Nach dem erfolgreichen Auftakt im Sommer ging es bei der zweiten Sitzung des Leserforums direkt ans Eingemachte. Zur Debatte stand, was den Mandataren beim Studium von Zeitung und Digital-Angebot besonders aufgefallen ist und was die Redaktion derzeit bewegt.
Schon bei der Begrüßung schnitt Chefredakteurin Antonia Gössinger ein oftmals diskutiertes Thema an: Die Ethik in der Berichterstattung, am Beispiel aktueller Fälle, wie des Berufsverbots für einen Kärntner Zahnarzt, des Bootsunfalls am Wörthersee und weiterer chronikaler Ereignisse. Unverständnis in der Leserschaft löste aus, dass bei ersteren beiden Fällen keine Namen genannt wurden. Das wurde unter anderem von Rudolf Prill kritisiert. Redaktionsmanager Michael Sabath erklärte, dass dies aufgrund des Medienrechts geschieht.
Freuen konnten sich die Mandatare über viele positive Rückmeldungen auf ihre Kolumnen in der Kleinen Zeitung. So wurde Gerald Marcolin auf seinen Beitrag zu „Kärnten Läuft“ oft angesprochen, Kathrin Weißmann-Ritzinger bekam als Reaktion Kinderbücher geschenkt und Gabi Pohl fällt auf, dass sie jetzt „in der Region bekannt“ ist. Pohls direkter Draht in die Redaktion wurde auch gleich genutzt, um ihr den Wunsch nach noch mehr Regionalität und Berichterstattung aus dem ländlichen Umfeld mitzugeben.
Über wehleidige Politiker und wichtige soziale Medien
Die Nationalratswahl und der Wahlkampf im Vorfeld standen ebenfalls im Fokus des zweiten Leserforums. Politik-Redakteur Wolfgang Fercher diskutierte mit den Teilnehmer die Berichterstattung und das Angebot der Kleinen: „Digital versuchen wir, möglichst breit aufgestellt zu sein. In der Zeitung setzen wir Themenschwerpunkte“, erläuterte er die Grundstruktur. Es werde immer wichtiger, den Lesern einen Blick hinter die Kulissen zu gewähren, ein Ziel, das sich die Kleine Zeitung für die Nationalratswahl gesetzt hat.
Gleich mehrere Leserforumsmitglieder verfolgten die Diskussionen mit den Spitzenkandidaten, entweder live vor Ort oder via Internetstream. So auch Anja Falger, die bei Matthias Strolz und Bundeskanzler Christian Kern dabei war und es „super findet, dass diese Veranstaltungen kostenlos angeboten werden“. Trotzdem wird im Laufe des langen Wahlkampfs manchem die Berichterstattung zu viel.
Wie sehr die Bedeutung sozialer Medien in der Vorwahlzeit zunimmt, wurde im Plenum kontrovers besprochen, sehr engagiert dabei unter anderem David Hofer und Reinhard Huber, die gemeinsam mit Wolfgang Fercher in einen intensiven Diskurs gingen.
Auch das derzeitige Misstrauen in etablierte Medien, sowie die Wehleidigkeit aller Parteien, nicht genügend Gehör und Raum zu finden, wurden intensiv diskutiert. Chefredakteurin und Politik-Experte konnten hier aber Entwarnung geben: „Die Kleine Zeitung ist unabhängig, Interventionen werden gar nicht erst versucht, weil sie zum Scheitern verurteilt sind“.
Gelungene Umstellung mit kleinen Tücken
Wie rüstet man eine Tageszeitung für die Zukunft? In den Relaunch-Prozess, dessen Hintergründe und Motive, gewährte Projektverantwortlicher Uwe Sommersguter Einblick. Insgesamt ging es darum, aufgeräumter, frischer und auch lebensnaher zu sein.
Dabei sind den Lesern und ihren Mandataren gute Nachrichten besonders wichtig. So freut sich Alexandra Blattnig, wenn sie ein positives Titelbild sieht. „Da geht man mit einem guten Gefühl aus dem Haus.“ Da der Wunsch nach Positivem häufig kommt, wurde im Zuge des Relaunchs der „Lichtblick“ eingeführt, dessen Zuhause die „Tribüne“ mit ihren Kommentaren ist. Für viele Leser bildet sie das Herzstück der Zeitung, Dirk Holger Weissensel nennt sie seine „Lieblingsseite“, von der er „am meisten mitnehmen“ kann.
Besonders viel Zuspruch gab es für die Beilagen am Wochenende, „wo man Zeit zum Lesen hat“. Für stressigere Phasen wünschen sich nicht nur Ulrike Töfferl und Hannah Ziegler kompakte Texte, die schnell auf den neuesten Stand bringen.
Natürlich geht eine Neugestaltung nicht ohne Probleme einher. So kamen gleich nach dem Relaunch Beschwerden über die Schriftgröße bei Informationselementen. „Das haben wir rasch geändert“, erklärte Sommersguter. Vor kurzer Zeit wurde zudem die Titelschrift adaptiert, was von Bettina Rausch wegen der besseren Lesbarkeit Menschen mit schwachem Sehvermögen Lob bekam.
Viel positive Rückmeldungen aus dem Plenum gab es für das Digital-Abo mit App, E-Paper und Webseite, die abgesehen von kleineren technischen Schwierigkeiten zu echten Alltagsbegleitern geworden sind.