese Reaktionen bewirkt haben. Auch ist die Rolle der Medien zu beleuchten, man bediente sich derer, um daraus politisches Kapital zu schlagen. So oder so. Anschober allein war wohl zu wenig, ihm gegenüber hätten am runden Tisch Kurz und Kickl sitzen müssen. Mit Wahrheitspflicht. (...)“
Noch keine Konsequenzen wurden aus der Pandemie für das Gesundheitssystem im Allgemeinen gezogen, findet User iq66: „Fakt ist, dass die Gesundheitspolitik aus der Pandemie NICHTS gelernt hat. Es gibt weiterhin keinen brauchbaren Pandemieplan. Und es gibt reichlich Viren auf dieser Welt, die eine Wirtschaft alleine durch Krankenstände in die Knie zwingen können. Die epidemiologischen Grundregeln sind auch wieder vergessen worden. Distance - wash hands - Maske wenn notwendig. Das ist das wirkliche Problem.(...)“
Das Fehlen einer echten Aufarbeitung kritisiert auch Lamax1: „Aufarbeitung?! Es ist notwendig im Nachhinein etwaige Fehler zu besprechen, um sie beim nächsten Mal zu vermeiden. So wie das aber Armin Wolf betrieben hat in diesem Interview klang das wie eine Gerichtsverhandlung, wo ein ehemaliger Akteur auf der Anklagebank saß. Ich finde solche „Im Nachhinein-Besserwisser“ widerlich. (...)“
Bedauern über die stark gespaltene Gesellschaft äußert PiJo: „Die ‚gemeinsame Zukunft‘ wird es nicht mehr geben! Man braucht sich nur all den Hass anschauen, der selbst hier im Forum über Andersdenkende ausgeschüttet wird. Das muss man der Regierung lassen, den Keil hat sie perfekt in die Gesellschaft getrieben. Sie hat das Denunziantentum hochleben lassen!“
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