Offen gesagt „Wie viel Moral wollen wir?“, 17. 11.
Aus der Komfortzone zu treten, „unseren“ exzessiven Lebensstil und die selbstverständlich-unreflektierten Gewohnheiten, die Mensch und Umwelt stressen und gefährden, infrage zu stellen und sie in einen vernünftig-maßvollen Rahmen zu bringen, ist eine Zumutung, die existenziell berührt und beunruhigt. Unser gutes Leben sollte nicht auf Kosten anderer und unserer natürlichen Ressourcen gehen (das wäre Lebensstil-Zynismus). Das vernünftige Maß ist vor allem im Zusammenhang mit Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Journalismus zu thematisieren und zu diskutieren. Zur politischen Bescheidenheit, die elitär-arrogante Präsentationen ausschließt, gehört, dass die Menschen und ihre Probleme wahrgenommen werden, dass sie das Gefühl bekommen, wertgeschätzt zu werden (vor allem jene im materiellen und seelischen Alltagskampf), und dass keiner abgehängt wird (das würde vermutlich auch die extrem-politischen Ränder schwächen). Dass Wissenschaft intellektuell bescheiden in Erscheinung treten sollte, Bildung und kritisches sowie vernetztes Denken fördert, ist eigentlich im wissenschaftlichen Anspruch enthalten.
Hoffentlich kommen die ÖVP, die SPÖ und die Neos in ihren Gesprächen bald zu einem Regierungsprogramm, das vielleicht unter dem Wahlspruch „Für Maß, Gerechtigkeit und Zukunft“ stehen könnte und ein großes Gespräch über eine „Kultur des Vernünftig-Maßvollen“ anstößt. Das Maßvolle, das durchaus gutes Leben bewirken kann, ist vielleicht ein Gebot der Stunde.
Andreas Rakowitz, Völkermarkt
Jubelmeldung?
Bundeskanzler Nehammer und Umweltministerin Gewessler haben nun endlich einen Grund zum Jubeln: Ab sofort ist die Leitung für „Russengas“ nach Österreich abgedreht, die Tanks der OMV sind fast voll, unser neutrales Österreich ist gegenüber Russland nicht „in die Knie gegangen“ und nun auch nicht mehr durch den Kriegstreiber Putin erpressbar. Man kann allerdings diese Jubelmeldung auch anders lesen: Die OMV schuldete dem teilstaatlichen russischen Energieunternehmen Gazprom 230 Millionen EURO aus „erstrittenen“ Schadenersatzansprüchen wegen unregelmäßiger Lieferungen – weshalb man geliefertes Gas einfach nicht mehr bezahlt hatte. Die Reaktion der Gazprom ist wirtschaftlicher Usus, man hat weitere Lieferungen an uns eingestellt.
Übrigens, rund zwei Drittel der bisherigen russischen Gas-Lieferungen hatte die OMV (wohl mit sattem Gewinn) über die Gasbörsen an Dritte verkauft. Wer nun hofft, dass dieses „Körberlgeld“ prompt den Kunden in Österreich zugutekommen wird, wird wohl bald eines Besseren belehrt werden – auch die Preise für TLG-Gas aus Übersee werden mit Garantie steigen und unsere „Wirtschaftspartei“ wird, wie bisher bei Mietkosten und Lebensmitteln, auch bei der Energie keinen „Deckel“ einziehen. Und wir „kleine Österreicher“ werden uns wohl darauf einstellen müssen, statt eines Urlaubs an der Adria unsere Strohhüte zur Wärmegewinnung im Zusatzofen zu verheizen.
Dr. Otto Wanker, Deutschlandsberg
Sparvorschläge
Ein Vorschlag für die Armutsbekämpfung bzw. den effizienten Einsatz von Lebensmitteln wäre das Angebot von Kochkursen. Wie und was hat man in sogenannten schlechten Zeiten gekocht? Welche einfachsten und günstigsten Speisen gibt es? Müssen es Fertigprodukte sein? Wie wäre es mit Gemüse am Balkon oder in Kleinstgärten? Wie verwerte ich Übriggebliebenes? Bewusst einkaufen! Flicken statt wegwerfen. Reparieren statt wegwerfen. Kleidung weitergeben bzw. „annehmen“ – oder muss immer alles neu sein? Ein Haushaltsbuch führen. Viel Erfolg!
Josef Rauscher, Radnig