Leserbriefe zu „Dieses Mal ist Trump besser vorbereitet“, 8. 11.
Was, wenn Trump eine Frau wäre? Wenn Trump eine Frau wäre, wäre sie nicht weit gekommen und hätte nicht die geringste Chance auf die Präsidentschaft gehabt. Ihr Alter, ihre kriminellen Aktionen, ihr unmögliches Benehmen, ihre ordinären Bemerkungen und sexuellen Eskapaden hätten die Menschen schockiert. Trumps widerliches Verhalten wird hingegen von mehr als der Hälfte der Amerikaner toleriert oder auch als bodenständig männlich empfunden. Sie haben kein Problem damit, dass er mit dem Sturm auf das Kapitol die Demokratie gefährdet hat.
Kamala Harris, eine hoch qualifizierte Juristin und beinahe 20 Jahre jünger als ihr politischer Gegner, wurde von Trump und seinen Anhängern pausenlos verbal angegriffen und erniedrigt, weil sie eine Frau ist. Frauen sind überall im Hintertreffen, auch in Österreich. Sie bekommen weniger Lohn als Männer, machen die meiste unbezahlte Arbeit im Haushalt und in der Kindererziehung, laufen Gefahr, von ihrem Partner gegen eine Jüngere ausgetauscht zu werden, wenn sie nicht mehr attraktiv genug sind. In manchen Berufen sind Frauen schon mit 30 Jahren mehr oder weniger abgeschrieben, während die Männer stolz ihren Bauch vor sich hertragen dürfen. Angesichts der Frauenfeindlichkeit in anderen Ländern kommt mir das Grauen. Die Mädchen dürfen die Schule nicht besuchen, nicht studieren, werden zu Hause gehalten, geschlagen, etc. Die Frauen verrichten die meiste Arbeit, werden verachtet oder gar missbraucht. Sie sind der Gewalt grausamer Machos ausgeliefert und haben keine Chance auf Bildung und Würde.
Verglichen mit diesen barbarischen Zuständen, geht es den Frauen hier gut, abgesehen von den vielen Femiziden. Muss ich mich bei den mächtigen Männern bedanken, dass ich studieren durfte und meinen Lebensunterhalt selbst bestreite? Ist es nicht das Recht jeder Frau auf dieser Welt, in Freiheit und Würde zu leben, die gleichen Chancen zu haben und nicht aufgrund des Geschlechts diskriminiert zu werden? Scheinbar nicht, denn in den USA hat wieder einmal das Machotum gesiegt. Eine Änderung männlicher Verhaltensweisen ist leider nicht in Sicht. Frau muss damit leben oder sterben, wie es die vielen Femizide in unserem Land demonstrieren. Lydia Straka, Graz
Voll im Trend
Wenn man von der eigenen hohen Meinung und moralischen Überlegenheit überzeugt ist, macht man immer wieder die gleichen Fehler und wundert sich. Wer trat beim ersten Wahlerfolg gegen Trump an? Eine Frau! Und jetzt – welche Überraschung! – eine Frau und zum Drüberstreuen hat diese auch noch einen dunklen Teint, was in den USA und nicht nur dort als Double Down gesehen wird. Es ist eben nicht nur die Wirtschaft entscheidend.
Rassismus in trauter Gemeinsamkeit mit Frauenfeindlichkeit sind wieder voll im Trend. Was in den USA Mode ist, wird in Europa immer kopiert. Anscheinend ein Naturgesetz und dagegen kann man kaum etwas unternehmen, oder?
Harald Schallerl, Preßguts
Abwarten
Kamala Harris war in der heißen Phase des Wahlkampfs auf dem Cover der „Vogue“. Mit modischem Outfit und teurem Schmuck, beides kann sich die amerikanische Durchschnittsbevölkerung nicht leisten. Ganz anders Trump. Er hilft bei McDonald’s und suggeriert somit seine Verbundenheit mit den „kleinen Leuten“. Früher einmal war die Demokratische Partei als Arbeiterbewegung bekannt. Jetzt aber wählen hauptsächlich Eliten diese Partei. Jetzt fällt mir ein, da gibt es doch Parallelen zu Österreich, oder zu Deutschland? Menschen, die eine tiefe Abneigung gegen den neuen Präsidenten der USA, was nicht von ungefähr kommt, haben, sage ich: abwarten, in vier Jahren wissen wir mehr. Außerdem war Trump schon einmal Präsident. Die Welt besteht immer noch.
Werner Stitz, Voitsberg