Leserbriefe zu „Trump bringt seine Hardliner in Position“, 13. 11., „Was Trump für die Ukraine bedeutet“, 12. 11
Trump ist der Wahlsieger: Es gibt aber trotzdem keinen Grund für irgendwelche Ängste. Er ist zwar ein Mann der starken Sprüche, aber auch er muss sich den Realitäten auf politischer und wirtschaftlicher Ebene beugen. Die da sind: Er kann die Nato-Partnerschaft nicht schleifen lassen, denn er braucht Europa als Gegengewicht gegen Russland mehr denn je. Denn im Zeichen des drohenden Konflikts zwischen China und Taiwan muss er sich den Rücken freihalten, schließlich sind auch die militärischen Ressourcen einer Supermacht nicht unbegrenzt.
Wirtschaftlich droht er gerne mit der Strafzollkeule. Auch da ist ihm sicher bewusst, wenn er beginnt den globalen Freihandel einzuschnüren und damit das Wachstum bedroht, bringt das Nachteile für alle Beteiligten, denn auch die Betroffenen werden sich wehren.
Dass er den Klimaschutz einbremst, ist natürlich eine globale Katastrophe, aber er ist wenigstens so ehrlich, das öffentlich zu sagen. Wir Europäer verstecken uns gerne hinter Worthülsen und Sprechblasen, sind uns aber im stillen Kämmerlein ebenfalls einig, dass das Wachstum der Wirtschaft Vorrang vor dem Klimaschutz hat. Und für die Mehrheit der Bevölkerung hat materieller Wohlstand ebenfalls Vorrang vor Umweltschutz.
Die Schöpfung wird mit der weiteren Erwärmung „sicher zuwarten“, bis in vier Jahren wieder ein Präsident am Ruder ist, mit dem man vernünftig über Schutzmaßnahmen verhandeln kann. Wie sagte einst der deutsche Kanzler Konrad Adenauer: Gestern standen wir noch vor einem Abgrund, heute sind wir schon einen Schritt weiter. Josef Rosenberger, Sinabelkirchen
Frieden in der Ukraine
Dass Trump bei der Besetzung seines Kabinetts auf loyale Personen setzt, kommt nicht überraschend. Auch wenn zahlreiche Hardliner darunter zu finden sind, geben einzelne Personalentscheidungen aus meiner Sicht Anlass zu einem Funken Hoffnung. So ist Fox-News-Moderator Pete Hegseth, der politisch zwar als unerfahren gilt und nun Verteidigungsminister werden soll, eigentlich ein Unterstützer der Ukraine. Er kritisierte in der Vergangenheit unter anderem die Biden-Regierung für zu langsame Waffenlieferungen und betonte zudem, dass ein Waffenstillstand Russland nur dabei helfen würde, sich neu aufstellen zu können.
Es ist wohl davon auszugehen, dass Trump enormen Druck – sowohl auf die Ukraine als auch auf Russland – ausüben wird, um eine nachhaltige Lösung in diesem Konflikt zu erreichen. Von essenzieller Bedeutung wird es sein, dass es sich nicht um einen Verhandlungsfrieden handelt, der Kreml-Chef Putin dazu befähigt, den Krieg deutlich gestärkt in ein paar Jahren fortzuführen. Ich bin vorsichtig optimistisch, dass unter der Präsidentschaft Trumps Frieden in der Ukraine einkehren kann. Ingo Fischer, Lavamünd
Überholtes Wahlsystem
Die demokratisch gesinnte Welt gibt sich mehr oder minder schockiert über den nicht vorhersehbaren „Erdrutschsieg“ von Donald Trump. Das ist schon erstaunlich, denn letzten Endes trennen gerade knappe drei Prozent an Gesamtwählerstimmen den „überragenden“ Sieger Trump von der „Verliererin“ Harris. Würde es in den USA nicht das anachronistische System der „Wahlleute“ geben, dann wäre Trump erst jetzt erstmals der knappe Gewinner der Wahl gewesen, denn schon Hillary Clinton erreichte 2016 mehr Stimmen als er. Für einen großen Jubel aufseiten der Republikaner kein wirklicher Grund.
Hätten nicht so viele Latinos (45 Prozent), immerhin 15 Prozent der Bevölkerung, nicht so deutlich für Trumps Abscheu vor den „schwer kriminellen“ Migranten gestimmt, damit nicht noch mehr Konkurrenten aus ihren eigenen Herkunftsländern nachwandern, und hätte good old Joe (Biden) nicht bis zuletzt mehr als peinliche Versprecher produziert, wer weiß, wie die Wahl dann ausgegangen wäre. Zu übertriebener Trauer besteht jedenfalls keinerlei Anlass, begründeter Ärger über das längst überholte Wahlsystem der sonst doch so „modernen“ USA aber sehr wohl.
Dr. Adolf Heschl, Pöllau
Bessere Politik?
Trump oder EU, wer vertritt seine Bürger besser? Die EU will die Welt retten und macht dafür auch Schulden. Trump stellt sein Land an erste Stelle – mit allen Mitteln.
Wer macht also die bessere Politik für seine Bürger? Herbert Illmeier, Graz
Retter gesucht
Ich fürchte, die USA sind jetzt endgültig im DC-(Comic-)Universum angekommen. Der Joker und die ICE-Lady lenken nun nach Belieben die Geschicke der Nation und womöglich der ganzen Welt.
Die Frage ist nur: Wo bleibt Batman? Wolfgang Cencic, Seiersberg-Pirka
Unabhäängig werden
Nach Trumps Wahlsieg sollte sich Europa damit beschäftigen, wie man eine eigene Sicherheitspolitik bzw. Außenpolitik macht, um sich in Zukunft nicht von der USA abhängig zu machen.
Europa hätte mit seinen fünfhundert Millionen Einwohnern eine Macht, wenn sie zusammenhalten, egal wie der Präsident in Amerika heißt.
Walter Pferschy, Kirchberg
Kriegsentscheidend
Den ukrainischen Streitkräften fehlen Soldaten, Waffen und Munition, um das Gebiet Donezk dauerhaft halten zu können. Auch die ukrainische Luftverteidigung ist lückenhaft. Sollte den russischen Truppen ein Durchbruch gelingen, könnten sie relativ schnell bis zum Fluss Dnipro vorstoßen. Entscheidend für den Ausgang des Krieges in der Ukraine ist die weitere Unterstützung durch die USA.
Die ukrainischen Streitkräfte stehen vor der Herausforderung eines Abnützungskriegs. Der neue US-Präsident Donald Trump will nach seinem Amtsantritt die Militärhilfe kürzen, aber rasch mit Friedensverhandlungen beginnen, um einen Waffenstillstand in der Ukraine zu erreichen. Zunächst soll der Krieg mit dem zum aktuellen Zeitpunkt bestehenden Frontverlauf eingefroren werden und eine Pufferzone beide Kriegsparteien trennen.
Eine solche Lösung wird jedoch weder vom ukrainischen Präsidenten Selenskyj noch vom russischen Präsidenten Putin angestrebt. Sie würde den bewaffneten Konflikt und einen gerechten Frieden nur verzögern. Das Völkerrecht bliebe jedenfalls auf der Strecke. Kurt Gärtner, Oberst i. R., Wels