Tradition oder Rassismus: Sollten Sternsinger auf schwarze Schminke verzichten? Dieses Thema wird seit einigen Tagen heiß diskutiert, nicht nur in unseren Meinungsforen. Auch Experten sind sich uneins und sehen dieses Thema durchaus differenziert. In unserem Pro & Kontra meint etwa Teresa Millesi, Bundesvorsitzende der katholischen Jungschar Österreich, dass das Schminken von Hautfarben nicht mehr zeitgemäß sei. Dem gegenüber sagt Pater Prince Mathew, Kaplan im Seelsorgeraum Voitsberg: „Dunkles Make-up empfinde ich nicht als rassistisch.“ In unserer Frage der Woche lesen Sie die ganzen Expertenmeinungen:
Frage der Woche
Auch in der Bevölkerung gehen die Meinungen auseinander. Mehrere Ortsbewohner von Tillmitsch verweigerten Sternsinger-Kindern den Eintritt, weil das Gesicht des Caspar nicht schwarz geschminkt war. Eine Begleiterin ist schockiert, die zuständige Diözese ortet „seltene Einzelfälle“. Die Community der Kleinen Zeitung ist beim Thema ebenfalls gespalten und diskutiert intensiv, ob die Bemalung eines Kindes mit schwarzer Farbe noch zeitgemäß sei oder nicht.
„Wer seine Augen vor Rassismus und Diskriminierung verschließt, fördert diese“
User „homerjsimpson“ kritisiert das „Blackfacing“: „Der ,Quotenschwarze‘ ist erfunden und kann natürlich weggelassen werden, außer ein Mensch dunklerer Hautfarbe geht mit, dann stellt sich die Frage nicht. Aber dann wird der halt aus anderen Gründen beschimpft. Wer seine Augen vor Rassismus und Diskriminierung verschließt, fördert diese.“ Für Userin „ladygaga“ symbolisieren die Sternsinger die Verehrung von Menschen aller Hautfarben für das Jesukind. „Da wird kein Afrikaner brüskiert. Bisher hat man das immer verstanden, warum jetzt nicht mehr?“
Userinnen und User für Bewahrung der Tradition
Anders sieht es hingegen „Speedyslow“. Er spricht sich für die Bewahrung der Tradition aus und meint: „Entweder macht man etwas richtig oder gar nicht!“ Auf einen anderen Aspekt weist „MonikaMandler“ hin. „Die Gesichtsbemalung der Könige nicht nur mit schwarzer, sondern auch gelber und roter Farbe symbolisiert die Erdteile. Der Schwarze fiel natürlich am meisten auf. In meiner Kindheit wurden die Sternsänger oft bei uns zu Hause verköstigt. Welche Prozedur die ständige Nachschminkerei bedeutete, konnte ich damals hautnah miterleben. Ganz abgesehen von den durch die Schminke verschmutzten Gewändern und der gereizten Gesichtshaut der Kinder“. Ebenfalls auf das Thema der Schminke bezieht sich „chk89“, der selbst ehrenamtlicher Organisator ist, wie er erzählt: „Wir schminken weiterhin nicht! Wieso? Weil die viele Schminke bzw. das Nachschminken für die Kinder, die tagelang unterwegs sind, eine reine Qual ist (z.B. Theme Essen, Taschentücher, Jucken, etc.) und wir außerdem nicht unsere Kleider jeden Tag aufs neue reinigen können.“
„Salziere“ will das Wohl aller in den Vordergrund stellen. „Die 3 heiligen Könige - Könige sind wegen ihres Standes schon hochwohlgeboren und mit allergrößter Wettschätzung von allen bedacht. Mehr geht ja nicht. Und dass die verschiedenen Hautfarben die Vielfalt trotz etwaiger Unterschiedlichkeit und Zusammenhalt unter verschiedenen Völkern symbolisiert, das interessiert die Kritiker an der Darstellung nicht. Unter schwierigen und bei wichtigen Dingen das gemeinsame zu suchen und in die gleiche Richtung zu ziehen, das ist zumindest für mich die Botschaft.“
Den Usern tun auch die Kinder leid
„Satzberg“ findet das Vorgehen jener, die die Türe geschlossen haben, jedenfalls überzogen. Ihm tun „die Kinder leid, die mit viel Freude und Begeisterung Sternsinger sind und dann von so rücksichtslosen und respektlosen Leuten vor der Tür abgewimmelt werden“. User „Steirerbua2020“ meint, die Kinder sollen selbst entscheiden, ob sie sich schminken wollen oder nicht: „Höchsten Respekt vor den Kindern, die durch Kälte (jetzt eher Regen) stapfen - von Haus zu Haus gehen und um Aufnahme bitten. Chapeau!
Ich finde, dass die Kinder klar für sich entscheiden sollen, ob sie sich schminken wollen oder nicht - ob sie einen Bart aufmalen oder nicht.... Lassen wir wenigstens DAS die Kinder entscheiden - ohne Interpretation von Erwachsenen.“
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