Die Grippewelle und der Schneefall haben Kärnten fest im Griff. Dennoch trotzten viele Leserparlamentarier den Umständen und fanden sich zum dritten Treffen des Leserforums in der Redaktion der Kleinen Zeitung in Klagenfurt ein. Hier standen vor allem die bevorstehenden Landtagswahlen am 4. März im Fokus.
In ihrer Einführung machte Chefredakteurin Antonia Gössinger deutlich, wie wichtig eine langfristige und gute Planung der Wahlberichterstattung sei, um auch wirklich jene Schwerpunkte erfolgreich aufzuarbeiten,
die für Kärnten von Bedeutung sind. "Wir wollen uns die Themensetzung nicht von der Politik vorgeben lassen, sondern bewusst aufzeigen, was für die Bevölkerung und die Zukunft des Landes wichtig ist", stellte sie klar. Dieser Ball wurde von den Leserbeiräten aufgegriffen, die vor allem an übersichtlichen Erklärstücken Gefallen finden. "Zahlen, Daten, Fakten, wie beim Artikel "Brennpunkt Schule", so etwas liebe ich", fiel zum Beispiel das Urteil von Kathrin Weißmann-Ritzinger deutlich aus.
"Katastrophaler" Zustand der Straßen
Jan Forobosko stieß ins selbe Horn und lobte die übersichtliche Darstellung der "Wirtschafts-Agenden A bis Z". Reinhard Huber freute sich, dass im Rahmen der Schwerpunktthemen auch mittels Live-Stream übertragene Interviews online unter www.kleinezeitung.at/landtagswahl zu finden seien: "Ich finde dieses neue Kommunikationsmittel spannend.“ Dirk Holger Weissensel nutzte die Gelegenheit und brachte den Vorschlag für ein weiteres Schwerpunktthema ein: den "katastrophalen" Zustand der Straßen und die Schwäche der allgemeinen Infrastruktur im Land. Passend zum Thema wünschte sich Ulrike Töfferl mehr Aufklärung darüber, welche Gesetze die Bundes- und welche die Landesebene betreffen, um zu sehen, wo der neue Landtag tatsächlich eingreifen und gestalten könnte.
Landtagswahl
Was alle Leserbeiräte überraschte, war, wie wenig der Wahlkampf bisher zu spüren war. David Hofer vermutete, dass die Nachwehen des Machtwechsels nach der Nationalratswahl und die Landtagswahl in Niederösterreich der Grund dafür sein könnten. Er merkte auch an, wie wenig Wahlplakate zu sehen wären. Seiner Ansicht nach wären die Plakate zwar nicht wichtig für die persönliche Wahlentscheidung, aber für die Bewusstseinsbildung innerhalb der Bevölkerung, dass eine wichtige Stimmabgabe bevorsteht.
Außerdem wären laut Angelika Wieltschnig und anderen Leserbeiräten noch keine für die Politik wichtigen Themen erkennbar. Beatrix Smetanig brachte es auf den Punkt: "Viele fragen sich, sind die Wahlen wirklich in einem Monat?" Dabei wird die kommende Wahl historisch.Warum, das erklärten Landespolitik-Redakteurin Andrea Bergmann und Chefredakteur-Stellvertreter Adolf Winkler. Durch die Änderung der Landesverfassung wird es nach dem 4. März keine Proporzregierung mehr geben.
Redaktionskonferenz
Bisher stellten alle größeren im Landtag vertretenen Fraktionen Regierungsmitglieder. Nach der nächsten Wahl wird jene Koalition reagieren, die es auf eine Mehrheit der Mandate bringt. Regierungsämter werden künftig ausschließlich von den Koalitionspartnern besetzt. Der Leserbeirat regte an, diesen Aspekt noch häufiger zu thematisieren, um ihn ins Bewusstsein der Wähler zu rufen. Am Ende der Landtagswahl-Diskussion sprach Christine Hitz-Gaggl dann allen aus der Seele, als sie sagte, dass alle für Politik Interesse zeigen und an ihr partizipieren sollten – schließlich gingen politische Entscheidungen jeden etwas an. Für die Mitglieder des Leserbeirates ging es nach der Politik-Debatte weiter in die nächste Diskussionsrunde. Sie nahmen an der abendlichen Redaktionskonferenz teil und rückten bei der Entscheidung über die Titelseite des nächsten Tages (Anm.: Samstag, 3. 2.) von der Rolle der Leser in jene der Blattmacher.
"Was ist unser Aufmacher", fragte Michael Sabath, der an diesem Tag als Deskchef die Konferenz leitete. Sollte es der Erlebnisbericht einer Redakteurskollegin sein, die unter dem Titel "Mein Jahr mit Krebs" sehr persönlich ihre Erfahrungen schilderte, oder doch die Berichterstattung von der Verleihung des Landesordens in Gold für Peter Handke? Das Plenum diskutierte eifrig, Pros und Contras wurden abgewogen. Am Ende stand eine eindeutige, wenn auch nicht einstimmige Entscheidung: Drei Viertel des Leserbeirates wünschten sich Peter Handke als Aufmacher auf der Einser.