Leserbriefe zu „Schlechtes Deutsch in Wiener Schulen“, 25. 11.

Fast die Hälfte der Wiener Erstklässler spricht nicht ausreichend Deutsch. Dies kann man auf die Flüchtlingsbewegungen aus Syrien und der Ukraine zurückführen. Die Deutschkenntnisse in Wien sind ein Beweis für das komplette Versagen der Politik. Es ist zwar richtig, dass einige Kinder nicht ausreichend, oder sehr schlecht, Deutsch sprechen, sie aber ab drei Jahren schon verpflichtend in den Kindergarten zu befördern, finde ich nicht richtig. Es soll jeder selbst entscheiden können, wann sein Kind in den Kindergarten geht.

Man soll immer an den Wurzeln ansetzen und das sind in dem Fall die Eltern. Wie sollen Kinder ordentlich Deutsch lernen, wenn die Eltern es kaum können? Caroline Fabian, Bärnbach

Der Sprache mächtig

Durch meine Erfahrung als Hortassistentin möchte ich meine persönliche Ansicht äußern. 44,6 Prozent von 18.722 SchülerInnen der ersten Klasse verstehen aufgrund mangelnder Sprache den Unterricht nicht. Christoph Wiederkehr von den Neos begründet diese Krise durch die Flüchtlingsbewegung aus Syrien und der Ukraine. Mir sind solche Fälle in der Praxis aufgefallen. Viele Kinder – unter ihnen Zuwanderer – haben Probleme mit Deutsch. Sie verstehen ihre Lehrer oder PädagogInnen nicht.

Der Bildungssprecher der ÖVP möchte einen verpflichtenden Kindergartenbesuch ab drei Jahren für Kinder mit Förderbedarf einrichten. Hierbei stimme ich ihm zu! Die Kinder werden es viel einfacher im Kindergarten, in der Schule oder generell im sozialen Leben haben, wenn sie die Amtssprache beherrschen. Die Grünen haben meines Erachtens den besten Plan, da sie fixe Deutschförderkräfte für jeden Kindergarten bei Bedarf einfordern möchten. Rebecca Fara, Felixdorf

Schuldzuweisungen

Sie schreiben, dass eine hohe Anzahl von Wiener Schülern schlechte Deutschkenntnisse haben und die Politik zu wenig dagegen unternehme. Ich vertrete die gleiche Meinung, dass ein Mangel an Sprachförderkräften besteht, jedoch wissen viele Eltern auch gar nichts über bestehende Förderprogramme. Außerdem ist jede „Mini-Maßnahme“ ein Schritt in die richtige Richtung.

Das Lernen von Sprachen entwickelt sich im frühen Kindesalter und somit muss dort angesetzt werden, um spätere Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben besser beheben zu können. Auch darf der Aspekt des spielerischen Lernens nicht außer Acht gelassen werden, weswegen der Ansatz, Kindergärten „aufzurüsten“, gut ist.

Es bringt nichts, sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben, wie es die verschiedenen Parteien machen. Diese sollten lieber an einem Strang ziehen und gemeinsam mit der Bevölkerung eine Lösung für die erschreckend hohen Zahlen ausarbeiten. Marco Kaspar, Leibnitz

Lösungsorientiert

Aus einer Anfrage an das Büro von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr hat sich die Information ergeben, dass fast 50 Prozent der SchülerInnen in Wien aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse dem Unterricht nicht folgen können. 60 Prozent der SchülerInnen wiederum seien aber mit außerordentlichem Status versehen. Man darf nicht vergessen, dass viele Kinder mehrsprachig aufwachsen. Wichtig ist es, Vorurteile zu vermeiden. Man sollte überlegen, wie man die Mehrsprachigkeit nutzen kann, aber gleichzeitig die Deutschkompetenzen verbessert werden. 

Es ist sinnvoller, das Thema sachlich und lösungsorientiert anzugehen. Zusätzliche Sprachförderung und mehr Deutschunterricht für SchülerInnen wären sehr hilfreich. Eine stärkere Zusammenarbeit, auch mit den Eltern der Kinder, kann langfristig helfen, die Situation zu verbessern. Mit einer vergünstigten Nachhilfe wäre bestimmt auch geholfen. Jasmin Heizer, Bruck an der Mur